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Die Juden und der fremde Gott

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Kein Volk der damaligen Welt war religiös so stark beeinflusst wie das der Juden. König Omri, der die nach ihm benannte erste Dynastie in Israel begründete, öffnete 930 v. Chr. das Land fremden Religionen, vor allem dem Baal-Kult. Er tat damit nichts Ungewöhnliches, denn im gesamten Vorderen Orient wurde der Gott Baal verehrt. Ihm unterstehen – nach der Überzeugung seiner Anhänger – Sonne und Feuer. Er schenkt Fruchtbarkeit und Kriegsglück. Zentren des Baal-Kults waren Syrien, Phönikien und Kanaan. Doch auch andere Völker übernahmen ihn.

In Israel war zu dieser Zeit der Glaube an den einen Gott Jahwe noch nicht gefestigt. Die Menschen waren daher empfänglich für fremde Götter, von denen man Schutz und Hilfe erwarten konnte. Aber im Land des einzigen Gottes, Jahwe, kämpften die religiösen Führer erbittert gegen diesen Baal – allen voran der Prophet Elias. Sie verabscheuten den Kult und vor allem die Menschenopfer, die Baal immer wieder forderte. Sie beschworen das Volk unermüdlich, von nutzlosen Opfern abzulassen und stattdessen die Gebote des Gottes Jahwe zu achten.

Dialog. So könnte es gewesen sein:

Prophet Elias: „Erlauchter König. Du hast nach mir schicken lassen, willst Auskunft über mein frommes Werk. Ich predige, seit der Ruf des Herrn mich ereilte, dem Volk Israels, den Söhnen und Töchtern Abrahams, vom Zorn Jahwes, der über uns kommen wird, wenn wir nicht davon ablassen, dem heidnischen, unersättlich grausamen Gott Baal zu opfern. Du aber, König Omri, bist ein Anhänger dieses schrecklichen, verabscheungswürdigen Gottes, der sogar Kinder als Opfer fordert und niemals Gnade kennt.“

König Omri: „Betrachte es als meinen königlichen Großmut und eine Gnade Baals, dass ich Dich nicht schon längst auspeitschen und auf dem Berge Golgatha vor den Toren Jerusalems den Krähen zum Opfer vorwerfen ließ. Ich habe Dich vor meinen Thron laden lassen, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass Du unermüdlich gegen unseren mächtigen Gott Baal, möge er uns auf immer gnädig sein, predigst und, statt nur ihm zu opfern, den Glauben an Deinen Gott Jahwe verbreitest.“

Prophet Elias: „Wie könnte ich, oh gesalbter König, vom Glauben unserer Väter abfallen ohne dafür von ihm, dem einzigen Gott, für alle Ewigkeit bestraft zu werden? War es doch Jahwe, der Mose befahl, der ägyptischen Sklaverei zu entfliehen. Er war es, der ihm die in Stein gemeisselten Gesetzestafeln auf dem heiligen Berge im Sinaii aushändigte, die unserem Volk die Kraft und die Macht gab, die elenden Philister zu schlagen und ein Reich zu errichten, dass in der Geschichte Israels seinesgleichen sucht. König Saul, David und Salomon sind die Säulen, mit denen Jahwe einen Bund schloss und den Kindern Israels Wohlstand und Frieden schenkte.“

König Omri: „Das Volk ist unzufrieden und glaubt nicht mehr an Deinen Gott. Die Mauern von Salomons Tempeln bröckeln, die Wachen vergreifen sich an den kargen Opfergaben. Die Bewohner Jerusalems sind unzufrieden mit Jahwe und verneigen sich vor Baal. Sie verhöhnen Jahwes Priester, die Bundeslade verstaubt an einem versteckten Ort. Jahwe zeigt sich nicht seinen Anhängern, so als hätte er etwas zu verbergen. Was ist das für ein Gott, der nicht vor seine Anhänger tritt? Baal hingegen ist anwesend, allgegenwärtig und demonstriert täglich seine Macht und Größe. Ohne seinen Schutz hätten uns die Assyrer längst überfallen, unsere Frauen geschändet und unsere Kinder in die Sklaverei geführt.“

Prophet Elias: „Welch Gotteslästerung. Möge Jahwe Dir Deine Worte verzeihen, oh mein König. Denn seine Strafe übersteigt selbst Deine grausame Phantasie. Aber ich prophezeihe Dir hier und heute: Wenn Du und die Deinen nicht von diesem Götzenkult ablässt, wird Jahwe sich an Dir, Deinen Nachkommen und auch an den Kindern Israels furchtbar rächen. Jerusalem wird in Flammen untergehen und mit ihm seine Bewohner, die ihre Tränen auf Generationen in der Fremde und in Gefangenschaft vergießen werden.“

König Omri: „Wenn Dich das Volk Israels nicht als Prophet ehren würde, ich schwöre es bei Baal, Dein Leben wäre nach dieser Verfluchung keinen Piaster mehr wert. Ich würde Dich unserem mächtigen, schützenden Gott ohne zu zögern in den fauchenden Rachen werfen. Doch ich fürchte, Baal würde dieses unwürdige Opfer ausspeien. Gehe mir aus den Augen, Du alter, schmutziger Mann und wage es nicht, meinen Hof noch einmal mit Deiner Gegenwart zu besudeln.“

Prophet Elias: So sei es denn. Aber denke immer daran: Jahwe wird sich in Deiner letzten Stunde, wenn Du Rechenschaft vor ihm ablegen musst, von Dir abwenden, Omri, König der Juden. Er wird Dich und die Deinen bestrafen, bis ins letzte Glied.“

Dem grausamen Gott Baal wurden vor allem Kinder geopfert. Man verbrannte sie in Gruben oder eisernen Standbildern, die die Form des Gottes hatten: Das Kind wurde der Statue in die Hände gelegt und glitt in das Innere des Ofens. Dumpfe Trommelklänge und laute Musik übertönten die Schreie der wehrlosen Opfer. Baal bevorzugte die Söhne der Adeligen. Diese gingen aber in einem Notwehrakt dazu über, Kinder von armen Leuten zu kaufen und sie für die Opferung großzuziehen. Aber auch Kriegsgefangene wurden dem grausamen Gott zugeführt. Bis auf einige wenige, die zurück behalten wurden, um sie vor dem nächsten Feldzug zu verbrennen, damit Baal den Gläubigen wieder einen Sieg schenken würde.

Der Moloch war unersättlich. Jede größere Stadt hatte ihren eigenen Verbrennungsplatz, an dem die Kinder „durch das Feuer geführt“ wurden. Auch bei Grundsteinlegungen waren Opfer üblich. Der Erbauer eines Hauses begrub sein ältestes Kind unter der Schwelle, um den Segen Baals für die künftigen Bewohner zu erflehen. Denn der grausame Gott erhob Anspruch auf Erstlingsopfer: Die erste Gerste des Jahres, das erste Brot, die ersten Lämmer und die ersten Kinder. Bei besonderen Gelegenheiten wurden dem schrecklichen Gott makellose Stiere als Opfergabe dargebracht.

845 v. Chr. lässt König Jehu von Israel die herrschende Dynastie Omri ausrotten und unterdrückt den phönikischen Kult des Baals. Die schreckliche Prophezeiung des Propheten Elias hatte sich also bewahrheitet. Zum Schutz für Juda und Tyros leistet Jehu hohe Tributzahlungen an Assyrien.

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