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China: Die Dynastie der Chou ist an der Macht

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Während der indische Subkontinent allmählich zur Ruhe kam, gärte es weiter nördlich im Riesenreich der Chinesen. Die Macht der Shang wurde im 11. Jahrhundert vor der Zeitenwende durch die Dynastie der Chou gebrochen, die anschließend fast 800 Jahre herrschten. Dieser Machtwechsel markiert einen Einschnitt in der Zivilisationsgeschichte Ostasiens: Der Raum der chinesischen Zivilisation erweiterte sich beträchtlich. Auf seinem Höhepunkt erstreckte sich das Gebiet der Chou vom Südteil der heutigen Mandschurei im Norden bis südlich des Jangtse im Süden und vom südlichen Kansu im Westen bis an die Küste im Osten.

Diese Ausdehnung hatte das Reich durch Kriegszüge und systematische Besiedlung erlangt. Politisch vollzog sich in der Chou-Zeit ein bedeutsamerWandel: Die Macht der Kaiser gingzugunsten der Lehenstaaten zurück, so dass sich schließlich sieben größere Staaten das Reichsgebiet teilten. Theoretisch blieb der Kaiser zwar der Oberherr dieses feudalistischen Staatensystems, seine Funktion war jedoch auf das Kultische begrenzt.

Die Jahrhunderte der ständigen Kriege waren aber gleichzeitig Epochen des technischen Fortschritts und der Ausbildung der bis heute gültigen Schriftsprache Chinas. Das Fehlen einer kaiserlichen Zentralmacht löste tief greifende geistige Auseinandersetzungen aus und ermöglichte eine vielfältige kulturelle Entwicklung, die zur Grundlage der Sprache, Philosophie und Kunst Chinas wurde. Die klassische Periode des Denkens war die Zeit der so genannten „Hundert Schulen“. Die Technik in Kunst und Werkzeugherstellung erlangte nach 1500 ein Niveau, das von den anderen Kulturen Asiens und Europas kaum oder gar nicht erreicht wurde. Im Zentrum des technischen Fortschritts stand der Wasserbau ebenso wie die Baukunst. Nicht nur der ständige Ausbau der Bewässerungssysteme, sondern auch die Binnenschifffahrt wurde intensiv betrieben. Der Auftrag zum Bau des Han-kuo-Kanals erging 486. Er war somit der erste funktionstüchtige künstliche Wasserweg der Menschheit.

Die chinesische Philosophie begann mit dem einzigen metaphysischen Buch der Literatur, dem I-Ching, dem Buch der Wandlungen, das die uralte Yin- und Yang-Philosophie zusammenfasst. Das männliche Prinzip Yang, das positive, helle und himmlische, und das weibliche Prinzip Yin, das negative, dunkle und irdische, pendeln ständig in einem empfindlichen Gleichgewicht. Alle Weisheit der Natur und Geschichte ist in den 64 möglichen Kombinationen erhalten.

Eine ernste Herausforderung stellten allerdings die wilden Steppenvölker dar. Vor allem die Hunnen, Mongolen und Tataren im Norden verwickelten das chinesische Reich in jahrelange Kämpfe.

Dialog. So könnte es gewesen sein:

Kronprinz: „Der Sohn des Himmels ist sich nicht einig mit den Göttern.“

Kaiser: „Mein geliebter Sohn, wie kannst Du so etwas behaupten?“

Kronprinz: „Unser Reich zerbricht. Kriegerische und aufrührerische Warlords verkünden eigene Gesetze. Im Norden bedrängen uns die gottlosen Mongolen mit ungeheurer Wucht.“

Kaiser: „Die kaiserlichen Truppen werden die Feinde zurück schlagen.“

Kronprinz: „Wie denn? Unsere Soldaten sind schlecht ausgerüstet, korrupte Generäle stecken das Silber, das für die Armee bestimmt ist, in die eigenen Taschen.“

Kaiser: „Beklagenswerte Ausnahmen, mein Sohn. Das Reich der Mitte ist stark genug, sich unter dem Schutz der Götter zu behaupten.“

Kronprinz: „Jetzt sieh` doch die Realitäten, geliebter Vater. Das Reich ist morsch, ein Anstoß von Aussen und das Reich der Mitte wird in sich zusammen brechen wie ein Bienenstock, das von den Tatzen des Bären zerstört wird.“

Kaiser: „Unsere Ahnen und auch ich sind stehen unter dem Schutz der Götter. Unser Palast ist das Zentrum des Universums. So lange wir den den Himmel nicht erzürnen wird uns nichts Böses geschehen.“

Kronprinz: „Möge uns Dein Glauben vor der Fremdherrschaft bewahren. Allein, geliebter Vater, ich mag Deinen Optimismus nicht teilen. Die Mongolen sind wild und hungrig, wir sind satt und zufrieden. Das Studium der Geschichte hat mich gelehrt, das Selbstzufriedenheit und Selbstherrlichkeit stets zum Untergang führt. Ich sehe unsere Zukunft in einem düsteren Licht. Wir werden Jahre der Fremdherrschaft erdulden müssen.“

Die Geschichte der Menschheit

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