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Tag 69

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18. Dezember 2013

Manfred Götzl, Richter. Siegfried Mundlos, 67, Vater von Uwe Mundlos, emeritierter Professor für Informatik aus Jena. Er sagte auch an Tag 70 aus.

(Bevor Mundlos mit seiner Aussage beginnt, packt er auf dem Zeugentisch eine Wasserflasche und einen Apfel aus.)

Götzl Beschreiben Sie uns Ihren Sohn, wie er aufgewachsen ist. (Mundlos holt einen großen Block mit dicht beschriebenen Seiten aus seiner Tasche.) Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie von sich aus erzählen, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist, zunächst ohne Aufzeichnungen.

Mundlos Ich möchte zunächst darum bitten, dass hier die Unschuldsvermutung für meinen Sohn zu gelten hat, in der Öffentlichkeit ist das ja nicht der Fall.

Götzl Es geht nicht darum, dass Sie hier Statements abgeben. Es geht uns um die Themen, die ich genannt habe, nur darum geht es.

Mundlos Es ist doch ein Grundprinzip, dass alles miteinbezogen wird, das der Wahrheitsfindung dient.

Götzl Das ist aber unsere Aufgabe und wir werden uns darum kümmern. Das ist nicht Aufgabe des Zeugen.

Mundlos Ich muss mir seit fünfzehn Jahren anhören, dass da angeblich eine Bombenwerkstatt existiert hat. Ich bin nicht nur Zeuge, sondern auch Verletzter. Aber gut, ich werde jetzt zügig Ihre Fragen beantworten: Mein Sohn ist 1973 geboren. Uwe war hilfsbereit und sehr lieb zu seinem behinderten älteren Bruder. Er wäre sicher als systemkritischer Kämpfer durchgegangen. Mein Sohn ist extrem ehrlich, und da hat es gewisse Schwierigkeiten gegeben. Er ist in den rechten Bereich abgedriftet. Was den beruflichen Werdegang betrifft, hat er eine Lehre begonnen als Datenverarbeitungskaufmann. 1992 hat er seine erste Freundin kennengelernt: Beate. Sie ging gerne in die Disco und war nicht einverstanden, dass mein Sohn Stiefel anhatte. Ich dachte, die beiden raufen sich zusammen und es gelingt Beate, ihn von diesem Spleen abzubringen. Vor 1990 war mein Sohn auf keinen Fall ein Rechter.

Er hat dann bei der Beate mitgewohnt, bei der Mutter. 1994 hat dann Beate den Uwe Böhnhardt kennengelernt. Viele aus seinem Freundeskreis hatten damals finanzielle Probleme. Die Autorität der Ordnungsmacht war geschwunden. Aber Diebstähle, toi, toi, toi, das hat mein Sohn nicht notwendig gehabt. Er wollte das auch bei seinen Freunden verhindern, aber das ist nicht immer geglückt. Damit sich die jungen Leute nicht von irgendwelchen Rattenfängern fangen lassen, habe ich im Rahmen meiner bescheidenen Ressourcen Möglichkeiten geboten und Freizeitangebote gemacht. Wir sind zum Camping gefahren nach Mecklenburg. In Zeitz gibt es einen Tagebausee. Ich sagte, fahrt doch dahin, Angeln, Campen, Lagerfeuer – dann seid ihr aus dem Neubauviertel weg und könnt nicht so viel Unsinn machen.

Jetzt kommt die Sache mit dem rechten Gedankengut, das hat mich sehr geärgert. Ich muss betonen, dass Beate, solange ich sie gekannt habe, alles andere als rechts war. Ich hätte sie eher dem linken Spektrum zugerechnet. Sie war kinderlieb und wäre gerne Kindergärtnerin geworden, musste aber Gärtnerin werden. Wenn sie jetzt etwas sagen würde, könnte sie mich korrigieren. Aber sie sagt ja leider nichts.

