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KEINE SCHNAPSIDEE – BASSANO DEL GRAPPA

Brücke und Klares, Keramik und wundervolles Papier


Es passt ganz gut, dass auch der Hausberg des Ortes Grappa heißt und ihn vor kalten Nordwinden schützt. Denn Grappa heißt bekanntlich auch das hochprozentige Getränk, das den Ort bekannt gemacht hat. Dabei verdient Bassano del Grappa allein wegen seiner Lage an der hier breiten Brenta einen Besuch. Wer herkommt, ist sicher kein Tourist, sondern ein neugierig Reisender.


Der Ponte degli Alpini verbindet die beiden Stadtteile von Bassano del Grappa aufs Schönste miteinander.

Wenn man mitten im gemütlichen Bassano plötzlich vor dem Brückenkopf des Ponte degli Alpini steht, könnte man meinen, in einem ganz privaten Bereich, dem Entree eines Palazzo etwa, zu stehen. So intim wirkt diese hölzerne Brücke, die mehrfach zerstört, in die Luft gesprengt und immer wieder von den Bewohnern Bassanos (heute rund 43 500) aufgebaut wurde. Wie ein Schattenriss wirken ihre dunklen Holzpfosten, die Ausblicke auf den Fluss gewähren wie durch eine lange Fensterreihe, auch auf die Berge und die beiden Stadtteile beiderseits der Brenta.

Am östlichen Brückentor, das aussieht, als müsste es noch immer den Flussübergang verteidigen, hat sich seit Jahrzehnten die Grapperia Nardini mit ihrer Probierstube eingenistet. Hier kann man in gemütlicher Atmosphäre die Grappa-Hausmarken kosten und kaufen oder für zu Hause ordern. Gegenüber hat es ihr der »Rivale« in Sachen Grappa nachgemacht mit einem Grappa-Museum, Poli. Beide sorgen dafür, dass die hochprozentigen Schnäpse weit über Italiens Grenzen hinaus berühmt bleiben. Wer kann sich den Abschluss eines ausführlichen italienischen Abendessens ohne einen delikaten Grappa vorstellen? Oft gar vom Wirt kredenzt?


Ein einladendes Städtchen mit einer ziemlich hochprozentigen Tradition!

Keramik und Druckkunst

Einen schönen Museumskomplex leistet sich Bassano für seine Keramiken und Majoliken sowie die Druckkunst, alles zusammen im sehenswerten Palazzo Sturm aus dem 18. Jahrhundert in der Via Schiavonetti, nur wenige Schritte südlich vom östlichen Brückenkopf. Das Museo della Ceramica befindet sich nicht von ungefähr in Bassano, hier hat dreimal das Internationale Symposion der Keramik stattgefunden, 1972, 1974 und 1978. Dabei ging es anfangs insbesondere um neue Materialien und Arbeitsmethoden in der künstlerischen Keramik. Protagonisten waren international bekannte Künstler wie die Französin Anne Barrès, die US-Amerikanerin Ruth Duckworth, der Engländer Tony Fanks, der Pole Rofin Kominek und der Ungar Imre Schrammel. 1978 waren die Deutsche Lee Babel und Fritz Vehring richtungweisend in der figurativen Keramik. Alles nachvollziehbar im wunderbaren Museum.

Seit 2007 sind auch die Sammlungen des Museo Remondini im Palazzo Sturm untergebracht. 200 Jahre Kulturgeschichte der europäischen Druckkunst anhand der Familiengeschichte der Remondini Mitte des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts: Bücher und dekoriertes Papier, volkstümliche profane wie religiöse Kupferdrucke, aber auch Spiele und Veduten, alles, was man so aus Papier herstellen kann. Höhepunkt sind sicher Xylografien der Drucke großer europäischer Künstler wie Mantegna, Dürer und Tiepolo. Vieles ist hier auch multimedial aufbereitet, so wie es Museumsbesucher heute erwarten.

Reichtum durch arme Kunst

Die Remondini aus Bassano del Grappa waren große Förderer ihrer Stadt. Den Grundstein legte Giovanni Antonio Remondini, 1634 in Padua geboren, der 1657 ein Haus auf dem Hauptplatz von Bassano erwarb und darin sein Geschäft für Stoffe wie Wolle und Seide eröffnete, dazu ein paar wichtige Eisenwaren. Bald fügte er, geschäftstüchtig wie er war, Xylografien hinzu: Heilige zum Beispiel, die von den Bauern zum Schutz ihres Hauses gekauft wurden, da sie natürlich billiger waren als die üblichen Figuren aus Marmor, Holz oder Stuck. Erst brachten die Remondini das Papier aus Verona, doch dann erwarben sie eine eigene Presse und begannen selber zu drucken; später kamen mehrere Papierfabriken hinzu und machten sie zu einer richtigen Marke in ganz Europa. Den Vertrieb überließ man sehr erfolgreich Slovenen aus Cividale del Friuli, genannt Schiavoni.

TOP ERLEBNISSE

PAPIER NACH HISTORISCHEN VORLAGEN

Heute kann man außer im Museo Remondini eine schöne private Sammlung des Nachfolgers der Remondini, Giorgio Tassotti, besichtigen, der 1957 in Bassano eine neue Druckerei mit demselben Konzept gründete: die Grafiche Tassotti. Auch neue Produkte kann man hier oder online erwerben. Adresse: Grafiche Tassotti, Via Santi Fortunato e Lazzaro 103, www.tassotti.it

DER WEISSE SPARGEL VON BASSANO

Bassano ist berühmt für seinen saftigen weißen Spargel, den die Wirte zur Saison im Frühjahr in allen erdenklichen Variationen anbieten. Ein Spezialitätenladen ist italienweit berühmt für seine Spargelvariationen: Fietta La Bottega del Gusto, Via della Pace 39, 36061 Bassano (VI), Tel. 0424 523519, www.asparagobassano.it.

BEMALTES STÄDTCHEN

Feltre zu Füßen des Nationalparks der Dolomiti Bellunesi ist allein schon wegen seiner außen freskierten Häuserzeilen, die aus dem Ort ein Freilichtmuseum besonderer Art machen, einen Ausflug wert. 50 Kilometer nördlich Bassano eine Renaissance-Perle, fast theatralisch aufgebaut zwischen Park und Dombereich.

WEITERE INFORMATIONEN

Piazza Garibaldi 34, 36031 Bassano del Grappa (VI), Tel. 0424/51 99 17, www.comune.bassano.vi.it


Das Reisebuch Italien

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