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KAPITEL III

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Ich mag Definitionen, egal welche, nicht sonderlich (man erinnere sich nur daran, wie übertrieben oft dieses Wort in jedermanns Schulzeit auftauchte). Aber beim Thema des Vermischens von Literatur und Rechnen (wieder ein Wort aus der Schulzeit, das kleine Kinder in die höheren Sphären des Operierens mit Zahlen einführte) reifte in mir der unwiderstehliche Wunsch, Geld zu definieren. Und hier nun, zu welchem Schluss ich gekommen bin: Geld ist ein in Zahlen ausgedrückter Wert! Es scheint, dass man für diese Schlussfolgerung nicht viel Verstand benötigt. Könnte man dasselbe nicht auch über, sagen wir mal, die Dauer sagen: Die Jahre sind ein in Zahlen ausgedrückter Wert. Ha! Genau, wie man vieles andere mit völlig derselben Definition ausdrücken könnte. Aber nicht darin liegt der Sinn. Auch wenn es richtig ist, dass diese »Weisheit« auf viele andere Begriffe und Erscheinungen übertragen werden kann, heißt das nicht, dass die ursprüngliche Definition nicht richtig ist und auch nicht, dass die Existenz anderer sie aufhebt.

Was will ich sagen? Na, dass Wert nicht gleichzusetzen ist mit Qualität. Daher haben die Aussagen »das Geld ist ein in Zahlen ausgedrückter Wert« und »das Geld ist eine in Zahlen ausgedrückte Qualität« nicht dieselbe Bedeutung. Wir kommen zu der so genannten Pointe. Stellen sie sich vor, gewisse Autoren würden nachgeben und das in Zahlen ausgedrückte Wertesystem (der Platz ihres Buches auf der Top-Liste sozusagen) gleichsetzen mit der Qualität dieses Buches. Sie wüssten nicht, wem sie schwerer verzeihen würden: der Eitelkeit des Autors oder denen, die diese monströsen Hit-Listen erfunden haben.

Diese Phänomene wären nicht besorgniserregend, wenn sie im Bereich der Phänomene verbleiben würden. Sie sind inzwischen viel mehr als das, und am Anfang sind sie nur eine Modeerscheinung und eine Tendenz, aber mit der Zeit verwandeln sie sich in einen richtigen Plan, in ein Programm, alles mit dem Ziel, zur Regel zu werden. Von daher darf man ihnen nicht Zufälligkeit, Leichtfertigkeit und schnelle Vergänglichkeit zuschreiben. Ihr Ziel ist es, ein dauerhafter Wert zu werden und zu bleiben. Zahl ist gleich Qualität.

Und wie sieht das in der Praxis aus? Neulich wohnte ich tatsächlich dem Vortrag einer bekannten Autorin zur Verteidigung der Zahlen bei. Um zu beweisen, dass ihr erster Platz auf der Liste der meistgelesenen Bücher in jeder Hinsicht unantastbar ist, egal, wie viele Leute ihr Buch gelesen hatten, was ihr übrigens auch niemand streitig machte, verglich sie sich mit den geistreichsten, besten und wichtigsten Autoren des Jahrhunderts! In ihrer egomanischen Arbeit hatte sie entsprechende Stichworte wie etwa die Platzierungen der Bücher dieser verdienstvollen Autoren auf den damaligen oder historischen Top-Listen, weder gesucht noch gefunden. Genau genommen konnte sie auch nichts finden, denn zu jener Zeit existierten solche Listen gar nicht. Die Autoren eroberten ihre Plätze durch Verdienste und nicht numerisch. Also, meine Botschaft ist klar. Die Frau Autorin war beleidigt, weil sich zuvor jemand erstmals getraut hatte, ihren eitlen Wunsch in Frage zu stellen, dass ihr der erste Platz und der Platz des Besten gebührt. Sie hatte diese Formel mit einer anderen, verführerischeren verwechselt: Dass der erste Platz auch der beste sei.

Und um alle Zweifel auszuräumen: Der Platz des Ersten kann wirklich auch der beste Platz sein, aber das heißt auf keinen Fall, dass es auch der Platz des Besten ist.

Hamam Balkania

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