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LAGO D’ISEO UND DIE WEINSELIGE FRANCIACORTA

Kleiner See mit großer Insel


Das mittelalterliche Kastell von Passirano liegt malerisch in der Weinbergen der Franciacorta.

Der Iseo-See ist wunderschön, doch seine schönste Dreingabe ist die 600 Meter hohe Monte Isola, ein Berg, der eine Insel mitten im See bildet. Die Fischertradition wird noch vielerorts und besonders auf seiner Insel gepflegt, und in den südlichen Moränenhügeln wird Wein angebaut und werden Italiens beste Schaumweine produziert. Der Ort Iseo schließlich ist eine kleine urbane Sehenswürdigkeit.


Hier kommt schnell die richtige Urlaubsstimmung auf, bei der Ankunft mit dem Boot am Lungolago von Iseo.

Der Iseo-See besitzt in seiner Mitte die höchste Insel in einem europäischen Binnengewässer, die 600 Meter aufsteigende Monte Isola mit kleinen intakten Fischerdörfern, in denen man die frischesten Fische bekommt. Der namengebende Ort Iseo im Süden des Sees lockt mit einer kleinen Festung, schönen Plätzen und einer langen Seepromenade. Doch Hauptort des Iseo-Sees ist das hübsche Lóvere im Bergamasker Nordwesten des Sees, das fast theatralisch den Berghang aufsteigt. Kunstkenner reisen vor allem nach Pisogne gegenüber, um in der Kirche Santa Maria della Neve die Fresken von Romanino zu bewundern.

Iseo – das Tor zum See

Iseo ist ein wunderbarer Marktort, der jeden Freitag zu einer unwiderstehlichen Aufforderung wird, die Spezialitäten aus den umgebenden Tälern zu probieren. Auch Historisches hat Iseo zu bieten, insbesondere die Pfarrkirche Sant’Andrea (12. Jh.) mit dem Glockenturm in der Mitte der sehr nordeuropäisch wirkenden Kalksteinfassade. Noch älter (11. Jh.) ist das auf quadratischem Grundriss erbaute Castelo Oldofredi, heute ein modernes Kulturzentrum mit Bibliothek, Archiv etc. Im Kirchlein Santa Maria del Mercato wurden Fresken aus dem 13. und 14. Jahrhundert freigelegt.

Lóvere (5400 Einwohner), der wirtschaftliche Hauptort des Sees, klettert mit engen Gassen und einfachen Lokalen den Monte Váltero hoch. Die lange Piazza XIII Martiri parallel zum See greift tief in den historischen Ortskern mit den unregelmäßigen Fassaden der pastellfarbenen Häuser ein. Ein wunderbarer Platz mit Cafés und Bars, die bei schönem Wetter ihre Tische weit nach draußen rücken, als Kulisse das mittelalterliche Häuserkonglomerat. Im Mittelalter war Lóvere gespickt mit hohen Türmen, die meisten sind früh gekappt worden, einige in spätere Häuser integriert. Einer davon dient der Pfarrkirche San Giorgio (14. Jh.) als Fundament, weshalb sie von der Seeseite eine so hohe nackte Wand zeigt. Bei aller Schönheit des historischen Borgo hat Lóvere die Neuzeit nicht verschlafen: Zu seinen Neuanlagen gehören gleich zwei Sporthäfen – im Süden wie im Norden.

Auf Romaninos Spuren nach Pisogne

Pisogne ist Pflichtprogramm für jeden Kunstkenner, denn am nordöstlichen Ortsrand erhebt sich die kleine, unscheinbare Klosterkirche Santa Maria della Neve aus dem 15. Jahrhundert, die 1532 bis 1534 von Girolamo Romanino ausgemalt wurde. Romanino soll eine Gesamtfläche von 736 Quadratmetern in 150 bis 160 Tagen freskiert, dann aber wegen schlechter Bezahlung aufgehört haben. Weshalb im Chor links nur ein paar Vorzeichnungen zu sehen sind. An der Innenwand der Westfassade ist das wandfüllende Fresko »Kreuzigung« mit sehr bewegten Figuren am besten erhalten, mit einer eindrucksvollen Darstellung des Bösen rechte Seite unten (Würfelspieler, Teufel, Hund, Folterknecht), links unten die trauernden, frommen Frauen.


Das mittelalterliche Kastell von Passirano liegt malerisch in der Weinbergen der Franciacorta.

Monte Isola – die höchste und vielleicht schönste

Die mit 450 Hektar größte Insel in einem europäischen See steigt 600 Meter aus dem Iseo auf. Die Wallfahrtskirche auf einem grauen Felssporn (Mitte 5. Jh.) diente San Vigilio, Bischof von Brescia, als Ausgangspunkt für die Christianisierung der Seebevölkerung. Vorher huldigte man der heidnischen Göttin Iside, die dem Lago seinen Namen gab. Bedeutend wurde der Wallfahrtsort, nachdem ihn der Mailänder Erzbischof San Carlo Borromeo 1580 besucht und begeistert darüber berichtet hatte – auch über die ausgesprochen schöne Lage!

Die meisten der weniger als 1800 Menschen leben im Süden in Peschiera Maraglio, wo sich die Fischerhäuser eng um die Pfarrkirche San Michele gruppieren, überragt vom Castello Oldofredi. Aber der offizielle Hauptort ist im Norden in 250 Metern Höhe Siviano, das sich seinen mittelalterlichen Charakter bewahren konnte, weil es auf der ganzen Insel keine Genehmigung für Neubauten gibt. Junge Ölbaumplantagen fallen auf, in die Olivenölproduktion wird ebenso wie in den Weinanbau investiert – Monte Isola produziert einen perfekt trockenen Sekt, der so heißt wie die darauf stolze Insel.


Zu Besuch bei Vittorio Moretti vom Weingut Bellavista.

TOP ERLEBNISSE

DIE WEINSELIGE FRANCIACORTA

Südlich vom Iseo-See beginnt die Franciacorta. Hier wird neben hervorragenden trockenen Weißweinen auch Sekt produziert, der zu den besten Italiens zählt. Zahlreich sind die großen Ländereien, fast alle werden – wieder – bewirtschaftet, meist als Weingüter. Riesige, schlossähnliche Villen gehören dazu, mit schmiedeeisernen Gittern davor. Über die Strada del Franciacorta kommt man zu Berlucchi in Borgonato (mit Italiens größter unterirdischer »cantina« in alten Gewölben) und zur Ca’ del Bosco in Erbusco – beides große Namen von Wein- und Sektproduzenten der Region.

KLEIN, ABER FEIN

Gerade bei den »Kleinen« in der Franciacorta eine Weinprobe einzulegen, gehört zu den schönen Reiseerlebnissen. Empfehlenswert ist die Azienda Agricola Ricci Curbastro mit der Villa Evelina in Capriolo. Auf dem historischen Weingut mit interessantem Bauern- und Weinmuseum gibt es auch Ferienwohnungen und einen kleinen Antiquitätenladen.

SCHLEIE SATT

»Settimana della Tinca« sollten sich Feinschmecker merken, diese kulinarische Woche der Schleie findet gegen Ende Juli in Clusane statt. Eine Tischreservierung ist dann in den Restaurants unbedingt angesagt!

WEITERE INFORMATIONEN

Touristeninformation Iseo: Lungolago Marconi 2, 25049 Iseo (BS), Tel. 030 98 02 09, https://visitlakeiseo.info

Das Reisebuch Italien

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