Читать книгу Das Reisebuch Italien - Thomas Migge - Страница 28
ОглавлениеNICHT NUR EIN ORT FÜR PILGER – PADUA
Die Stadt des heiligen Antonius
Viele Italientouristen auf dem Weg nach Venedig fahren auch an Padua einfach nur vorbei. Ein grober Fehler, denn selbst wenn diese Kleinstadt jahrhundertelang im Schatten der Serenissima stand, war sie immer ein Zentrum für Kunst und Kultur. Ein Spaziergang durch eine der ältesten Städte Italiens, der Sage nach 1184 v. Chr. gegründet, ist dringend angesagt.
Kreisrundes Wasser, Statuen und städtisches Leben: der Prato della Valle.
Historisch belegt ist die Gründung eines ersten Fischerdorfes am Fluss Bacchiglione allerdings erst für das 4. Jahrhundert v.Chr. Das antike Patavium entwickelte sich unter den Römern zu einer der blühendsten Handelsstädte des Reiches. Von der antiken Glorie blieb nicht viel. Padua-Besucher werden vergeblich nach grandiosen Resten von Tempeln oder Thermen suchen. Heerführer Attila zerstörte die Stadt 452, und der Langobardenkönig Agilulf gab ihr 613 den Rest: Padua brannte komplett nieder. Erst unter Karl dem Großen erholte es sich langsam wieder.
Zwei Sakralbauten sollte kein Reisender in Padua auslassen. Zwei atemberaubende Gebäude, die selbst in Italien einmalig sind. Die Basilika des heiligen Antonius, immerhin einer der am meisten verehrten Heiligen der katholischen Kirche, ist ein Kunstmuseum für sich. Das im 13. Jahrhundert errichtete Bauwerk fasziniert Kunstfreunde mit hochgotischen Fresken, Bronzen von Donatello, zauberhaften Wandmalereien von Renaissance-Meister Sansovino, aufwendig gestalteten Grabmonumenten und einem stillen Kreuzgang. Sämtliche Kirchen des historischen Zentrums bieten erstaunlich gut erhaltene Fresken der frühen Renaissance, die zum Schönsten gehören, was man aus dieser Zeit in Italien finden kann. S. Giorgio, S. Giustina, der Dom und die Kirche der Emeritani, auch Ss. Filippo e Giacomo genannt, bieten ein Bilderbuch der Malerei zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert.
Dem heiligen Antonius ist die grandiose und viel besuchte Basilika geweiht.
Ein Juwel von einer Kapelle
Eines der Hauptwerke der italienischen Kunstgeschichte befindet sich in der Cappella degli Scrovegni. Dieses Sakralgebäude erhebt sich genau dort, wo in der Antike eine Arena stand. Die Kapelle wurde von Giotto ausgemalt, jenem Maler, der als Erster die Perspektive wiederentdeckte und in seine Darstellungen aufnahm. Ein künstlerischer Revolutionär also, der auch als einer der Ersten seiner Zeit Menschen individuell darstellte. Seine Wandbilder in der Scrovegni-Kapelle, vor allem das der sieben Tugenden und der sieben Sünden, sind ein unbestrittenes Meisterwerk der Malerei. Wer noch mehr Highlights der Kunstgeschichte sehen möchte, sollte das Museo Civico nahe der Kapelle besuchen. Hier hängen Hauptwerke von Meistern wie Tiepolo, Bellini, Veronese und Tintoretto.
Das weltliche Zentrum der Stadt sind seit dem Mittelalter die Piazza della Frutta, der Obstplatz, und die Piazza delle Erbe, der Kräuterplatz. Die Namen sagen es: Hier findet seit Urzeiten der Markt statt. Zwischen beiden Plätzen erhebt sich der Palazzo della Ragione aus dem 13. Jahrhundert, der als das urbane Zentrum der Stadt auch »Salone« genannt wird, die gute Stube.
Zum Kaffee ins Pedrocchi
Eine andere gute Stube Paduas liegt nicht weit vom Marktplatz entfernt. Das Caffè Pedrochi ist eines der berühmtesten und ältesten Kaffeehäuser Italiens. Seit 1772 ist es traditioneller Treffpunkt der feinen Gesellschaft und der Intellektuellen. Berühmt wurde es als Versammlungsort jener militanten Anhänger, die seit den 1840er-Jahren für ein vereintes Italien kämpften. Noch heute verkehren hier Professoren der nahen Universität. Im Universitätspalast aus dem frühen 16. Jahrhundert befindet sich das erste europäische »Teatro anatomico« von 1594. In diesem runden Raum mit steil aufsteigenden Sitzreihen für die Medizinstudenten wurden in früheren Zeiten Leichen zu Studienzwecken seziert.
Ein städtebauliches Kuriosum ist der Prato della Valle, einer der flächenmäßig größten Plätze Europas. Angelegt wurde er im Jahr 1775 als urbaner Gartenplatz. In seiner Mitte befindet sich eine künstliche Insel mit alten Bäumen, die Isola Memmia, mit 78 Statuen. Der Platz ist von einem künstlichen Kanal umgeben und gilt als einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt.
TOP ERLEBNISSE
DIE SCUOLA DEL SANTO
Viele Besucher findet man nicht in der Scuola del Santo (auch Oratorium S. Giorgio). Und das, obwohl dieses 1427 errichtete Oratorium bei der Basilika des heiligen Antonius eine Schatzkammer der Malerei des frühen 16. Jahrhunderts ist. Der Hauptsaal im ersten Geschoss zeigt Fresken von Tizian: Szenen aus dem Leben des heiligen Antonius. www.arciconfraternitasantantonio.org
FÜR FLEISCHLIEBHABER
Schon Galileo Galilei soll dieses traditionelle Gericht der Padovaner geliebt haben. Der Gran Bollito ist ein sehr deftiges Gericht aus verschiedenen Fleischteilen von Rind, Huhn, Truthahn und Schwein. Serviert wird diese Hauptspeise in der Regel mit Rettichsauce.
AUSFLUG ZU DEN CONTARINI
18 Kilometer nordwestlich von Padua in der Ortschaft Piazzola sul Brenta lockt die direkt am Brenta-Kanal gelegene Villa Contarini. In dem prächtigen barocken Landschloss lebten bis 1852 die Contarinis. Die Räume und Säle sind komplett ausgemalt und zeigen aufwendig gestaltete Stuckaturen.
WEITERE INFORMATIONEN
Prächtiges Eingangstor in die Villa Contarini.