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KAPITEL I

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Wenn man ein Buch mit einem partiellen Hintergrund an (historischen) Fakten schreibt, ist es meist unmöglich, Mystifikationen zu vermeiden, und seien es auch nur zufällige.

Als ich über all die Zufälligkeiten nachdachte, die für dieses Buch eine Rolle spielten und eine Motivation darstellten, zeigte sich, dass ich den Roman über Sokollu Mehmed Pascha genau in dem Augenblick zu schreiben begann, als fünfhundert Jahre seit der Geburt seiner »ersten Hälfte« Bajica Sokolović (1505) ihren Abschluss fanden. Ich dachte mir, na gut, ich werde dieser einsame Einzelgänger sein, der solch ein wichtiges und rundes Jubiläum beiläufig begehen wird. In meinem Land habe ich nicht bemerkt, dass auch nur einem Beamten so etwas eingefallen ist (allerdings, die Journalistin Nataša Ilić des Blattes Politika hat in ihrem Text vom Juni 2005 darauf hingewiesen, dass sie vor allem die Regierenden und die Öffentlichkeit dazu aufrufen möchte, den verwahrlosten Mehmed-Pascha-Brunnen in Belgrad zu restaurieren, aber – sie ist keine Beamtin). Und die Tageszeitung Večernje Novosti reagierte auf das Jubiläum im letzten Augenblick, im Dezember, indem sie im Feuilleton zehn Folgen veröffentlichte, die aus der Feder von Ismet Kočan stammten.

Während ich in diesem Jubiläumsjahr einige Zeit in der Türkei verbrachte, habe ich auch dort nicht (weder in diesem Jahr noch in der Türkei) bemerkt, dass jemand das Jubiläum feierlich begangen hätte. Als wäre es an mir, in aller Bescheidenheit auf diesen Anlass hinzuweisen, indem ich darüber schreibe, aber nicht für die Öffentlichkeit (zumindest in diesem Moment), sondern für mich selbst. Denn, wenn dieses Buch veröffentlicht wird, ist das Jubiläum nicht mehr aktuell, wird es auch streng genommen keines mehr sein. Daher sollte man die feierliche Stimmung unter Kontrolle halten oder man sollte sie wenigstens mit Zufälligkeiten bedecken – durch die Verkettung glücklicher Umstände wurde sie von einer anderen Feier überdeckt: der Ankunft des nächsten Jahres.

Ein Fest verwandelt sich in eine Markierung.

Das Jubiläum wird durch das Neue Jahr abgelöst.

Mehmed Pascha verwandelt sich in den Weihnachtsmann.

Eine echte Möglichkeit, die wie ein Witz wirkt. Zynischer Humor, bedingt durch die Umstände und nicht durch das Talent des Autors. Das ist, als würde ein Autor ohne Plan schreiben und am Ende erhielte er als Ergebnis beispielsweise einen Roman ohne Eigenschaften.

Die große Frage bleibt, was beim Schreiben Zufall ist. Ein Autor mag es, die Dinge umzustellen, zu füllen, weiterzudichten, zu vervielfältigen, um dann zu verkürzen, zu organisieren und umzugestalten … aber vor allem mag er es, die Dinge zu verschränken. Und wenn er das tut, dann ist alles möglich. Deshalb kann man ihm eventuell den Fehler für das nebensächliche (böse) Werk, dessen er sich gar nicht bewusst ist, wie die Fehler eines Kindes verzeihen. Erstens, weil dieses (böse) Werk völlig zufällig und nebenbei angefertigt wurde; es war nicht das Ziel, sondern es existiert ohne jegliche Planung. Zweitens, seine Folgen sind schwerlich so dramatisch, als dass sie unverbesserlich wären. Aber selbst wenn sie nicht zu verbessern sind, weitreichend sind sie nicht. Drittens, die Grundidee bleibt weiterhin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – das (böse) Werk ist eine Kollaterale. Und zum Schluss, wer versteht den Autor wirklich und essenziell? Das ist noch ein zusätzlicher Grund, wenn nicht sogar eine Rechtfertigung, warum ihm erlaubt ist, die Dinge ruhig zu verschränken und dafür keine Verantwortung zu übernehmen.

Hier ein Beispiel eines (bösen) Werks: In den Kapiteln, die beanspruchen, sich mit der heutigen Zeit zu befassen (wie auch dieses), führe ich die ganze Zeit ein Gespräch mit mir selbst! Ist das gut oder schlecht? Vielleicht begreife ich zum Schluss, dass es immerhin für das Buch gut ist, obwohl ich in diesem Moment daran zweifle. Warum lasse ich die Helden nicht ihren Weg gehen, damit sie sich – wie man so sagt – entwickeln? Aber, vielleicht ist es für sie noch nicht an der Zeit. Denn … ich bin doch auch einer von diesen Helden (jener mit den Initialen V.B.)! Entwickle ich mich etwa nicht als Figur, durch diesen Dialog mit mir selbst? Hat der Leser etwa nicht begonnen, klare Schlüsse über sie (über mich) zu ziehen? Ich denke, er müsste einige Schlüsse ziehen. Wenn nicht er, wer dann?

Hamam Balkania

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