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THEMA

DIE SÜSSEN HERZKIRSCHEN VON MARÓSTICA

Weißes Blütenmeer im Frühjahr

Maróstica, das sehr hübsche Städtchen mit nur gut 1400 Einwohnern, dessen historische Festungsmauern mit den markanten Zinnen sich den Berghang so hochziehen, als wollten sie den Ort umarmen, hat zwei Attraktionen zu bieten. Die eine ist landschaftlich-kulinarischer Art, die andere eine historische. Im Frühjahr platzen Millionen Kirschblüten aus den dicken Knospen der gepflegten Bäume und tauchen die sanft gewellte Landschaft ringsum in ein weißes Blütenmeer. Kein Wunder, dass sie zu den besonders beliebten Fotomotiven vieler Italienreisender gehören! Aber wenn die Früchte gegen Ende Mai ihre volle Reife erreicht haben, erweisen sie sich auch noch als besonders große, herzförmige Leckereien, denen kaum jemand widerstehen kann.


Im Frühjahr duftende Kirschblütenpracht …


… einen Monat später große süße Kirschen

Schon in den 1950er-Jahren boten die Erzeuger in Mason Vicentino und Umgebung auf einem Kirschenmarkt ihre Früchte an. Und 1957 wurde die Genossenschaft gegründet, damit sie sich um die Ernte und den Vertrieb der Kirschen, immerhin auf einer Fläche von etwa 460 Hektar, kümmert. Die begehrten Kirschen wachsen in einer Hügelzone auf sehr fruchtbarem Boden, sie sind die einzigen im ganzen Stiefelland, die als »Maróstica I.G.P.« ein Qualitätsprädikat besitzen. Sie sind herzförmig und je nach Sorte rosa bis dunkelrot. Noch ein wenig Warenkunde: Die wichtigsten Sorten sind Sandra, Romana, Francese und die Duroni rossi mit besonders süßem Geschmack.

Letzten Mai-Sonntag vormerken!

Um zu erleben, dass sie besonders saftig sind und einen vollen, süßen Geschmack haben, muss man einfach selber probieren. Aber Achtung: Die Zeit vom Auftreten der Früchte bis zu deren Reife ist mit 30 Tagen kurz. Also nicht zu lange zögern!

Nicht nur zum Kirschfest am letzten Mai-Sonntag werden überall Marktstände mit den saftigen, unter Ursprungsschutz stehenden Kirschen aufgebaut und treten Köche und Konditoren in einen kulinarischen Wettbewerb um die leckersten Kuchen und Eissorten oder Getränke, ob mit oder ohne Alkohol. Kirschmenü? Warum nicht, man kann ja auch den Hauptgang, etwa ein Entengericht, mit Kirschen zaubern, der Fantasie sind bekanntlich gerade unter den Köchen keine Grenzen gesetzt. Zum Abschluss gibt es einen hochprozentigen Kirsch von Poli, um die viel leicht bekannteste Schnapsbrennerei der Gegend zu nennen.

Die Straße der Kirschen

Das Consorzio di Tutela Cigliegia di Maróstica IGP hat nicht nur den Kirschmarkt ins Leben gerufen, sondern auch eine »Straße der Kirschen« ausgeschildert, die von den mittelalterlichen Mauern Marósticas in die vom Kirschenanbau geprägten Hügel und Städtchen führt. Auch die historische Attraktion, die am zweiten September-Wochenende in den geraden Jahren stattfindet, hat direkt etwas mit dem Kirschenanbau zu tun: das lebende Schachspiel, also mit menschlichen Schachfiguren. Und das kam so: 1454 befahl Taddeo Parisio, Burgherr und Statthalter des Landes und der Burg Maróstica, nach der Austragung des berühmten »Schachspiels«, das eine blutige Fehde verhinderte, am Hochzeitstag seiner Tochter, im ganzen Umland Kirschbäume zur Erinnerung an dieses glückliche Ereignis zu pflanzen.

Aber eigentlich braucht Maróstica nicht unbedingt Kirschen oder Schachspiel als Zugpferd – der Ort selbst ist in seinen intakten mittelalterlichen Mauern eine wahre Schönheit mit seinen meist engen Gassen und Plätzen, umrahmt von historischen, sehr gepflegten Wohnhäusern und Palästen. In ihnen haben sich für den kleinen Ort erstaunlich viele einladende Cafés und Restaurants eingenistet. Wer sich jedoch zu einem der großen Ereignisse, also dem Kirschmarkt oder dem Schachspiel, ein Plätzchen sichern möchte, sollte lange im Voraus buchen – zum Schachspiel möglichst im Obergeschoss mit Blick zur grandiosen Piazza degli Scacchi, wie der Schauplatz des Schachspiels logischerweise heißt. Natürlich mit Schachbrettmuster in Rosa und Weiß.


Herzstück Marósticas ist das steinerne Schachbrett auf der Hauptpiazza

Das Reisebuch Italien

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