Im August 1994 in Chemnitz wurde Uwe wegen des Besitzes verfassungsfeindlicher Symbole angeklagt. Dabei hatte er nur im Portemonnaie ein Visitenkärtchen von Charlie Chaplin gehabt, dem großen Eroberer. Das gibt nur Ärger, die Leute verstehen den Witz nicht, sagte ich damals. Todernst rückten Polizisten an, wir sollten einer Hausdurchsuchung zustimmen. Der junge Polizeioffizier, der die Truppe angeführt hat, war derart rabiat, er wollte gleich die ganze Wohnung stürmen lassen. Abends bin ich nach Chemnitz gefahren, um meinen Sohn bei der Polizei abzuholen. Er musste 720 Mark zahlen, und es gab eine Eintragung im Bundeszentralregister. Wir haben das zähneknirschend gezahlt. Sind irgendwelche Leute von der Presse da? (Er dreht sich um und schaut zur Zuschauertribüne.)

Götzl Bitte konzentrieren Sie sich auf mich und antworten Sie auf meine Fragen.

Mundlos Das wird aber immer falsch geschrieben. Vielleicht können die Herren von der Presse das korrigieren.

Jedenfalls ist Uwe dann nach Ilmenau, um das Abitur nachzuholen. Ich dachte, vielleicht lernt er dort vernünftige Leute kennen, um den Schleier des Rechten loszuwerden. Leider habe ich mich da getäuscht. Mir ist aber auch klar: Wenn der Verfassungsschutz über 200 000 Mark in den Tino Brandt investiert, der die jungen Leute in einen VW-Bus packt und zum rechten Konzert nach Bayern fährt, dann ist es kein Wunder, wenn später zehn, fünfzehn naive junge Leute festgenommen werden.

Götzl Woher wissen Sie das? Uns interessiert das, was Sie selbst erlebt, gesehen haben. Das ist wichtig. Wir sind gut beschäftigt mit dem, was Sie wissen.

Mundlos Sie wollen mir signalisieren, dass Tino Brandt hier geladen wird?

Götzl Ich will gar nichts signalisieren. Herr Doktor Mundlos. Bleiben wir bei dem Beweisthema, wie er aufgewachsen ist, Ihr Sohn, seine Beziehung zu Frau Zschäpe und Herrn Böhnhardt.

Mundlos Da bin ich doch gerade dabei. Lassen Sie mich doch mal aussprechen, dann erfahren Sie alles. Nach der Armeezeit kamen Beate und Uwe Böhnhardt sofort am Wochenende und hingen an ihm dran. Wie kann das sein, dass die Freundin mit dem neuen Freund regelmäßig den Exfreund aufsucht? Übrigens: Die Betreuung von Gefangenen spielte damals für ihn eine Rolle, ich hab das als eine Art Sozialarbeit empfunden. Da tauchte auch der Name Starke auf.

(Mundlos spielt auf Thomas Starke an, ein führendes Mitglied der neonazistischen Vereinigung »Blood & Honour«. Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos lernten ihn auf einem Konzert kennen und schrieben ihm, als er später in Haft saß. Starke war aber auch V-Mann des Berliner LKA und lieferte den Ermittlern bei mehreren Treffen Hinweise auf das Trio und dessen Unterstützer.)

Götzl Was soll ich mir da vorstellen, was Sie aus eigener Kenntnis wissen?

Mundlos Sie sind zu ungeduldig.

Götzl Ich bin nicht ungeduldig. Das kommt bei mir so an, dass ich nicht verifizieren kann, ob Sie das von anderen erfahren haben oder aus der Presse, das bleibt völlig offen. Differenzieren Sie, was Sie selbst wissen und was Sie von Dritten erfahren haben. Bitte beherzigen Sie das.

Mundlos Nehmen wir mal den Fall Starke. Als mein Sohn bei mir noch wohnte, hat er einen Brief geschrieben, an einen Häftling im Gefängnis, und schickte nette Grüße. Da wurde der Name Starke erwähnt. Er hat großen Einfluss auf ihn ausgeübt, er hatte Ehrfurcht vor diesem Menschen. Ich habe erfahren, dass Starke ein V-Mann des LKA Berlin ist, wenn Sie das noch nicht wissen, Herr Richter.

Götzl Machen wir weiter bei den Kontakten zu Herrn Böhnhardt und Frau Zschäpe.

Mundlos Ich kann nur sagen, dass unser Sohn, als er seinen Wehrdienst beendet hatte, gesagt hat, dass Beate jetzt mit Böhnhardt zusammen ist. (Er hat einen Apfel ausgepackt und beißt hinein.)

