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GEMÜSEKULTUR IN DER ANTIKE

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Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Ernährungsgewohnheiten und Landwirtschaft sind Bildzeichen auf Tontafeln der Sumerer aus dem Zweistromtal zwischen Euphrat und Tigris aus der Zeit um 3 000 v. Chr. und Bilder in Grabkammern der Ägypter ab 3 000 bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. Beide Völker kannten das Eisen und hatten bereits den Pflug erfunden, die Sumerer auch das Rad. Sie bewässerten ihre Felder und entwickelten agrartechnische Verfahren wie das Dreschen weiter. Die Ägypter kannten den Gartenbau und domestizierten Gemüsesorten wie Lattich, Portulak, Sellerie, Zwiebel oder Melonen. Viele dieser Pflanzen werden auch in der Bibel erwähnt, die in der Zeit der israelitischen Hochkultur entstand (1 500 bis 63 v. Chr.).

Die Griechen und Römer, die mit diesen Weltregionen Kontakt hatten, kannten ebenfalls viele dieser Kulturpflanzen. Der Grieche Hesiod verfasste um 700 v. Chr. sein Lehrepos „Werke und Tage“. Darin lobt er die bäuerliche Arbeit und erwähnt Pflügen und Säen, Mähen, Dreschen und Worfeln. Xenophon, wie Hesiod ein erfahrener Praktiker mit eigenem Landgut, diskutierte im 4. Jahrhundert Themen wie Bodenfruchtbarkeit, Brache, organische Düngung und Unkrautbekämpfung. Ein Schüler von Aristoteles, Theophrast (371–287 v. Chr.), verfasste eine Naturgeschichte der Pflanzen, die sich erstmals von mythischmetaphysischen Überlegungen verabschiedet und die Landwirtschaft inklusive Gemüseanbau unter rational-praktischen Aspekten beschreibt – wenn man so will, ist dies die Keimzelle der Pflanzenbauwissenschaft in Europa.

KULTURPFLANZEN DER ÄGYPTER (3000 V. CHR. – 4. JH. V. CHR.)

Neben diversen Getreidesorten (Emmer, Einkorn, Weizen, Gerste) und Hülsenfrüchten (Bohnen, Erbsen, Linsen): Lattich, Zichorie, Endivie, Portulak, Mangold, Ampfer, Sellerie, Erdmandel, Zwiebel, Porree, Melonen, Flaschenkürbisse, Luffa. Außerdem Knoblauch, Malven, Kresse, Weintrauben, Datteln, Feigen, Dumpalmnüsse, später auch Äpfel, Granatäpfel und Oliven.

Die Römer beschäftigten sich praktisch und theoretisch intensiv mit der Landwirtschaft und dem Gartenbau. Bemerkenswert ist die erste Erwähnung des „geschützten Anbaus“ durch Columella. Er beschreibt in „De re rustica“ 60 n. Chr. das nächtliche Unterstellen bepflanzter Gefäße unter Dächer und die Abdeckung mit Fensterglas, „damit sie auch an kühleren, klaren Tagen ungefährdet der Sonne ausgesetzt werden können“. Das hatte es möglich gemacht, dass Kaiser Tiberius (42 v. Chr. bis 37 n. Chr.) seine geliebten Gurken ganzjährig bekommen konnte. Außerdem kannte Columella bereits Techniken wie die Drainage und organische Düngung mit tierischen Fäkalien und Asche. In ihren Gärten bauten die Römer exotische Früchte an, die sie aus Asien übernommen hatten: Gurken und Melonen. Außerdem betrieben sie höchst effektiv Zucht und Auslese von Kulturpflanzen. „Die römische Landwirtschaft verkörperte damals das höchste Entwicklungsniveau, das es jemals gab. In Mitteleuropa wurde es erst weit nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder erreicht“, stellt der Kulturpflanzenexperte Thomas Miedaner fest.

So weit waren die Germanen zu der Zeit noch lange nicht! Für unsere Vorfahren war die ganze Landschaft ein Garten, sie legten wie die in landwirtschaftlichen Fragen fortschrittlicheren Kelten (diese benutzten als Erste in Europa die Sense und den Eisenpflug) keine Gemüsegärten an, bauten nur Getreide, höchstens noch die Ackerbohne an und betrieben ansonsten Milchwirtschaft. Aus Getreide und Bohnen bereiteten sie ein nahrhaftes Mus zu, das sie mit gesammelten Wildkräutern und vermutlich einigem gesammelten Wild-Gemüse anreicherten. Der römische Schriftsteller Tacitus schrieb in „Germania“ am Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts: „Sie [die Germanen] wetteifern nicht in harter Arbeit mit der Üppigkeit und Größe des Bodens, um Obstgärten anzupflanzen, Wiesen abzutrennen, Gärten zu bewässern, einzig Getreide will man vom Boden haben.“ An solch einen Wettbewerb konnten sie auch nicht denken, denn sie mussten aufgrund ihrer gegenüber den Römern rückständigen Landwirtschaft alle paar Jahre einige Kilometer weiterziehen, um neue Äcker anzulegen, wenn die alten ausgelaugt waren.

KULTURPFLANZEN DER RÖMER

Weizen, Emmer, Hartweizen, Dinkel, Gerste, Bohnen, Erbsen, Kichererbsen u. a. Hülsenfrüchte.

Kohl, Porree, Spargel, Salat, Sellerie, Zwiebeln, Fenchel, Rettich, Zuckermelonen.

Viele Heil- und Gewürzpflanzen.

Oliven, Wein, Datteln, Feigen, Granatäpfel, Aprikosen, Mandeln, Walnüsse, Kirschen, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, selten Zitrusfrüchte.

Die Römer brachten viele Neuerungen in die besetzten Gebiete. Vor allem gründeten sie Städte. Diese Siedlungsformen und die damit einhergehenden Lebens- und Wirtschaftsformen waren den Germanen bis dahin unbekannt. Um eine Stadtbevölkerung versorgen zu können, musste das Umland intensiv für die Erzeugung von Nahrungsmitteln genutzt werden – inklusive organisiertem Gemüseanbau in größerem Maßstab. Die Römer führten die spezialisierte Landwirtschaft ein, etwas ganz anderes als die germanische oder keltische Subsistenzwirtschaft. Außerdem brachten sie zahlreiche Kulturpflanzen mit in den Norden: Wein, Kohl, Rettich, Fenchel, Lattich, Sellerie, Spargel und Senf und viele Obstsorten.

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