Читать книгу Das dreizehnte Sternbild - Ein Norwegen-Krimi - Unni Lindell - Страница 25
ОглавлениеIn den Fernsehnachrichten wurde berichtet, daß Lachse auf »humanere« Weise getötet werden müßten, wenn man die Qualität des Fisches verbessern wollte. Wenn Lachse zuerst stark abgekühlt und dann in ein Betäubungsbad geworfen werden, treten sie dem Tod sehr viel gelassener gegenüber. Wenn man also Angst und Streß vermeidet – denn auch Lachse können Angst empfinden, wie der interviewte Experte mitteilte dann kann man in Zukunft auch wesentlich besseres Fischfleisch anbieten.
Cato Isaksen ließ den Kopf in den Nacken sinken. Etwas pochte leise hinter seiner Stirn. Die unbeholfenen und fehlervollen Wege der Liebe. Kalte Fische, die den Tod nicht fürchten. Er war nervös. Es gab etwas, das er verstehen müßte. Einen kleinen Zusammenhang, den er nicht zu fassen bekam. Er legte die Hände auf die Armlehnen. Seine Gedanken waren zu trübe und konnten die Oberfläche nicht ganz erreichen. Der Tote hatte seine Frau mißhandelt. Eigentlich hätte er sofort Ingeborg Myklebust anrufen müssen, aber das brachte er einfach nicht über sich.
Gleich nach dem Wetterbericht schellte das Telefon. Es war Bente. Er war überwältigt vom Klang ihrer Stimme. Diese Stimme erinnerte ihn an Bewegung. Er zog die Tür hinter sich ins Schloß. Sigrid war im Badezimmer und machte Georg fertig.
Es war ein kurzes Gespräch. Bente sagte, sie habe nachgedacht. Sie halte es für vernünftiger, die Mittwochsbesuche aufzugeben. »Das bringt nur Streß«, sagte sie. »Mittwochs haben sie doch immer Fußball. Das alles macht sie müde, Cato. Und am Donnerstag müssen sie so früh aufstehen.«
Sie legte eine Pause ein. Er hörte ihr Schweigen in der Leitung, wußte, was dieser Anruf sie gekostet hatte.
Er seufzte. »Du hast recht«, sagte er.
Ermuntert durch diese positive Antwort fügte sie hinzu: »Außerdem«, dann verstummte sie wieder.
»Ja?«
»Kannst du nicht versuchen, allein mit den beiden etwas zu unternehmen, wenn sie am Wochenende zu dir kommen?«
»Wie meinst du das?«
Er wußte, daß es um Sigrid ging.
»Sie wollen mit dir zusammen sein«, sagte Bente und betonte dabei das »dir«.
»Wir unternehmen doch alles mögliche allein«, sagte er, mußte sich aber korrigieren. Wann hatte er zuletzt allein mit den Jungen etwas unternommen? Zu dritt? Ihm lief ein kurzer Schauer über den Nacken. Er ärgerte sich, weil sie recht hatte.
»Du bist mit ihnen in diesem Winter nicht ein einziges Mal am Slalomhang gewesen.«
»Georg hatte so oft Koliken.«
Er konnte durch die Leitung ihr wütendes Gesicht sehen.
»Kannst du nicht ab und zu mal mit ihnen losgehen, irgendwohin . . . ohne, daß Sigrid und dieser kleine Schreihals dabei sein müssen?«
»Schreihals?« Cato ballte die Faust um den Hörer. Sigrid würde entzückt sein, wenn er Bente per Telefon anpöbelte.
»Und eine große Wohnung habt ihr auch nicht«, sagte Bente. »Sie haben nicht einmal ein eigenes Zimmer.«
»Ich kann mir keine größere Wohnung leisten, so lange du auf dem Haus sitzt«, entgegnete Cato kalt.
Später, als er den Hörer auf die Gabel gelegt hatte, merkte er, daß dieses Gespräch wie eine Eiterbeule in seiner Brust saß. Die Jungen waren unglücklich. Das wußte er doch selber. Er war bereit, die Mittwochsbesuche aufzugeben. Plötzlich überkam ihn der Drang, Sigrid zu verteidigen. Sie gab sich doch alle Mühe. Oder vielleicht doch nicht?
Sigrid kam mit Georg auf der Hüfte aus dem Badezimmer. »Wer war denn das?« fragte sie.
»Bente«, antwortete er mürrisch.
»Was wollte sie?«
»Reden.«
»Worüber denn?«
»Über die Jungen, natürlich. Worüber denn sonst?« Er erzählte ihr nichts von der neuen Abmachung. Beschloß, das erst später zur Sprache zu bringen.
Sigrid trug das Kind in die Küche. Ihre heftige Bewegung tat ihm im Kopf weh. Sigrid überlegte. Sie wußte, daß ihr Leiden feige und dumm war, und daß es nur daran lag, daß sie so bewußt litt. Ich könnte den beiden Jungen wirklich etwas antun, dachte sie.
Sie öffnete den Schrank, ein Messer oder eine Gabel fiel zu Boden. Sie sah nicht genauer hin. Sie ging zur Tür zurück. Sie sah aus, als ob sie noch mehr zu sagen habe.