Götzl Wenn Sie Hunger haben, machen wir jetzt eine Pause.

(Wenige Minuten später setzt Götzl die Verhandlung fort.)

Götzl Sind Sie jetzt frisch gestärkt?

Mundlos Das war jetzt nicht gegen Ihre Autorität gerichtet, dass ich in den Apfel gebissen habe, Herr Richter.

Götzl Na ja, ich mache das hier auch schon ziemlich lange. Aber Sie sind bisher der einzige Zeuge, der hier seine Brotzeit ausgepackt hat. Aber machen wir weiter: Von 1992 bis ’94 war Ihr Sohn mit Beate Zschäpe zusammen. Wie muss ich mir das vorstellen?

Mundlos Sie kam mal über Weihnachten zu uns. Oder hat auf die Kinder der Cousine sehr lieb aufgepasst, beim Grillen im Garten.

Götzl Wann wohnte Ihr Sohn bei Beate Zschäpe und ihrer Mutter?

Mundlos Von etwa Mitte/Ende 1992 bis März 1994. In der Armeezeit ist er wieder ausgezogen.

Götzl Wie oft haben Sie ihn gesehen?

Mundlos Sie wissen doch, wie das bei jungen Männern ist. Wenn die Wäsche schmutzig ist, kommt das Wäschepaket nach Hause und die Mutter muss es waschen. Er kam jede Woche mal nach Hause.

Götzl Wie sind die beiden miteinander umgegangen?

Mundlos Sie sind nett miteinander umgegangen, gleichberechtigt, wenn Sie das so hören wollen.

Götzl Ich will gar nichts hören. Wissen Sie, warum die Beziehung zu Ende gegangen ist?

Mundlos Da kann ich Ihnen gar nichts sagen. Ich habe ihn gefragt, warum er sich noch mit ihnen trifft, aber er hat nichts gesagt. Im Sommer 1994 kam er an, mit seinem Rucksack, und sagte, er will wieder bei uns einziehen. Es ist mit Beate aus, Beate hat einen neuen Freund. Erst 1995 im Frühjahr tauchten die wieder auf, als unser Sohn von der Armee zurückgekommen ist.

Götzl Die politische Gesinnung Ihres Sohnes – haben Sie mit ihm darüber gesprochen?

Mundlos Mein Sohn sagte mal, Vati, kannst mir die Leiter geben, wir wollen Plakate aufhängen. Ich entgegnete: Nein, kriegst du nicht. Das ist doch irreal, dass ihr in zehn, fünfzehn Jahren an die Macht kommt. Der Kapke wollte Demos anmelden, und da hat er meinen Sohn oder Beate als Platzhalter gebraucht.

Götzl Wurden die Plakate bei Ihnen zu Hause aufbewahrt?

Mundlos Nein, das Zeug kam mir nicht ins Haus. Auch meinen Transporter habe ich nicht hergeliehen.

Götzl Was haben Sie denn zu seinen Aktivitäten gesagt?

Mundlos Dass die jungen Leute in der Lage wären, alle staatlichen Aufgaben zu übernehmen, ist Traumdenken, habe ich Uwe gesagt. Sie können nicht mehr Geld ausgeben, als erwirtschaftet wird. Ich habe gesagt: Uwe, was du da machst, das ist völlig unrealistisch.

Götzl Ist inhaltlich diskutiert worden von Ihrem Sohn?

Mundlos Er hatte ein hohes soziales Bewusstsein. Es hat ihn gestört, dass viele Eltern seiner Freunde arbeitslos sind. Ich habe fast einen Vorwurf gespürt, dass es uns nicht so geht. Ich kann verstehen, dass da manch einer die Orientierung verloren hat in der Wende.

Götzl Sie sprachen von einem hohen sozialen Bewusstsein bei Ihrem Sohn. Inwiefern hatte er das?

Mundlos Ja, er hat versucht, seinen Freunden zu helfen, wenn einer in Bedrängnis war. Vor allem bei Uwe Böhnhardt. Da habe ich mich mal maßlos geärgert, das liegt auch an Brigitte Böhnhardt.

Götzl Wie meinen Sie das?

