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3. KAPITEL

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Die größte und schwerwiegendste Folge des Paschabesuches (wie sich herausstellte, ein Auskundschaften) war wenige Monate später die Ankunft seiner Hoheit selbst. Jetzt aber nicht nur in seinem Serail, sondern auch bei den ausgehobenen Knaben. Genauer gesagt, diesmal wurde ihnen gestattet, vor dem großen Sultan zu erscheinen. Sein Großmut erschöpfte sich in der Geduld, sie alle, wie sie da saßen, mit einem Blick zu messen, eine Handbewegung zu machen, die ihnen bedeutete, dass sie frei seien, auf dem Diwan Platz zu nehmen und darauf zu warten, zu dem Dutzend Auserwählter zu gehören, die ihm einzeln vorgestellt werden. Das taten ihr Lehrer, was sein Recht war, und Deli Husrev Pascha als Mann aus der Gefolgschaft des Herrschers, offensichtlich ein Mann mit einer besonderen Vertrauensposition.

Der Pascha mit seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen sprach über jeden Burschen gesondert: Von wo man ihn gebracht hatte, aus welcher und was für einer Familie er stammte, wofür er in der Ausbildung besondere Begabung zeigte und wo seiner Meinung nach Bildung und Ausbildung fortgesetzt werden sollten. So erfuhr Bajica vor dem Sultan, dass sein Schicksal so geplant war, dass er an den obersten Herrscher gebunden sein würde: im kaiserlichen Serail in Istanbul!

Nur ein einziges Mal hatte er die Gelegenheit, dem Blick des Sultans zu begegnen und dieser ließ ihn erstarren. Er sah eine seltsame Verbindung von Gleichgültigkeit und Interesse, aber vor allem eine eisige Kälte, die wahrscheinlich jene gewaltige Entscheidungsmacht mit sich brachte: angefangen bei den Problemen unbedeutender Einzelschicksale bis zur Gestaltung der Zukunft ganzer Stämme und Staaten. Doch wiederum war er immer noch zu sehr Soldat, um kein Interesse an diesen gebildeten Sklaven zu zeigen, von denen vielleicht morgen auch sein Leben abhängen könnte. Bajica hatte man gelehrt, dass alle zugeführten Kinder, in den verschiedenen Funktionsebenen vom Janitscharen bis zu den höchsten kaiserlichen Ratsmitgliedern, also wirklich alle, eine nachweislich verdiente, identische Rolle gegenüber dem Sultan haben würden. Er wird in dieser oder jener Weise, in Abhängigkeit davon, inwieweit und wann er in ihrer Nähe sein würde, ihnen mehr Vertrauen entgegenbringen als jeder anderen militärischen Formation. Von ihrer Treue ihm gegenüber – individuell wie gruppenbezogen – würde auch sein Leben abhängen. Aber auch das ihre. Sie werden sein Schutzschild gegen alle anderen sein: sowohl innerhalb wie auch außerhalb des Reiches. Und er wird einer der Ihren sein.

Über all das dachte er tagelang nach, nachdem alles schon vorbei war. Aber, über all den wichtigen Schlüssen schwebte ein weitaus einfacherer, ihm aber weitaus wichtigerer: Ihn, Bajica, verbargen sie nicht mehr vor dem Sultan! So begriff er, dass er ihnen etwas wert war. Das war wahrscheinlich eine Anerkennung für das Akzeptieren des Fremden. Als Ersatz für diese Akzeptanz wurde ihm zu verstehen gegeben, dass ihn künftig Privilegien und kein Sklavenschicksal erwarteten, obwohl ihn niemand und niemals von diesem Status würde erlösen können, nicht einmal der Sultan.

Nun war ihm eigentlich angeboten worden, ein vollendeter Sklave zu sein.

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