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Die zauberhafte Schönheit des Morgens

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Wenn Gott etwas verspricht, dann hält er es. 4500 Jahre lang. Ohne Ausnahme. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“, versprach er den Menschen nach der großen Flut (1. Mose 8,22). Gott mag Ordnung. Er weiß, wie wir gebaut sind, dass wir einen Rahmen, ein Zuhause brauchen. Deshalb sind Ihr Leben und mein Leben und die Leben von sechs Milliarden Menschen eingeteilt in Nacht und Tag, in Schlafen und Wachen, in Ausruhen und Aktivsein.

Klingt das für Sie wie die gewöhnlichste Sache der Welt? Ich behaupte, es ist ein Wunder.

Kinder begreifen das leichter als wir Erwachsenen. Haben Sie sich noch nie gefragt, wie es kommt, dass die Kleinen jeden Morgen fröhlich sind? Sie dagegen wachen mit einem Ächzen auf, ich weiß. Sie torkeln ins Bad wie ein 150-Kilo-Grizzlybär, der zu früh aus dem Winterschlaf geweckt wurde, werfen Ihrem Spiegelbild Hassblicke zu und äffen genervt die Moderatoren nach, die Ihnen im Radio etwas vorquasseln.

Nun denken Sie einmal an Ihre Kindheit zurück. Das Schlimme war damals der Abend, nicht der Morgen, richtig? Die Eltern mussten Sie zwingen, ins Bett zu gehen. Erinnern Sie sich, dass Sie aus Verzweiflung geheult haben, weil Sie ein Spiel unterbrechen mussten, obwohl Sie das doch am nächsten Tag fortsetzen konnten? Der nächste Tag war eine unsichere Sache für Sie – so weit denkt man als Kind nicht. Jedes Einschlafen war wie ein kleiner Tod. Sie haben sich im Dunkeln gefürchtet, Sie haben es gehasst, wenn das Licht ausgeschaltet wurde.

Aber der Morgen! Welches Glück, aufzuwachen und zu leben! Noch im Schlafanzug haben Sie angefangen zu spielen. Sie haben Ihre Geschwister geweckt, Ihre Eltern geweckt – unbegreiflich, dass die sich darüber ärgerten, obwohl Sie doch diese wunderbare Nachricht für sie hatten, dass ein neuer Tag angebrochen war. Ein Geschenk des Himmels! Kinder haben am Morgen das Bedürfnis zu jubeln.

Es spricht einiges dafür, dass Gott diese Dankbarkeit für das Leben gut findet. Ich meine keine generelle Einstellung, sondern das Gefühl am Morgen, beschenkt zu sein mit Licht, mit Zeit, mit einer neuen Chance, etwas Gutes zu tun. Tiere zum Beispiel sehen im Morgen ein von Gott geschaffenes Wunder. Da bin ich mir sicher. Für sie wird das Licht an jedem Tag neu geboren. Bäume und Häuser tragen einen roten Schimmer, als würden sie von innen leuchten, sie strecken sich dem Licht hin, dulden es, schmecken es. Die Vögel spüren das Besondere der Morgendämmerung. Sie singen. Sie begrüßen den Tag. Fröhlich schwatzen die Sperlinge, die Stare kreischen wie eine Schulklasse auf dem Ausflug zum See, Amseln flöten ein Gutenmorgenlied. Die Luft ist frisch. Moos und Gras glitzern vom Tau, im Wald zirpen Rotkehlchen, Gelbspötter und Baumpieper.

Wir sind mit neuer Kraft ausgestattet worden, haben durch Träume die Wirrnisse des Vortags verarbeitet und sind bereit für ein weiteres Abenteuer mit Gott. Oder? Wäre da nicht der Morgenstress! Im Kopf gehen wir einen Termin nach dem anderen durch, verzweifeln, weil wir fürchten, nicht alles schaffen zu können. Wir horchen in uns hinein: Lauert da nicht eine Erkältung? Lähmt nicht Mattigkeit die Glieder? Wir sind beschäftigt, abgelenkt, gehetzt.

Wann haben Sie das letzte Mal bemerkt, welche zauberhafte Schönheit der Morgen besitzt? Ich versuche neuerdings, als Erstes – sogar noch vor dem Morgengebet – etwas zu finden, für das ich dankbar bin. Ich schaue aus dem Fenster und freue mich über den Himmel. Ich höre den Vögeln zu. Oder ich überlege, welche Aufgabe, welches Telefongespräch, welches Ereignis mir heute Freude machen wird. Es funktioniert. Der neue Tag wird für mich zum Geschenk. Und wer lächelt nicht, wenn er etwas geschenkt bekommt?

Vom Glück zu leben

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