Mundlos Der Prozess mit dem Puppentorso – das geht jetzt aber hart gegen Frau Böhnhardt: Das wurde ja dem Herrn Böhnhardt zur Last gelegt. Aber Frau Böhnhardt wollte, dass mein Sohn ihrem Sohn ein Alibi gibt. Sie stiftete ihn zu einer strafbaren Handlung an. Diese Frau hat immer andere junge Leute bewegt, für ihren Sohn die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Sie hat doch für ihr Rippchen auch andere Leute bewegt, Geld dorthin zu transportieren. Obwohl sie wusste, dass ihr Sohn ein absoluter Zeitzünder ist.

Götzl Was meinen Sie damit?

Mundlos Der Herr Uwe Böhnhardt hat von 1988 an systematisch eine kriminelle Laufbahn begonnen. Mit dem jungen Mann ist etwas schiefgelaufen, was ich nicht erklären kann. Er war tatsächlich eine tickende Zeitbombe. Bekannte aus der Szene sagten mir, das ist ein ganz gefährlicher Mensch. Der kann dich abstechen. Das sagten auch Leute, die keine Feiglinge waren. Sie haben ihn als Psychopathen geschildert. Das muss der Familie Böhnhardt bekannt gewesen sein. Aber das haben sie systematisch verschwiegen. Mein Sohn wusste nicht, mit welchem Menschen er sich da abgab.

Götzl Hat man als Vater nicht die Aufgabe auf seinen Sohn einzuwirken? Wieso haben Sie das nicht mit Ihrem Sohn besprochen?

Mundlos Sie sind ein kleiner Klugsch …

Götzl (unterbricht) Was fällt Ihnen ein! Mich so anzugehen! Noch einmal, und Sie müssen mit Ordnungsmitteln rechnen, Herr Doktor Mundlos.

Mundlos Sie dürfen mich ruhig Professor nennen.

Götzl Nein, ich nenne Sie Doktor Mundlos, weil das Ihr Name ist.

Mundlos Ich bin berechtigt, diesen Titel zu führen.

Götzl Noch mal: Warum haben Sie das nicht besprochen mit Ihrem Sohn?

Mundlos Zur damaligen Zeit waren die Entwicklungen nicht bekannt. Und Sie tun da so arrogant.

Götzl Ich warne Sie, Herr Doktor Mundlos.

Mundlos Herr Professor Mundlos.

Götzl Wie hat der Kontakt zwischen Ihnen ausgesehen?

Mundlos Ich war der Vater, das war mein Sohn.

Götzl Können Sie das genauer beschreiben?

Mundlos Ich habe Computerlehrgänge in seiner Klasse durchgeführt und habe mir Mühe gegeben, dass die Klasse und mein Sohn Vorteile haben. Mein Sohn war ein systemkritisches Kind. Er hat sich in die systemkritische Ecke hineinmanövriert in der DDR. Alle Eltern, die eine SED-Karriere hatten, warnten ihre Kinder, keinen Kontakt mit unserem Sohn zu haben. Bis zur Wende war er systemkritisch und hat auch gegen die Stasi demonstriert. Dann kam er in den rechten Sektor, weil er starke Leute an seiner Seite haben wollte. Der Beate war es lästig, einen Freund zu haben, der durch sein rechtes Aussehen Aufsehen erregt – auch wenn er eigentlich eine ganz harmlose Seele war.

Götzl Ich habe Sie nach dem Verhältnis zu Ihrem Sohn gefragt.

Mundlos Ich habe immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Sohn gehabt. Ich habe ihm immer meine Kritik direkt ins Gesicht gesagt. Den Umfang der rechten Aktivitäten habe ich aber erst durch die Protokolle der Polizei und der Journalisten erkannt. Von Demonstrationen habe ich nichts gewusst. Ich habe damals gedacht, er denkt jetzt wieder klarer, weil er sich entschieden hatte, das Abitur nachzuholen.

Götzl Wie war das Verhältnis zu seiner Mutter?

Mundlos Auch sehr gut. Meine Frau ist eine freundliche, nette, umgängliche Frau. Selbst als er geflohen war 1998, hat sich für sie nichts geändert. Es gibt keinen Grund, dass er vor seiner Familie geflohen wäre. Es gab keinen Grund in der Familie, dass er in die rechte Szene abgedriftet ist. Schade, dass der Opa so früh gestorben ist. Der hätte ihm erzählen können, wie das damals wirklich war.

