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Was Robinson Crusoe glücklich machte
ОглавлениеDu isst das auf! Die Kinder in Afrika hungern.“ Haben Sie auch mit den Augen gerollt, wenn die Eltern das gesagt haben? Dabei ist es eine traurige Wahrheit. Sie zeigt: Alles ist eine Frage der Perspektive. Abgesehen davon, dass die Hungernden meine Hilfe brauchen, kann mir die Perspektive auch helfen, glücklicher zu sein. Indem ich mich nicht darauf konzentriere, was mir noch fehlt (zum Beispiel ein Auto, eine Freundin, ein lukrativer Job), sondern darauf, womit ich beschenkt bin (gute Bücher etwa, eine tolle Wohnung, Essen, Freunde). Es macht einen großen Unterschied, an welche der beiden Listen ich häufiger denke: Das eine heißt, mit den Zähnen zu knirschen, das andere heißt, vor Glück in die Luft zu springen.
Mehr noch. (Was folgt, ist ein gewagter Ansatz. Kritische Leserbriefe sind willkommen!) Ich meine, wir nehmen als Christen ebenso oft die falsche Perspektive ein. Wir blicken auf das Böse, statt das Gute anzusehen.
Man kann sagen: „Die Welt ist finster, hier herrscht der Satan.“ Man kann aber auch sagen: „Diese Welt hat unser Gott geschaffen. Immer noch ist seine Handschrift zu sehen.“ Beides ist richtig, und beides hat seine Zeit. Ich frage mich, ob wir nicht wieder die zweite, die positive Perspektive einnehmen sollten. Gerade heute, wo selbst Atheisten sich vor der Zukunft fürchten, weil die Hoffnung, der wissenschaftliche Fortschritt würde alle Probleme der Menschen lösen, ins Wanken geraten ist. Jeder sieht, dass das Schiff „Erde“ gegen die Klippen gefahren ist und nun manövrierunfähig an einem kargen Ufer vor sich hindümpelt. Soll es da die Aufgabe der Christen sein, auf den leck geschlagenen Bug zu zeigen, auf das zerbrochene Steuerrad, auf die zerfetzten Segel?
In scheingoldenen, trunkenen Zeiten mag das die passende Herangehensweise sein. Aber nicht für eine verzweifelte Menschheit. Zeigen wir lieber auf Jesus! Erinnern wir an den Schöpfergott, den Erbauer dieses Schiffs, das einmal stolz im Wind segelte! Die Menschen klagen (denken Sie nur mal an Ihre Nachbarn), suchen bewusst oder unbewusst nach einem Ausweg. Da sollten wir nicht sagen: Seht euch an, wie ihr feststeckt! Sondern: Ich weiß, wo es langgeht – kommt mit!
Und wie das?
Gilbert Keith Chesterton hatte ein Lieblingsbuch: Robinson Crusoe. Er beschreibt in seinem Klassiker Orthodoxie, was den Zauber des Romans ausmacht. Robinson Crusoe ist als Schiffbrüchiger auf einer menschenleeren Insel gelandet. Der Höhepunkt der Geschichte ist die Liste an Dingen, die er vom Schiff gerettet hat. Jedes Werkzeug ist unendlich kostbar, weil es genauso im Meer versunken sein könnte. Chesterton schreibt: „Es ist eine gute Übung in leeren oder unangenehmen Stunden des Tages, sich irgendetwas anzuschauen, den Kohleneimer oder das Bücherregal, und daran zu denken, wie glücklich man sein könnte, sie aus einem sinkenden Schiff auf eine einsame Insel gebracht zu haben.“
Wenn die Erde ein gestrandetes Schiff ist und die Passagiere sich weinend aneinanderklammern, dann ist es unsere Aufgabe, kleine Schätze aus dem Bauch des Wracks hervorzuholen und zu sagen: Seht einmal, könnt ihr euch daran erinnern, wofür ein Hammer gut ist? Und schaut, diese Geige! Hier ist sogar ein Bogen, kann jemand Geige spielen? Ein Buch, wir haben ein Buch! Erinnert ihr euch an Bücher? All das hat uns der Schiffserbauer mitgegeben. Gott hat die Musik erfunden, Freundschaft, Liebe, Sonne, Vogelzwitschern, Geschmack, Duft, Flüstern und Lachen. Es mag vieles zerstört sein, aber Gottes Schönheiten sind so groß, dass etliche davon noch heute funkeln. Sie erinnern uns daran, wie Gott ist!
Dieser Gott wird uns ein neues Schiff bauen. Ein unermesslich schönes. Verzweifelt nicht!