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Vom Glück zu leben

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Die University of California untersuchte zwei Gruppen von Menschen: solche, die in der Lotterie gewonnen hatten, und solche, die durch einen Unfall gelähmt worden waren. Ziel war es herauszufinden, ob ein Lottogewinn glücklich und ein schwerer Unfall mit Dauerfolgen unglücklich macht. Das Ergebnis verblüfft: Zwar waren kurz nach dem Ereignis die Lottogewinner glücklicher und die Unfallopfer unglücklicher, bald aber kehrten die Menschen zum gleichen Maß an Zufriedenheit zurück, das sie zuvor gehabt hatten.

Dr. H. Roy Kaplan, ein amerikanischer Wissenschaftler, der sich mit Lotteriegewinnern befasst, erklärt diesen Effekt: „Man kann Menschen über Nacht von einem ökonomischen Status zu einem anderen katapultieren, aber die Überzeugungen und Erfahrungen, die sie während ihrer Lebenszeit angesammelt haben, ändern sich nicht so schnell.“

Ein anonymer Gewinner schreibt im Internet: „Glücklich zu sein, das kommt von innen. Ich habe eine Menge Geld im Lotto gewonnen. Dadurch geht es mir finanziell sehr gut. Mein Gefühl von Glücklichsein hat sich aber nicht verändert.“

Umgekehrt gelingt es selbst schwer geschlagenen Menschen, ihre innere Zufriedenheit wiederzuerlangen, so wie sie vor dem Unglück mit den kleinen Widrigkeiten des Lebens zurechtgekommen sind. Ich kann das alles nicht beurteilen. Weder bin ich über Nacht reich geworden noch habe ich bei einem Unfall das Augenlicht verloren oder die Fähigkeit, meine Beine zu bewegen. Dass unser Glücksempfinden aber auf die Dauer nicht von solchen äußeren Ereignissen abhängen muss, glaube ich, denn ich erlebe es im Kleinen jeden Tag.

Am besten geht es mir, wenn ich mich von innen heraus an Kleinigkeiten freuen kann. Um zufrieden zu sein, muss man keine Geschenke oder Liebeserklärungen bekommen – auch wenn man das in missmutigen Momenten glaubt. Jeden Tag, jede Stunde gibt es genug Dinge, die uns mit tiefer Zufriedenheit erfüllen können. Die gewöhnlichen Tipps kennen Sie, darum stelle ich Ihnen ein paar von den verrückteren vor.

An den vergangenen Tagen war es sehr heiß. Heute, während ich diesen Text schreibe, ist es bewölkt und kühl, der erste kalte Tag seit langer Zeit. Darüber traurig zu sein, wäre Unsinn. Im Gegenteil, man kann es genießen! Ich mag es, wieder ein Kleidungsstück mit langen Ärmeln anziehen zu können. Ich mag die kühle Luft, das veränderte Wetter. Es wird nie langweilig!

Kürzlich war ich sechs Stunden mit dem Auto unterwegs. Wie wertvoll eine Mohrrübe auf so einer Fahrt ist, ein Schluck Wasser, ein Stück Brot! Aber auch etwas anderes hat mich glücklich gemacht unterwegs. Lachen Sie nicht über mich, versprechen Sie das? Ich musste einen stillen Ort aufsuchen, und nach einer unerklärlichen Gesetzmäßigkeit kommt immer dann kein Rastplatz, wenn man ihn braucht. Wie glücklich war ich, als ich endlich einen fand! Zurück auf der Autobahn war ich richtig gut gelaunt und musste selber staunen darüber: Es ist ein Segen, wenn man sich erleichtern kann und danach entspannt die Reise fortsetzt.

Keine Reise, kein interessantes Wetter – was dann? Man kann Pilze suchen wie früher in der Kindheit. Man kann sich beim Bäcker ein Stück Kuchen leisten. Man kann zum nächstgelegenen Bach oder See spazieren und die Füße ins Wasser stecken. Man kann auf einer Wiese Sauerampfer sammeln und ihn essen. Man kann sich ein neues Brettspiel ausdenken und die Nachbarn oder Freunde einladen, um es zu spielen. Man kann einen Raubvogel beobachten.

Ohne die großen Ereignisse dafür verantwortlich zu machen, dass man nicht zufrieden ist, kann man glücklich sein. Wie? Den Rat kennen Sie schon: „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch“ (1. Thessalonicher 5,18).

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