Götzl Und das Verhältnis von Uwe zu seinem behinderten Bruder?

Mundlos Rührend hat er sich um ihn gekümmert. Das Einzige, was wir ihm vorwerfen: Er hat nicht daran gedacht, dass er später bei der Betreuung des Bruders helfen muss, wenn die Eltern nicht mehr so rüstig sind.

Götzl Wie tief war denn die rechte Gesinnung Ihres Sohnes?

Mundlos Er war jedenfalls nicht erpressbar, weil er noch keine Straftaten begangen hatte. Ich dachte, er könnte noch austreten aus diesem Bereich. Aber ich möchte zum Kern der Dinge kommen: Dass man das Trio bewusst fliehen hat lassen. Der Verfassungsschutz hat ihn rund um die Uhr beobachtet, um ihn psychisch unter Druck zu setzen. Dieser Psychoterror hat enorm dazu beigetragen, Uwe Böhnhardt und meinen Sohn noch irrer zu machen.

Götzl Wie war der Kontakt zu Ralf Wohlleben?

Mundlos Er lieh den dreien das Auto zum Untertauchen. Deswegen habe ich den Ralf Wohlleben eineinhalb Wochen hin- und hergefahren zwischen Wohnort und Arbeit. Da hatte ich das Gefühl, dass er sich auf so Bombendinge nicht einlässt. Er schien mir überlegter, er dachte über Parteien und Wahlen nach und wollte so Einfluss gewinnen. Ich dachte, das ist ein Familienmensch, der mehr den gemäßigten Weg gehen will.

Götzl Wussten Sie, wo sich Ihr Sohn nach der Flucht aufhielt?

Mundlos Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn überredet, sich der Staatsanwaltschaft zu stellen, damit die Propagandalüge über die Bombengarage ausgeräumt wird.

Götzl Haben Sie Kontakt zur Familie Böhnhardt aufgenommen?

Mundlos Ja, das war eine traurige Geschichte: Die Familie hat uns gesagt, dass die drei bei Verwandten auf dem Lande in Mecklenburg-Vorpommern untergetaucht seien. Leider hat uns die Familie Böhnhardt sträflich belogen. Sie hat auch nicht die Grüße von Uwe an meine Frau und mich ausgerichtet und uns auch nicht über Rückholungsverhandlungen mit der Staatsanwaltschaft informiert. Die Staatsanwaltschaft sagte uns später, dass die Familie Böhnhardt vor allem wollte, dass Uwe Böhnhardt statt 2,5 Jahren nur ein halbes Jahr Haft bekommt. Familie Böhnhardt hat uns schwerstens enttäuscht. Jeder Kurier, der bei Lehrerin Böhnhardt aufgeschlagen ist, hat sich strafbar gemacht, weil er Verbrecher unterstützt. Und die jammert uns hier etwas vor! Sie hat Beate Zschäpe und meinen Sohn eingesetzt, um ihrem Sohn ein paar Jahre mehr in Freiheit zu verschaffen. Das ist die unterste Schublade für mich.

Götzl Sie sprachen von Verwandten in Mecklenburg-Vorpommern? Haben Sie da nicht nachgefragt?

Mundlos Nein, ich war da so vertrauensselig. Sie hat aber auch den sterbenden Schwan gegeben. Darf ich Ihnen noch mal den Begriff Propagandalüge erklären, was ich damit vorher gemeint habe?

Götzl Sie wollen mir immer alles Mögliche erklären. Manchmal frage ich mich, ob Sie auf meine Fragen überhaupt eingehen.

Mundlos Ich gehe darauf ein, aber Sie wollen mich immer abbügeln. (Pause.) Darf ich noch einen Satz an die Opfer richten? Ich bin unbedingt überzeugt, dass die Verbrechen aufgeklärt werden müssen. Ich kann tief mitempfinden, auch jetzt vor Weihnachten, welchen Schmerz es verursacht, wenn Angehörige heimtückisch ermordet werden. Auch ich will, dass aufgeklärt wird, wer hinter dieser Sauerei steckt. (Unruhe und Gelächter im Saal.) Sie können ruhig lächeln, aber das deutsche Volk wird Ihnen das hier nicht abkaufen.

Der NSU Prozess

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