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KAPITEL IV

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Die auf Literatur und Bücher angewandten Zahlen erlangen manchmal geistreiche Charakteristiken und zeitigen absurde Folgen. Auf einer unlängst veranstalteten lokalen Buchmesse hat der Organisator in allen Medien eine Rangliste der teilnehmenden Aussteller publik gemacht. In dieser Veröffentlichung stand alles Mögliche, nur nicht wonach die Verlage bewertet wurden und was sie besser als andere macht. Sie waren die Besten, aber man wusste nicht worin. Aber dann, nach seriöser Analyse und Ursachenforschung über die Nichtnennung des wesentlichen Kriteriums, was aber den Ausschluss der Vergesslichkeit des Organisators einschloss, wurde klar, dass dieses Detail gar keine Rolle spielte, solange sie die Besten waren.

Es ist die Zeit gekommen oder die Stelle erreicht, an der ich mich selbst vom Anfang dieses Buches (das Kapitel mit dem Titel »Nach Beginn«) aus dem Passus zitiere, in dem ich die Epitheta erwähne, die für Großartigkeit und Kraft stehen und Teile von Personennamen wurden: der Starke, der Prächtige oder ich bediene mich der gewöhnlichen Qualifikationen – der Größte, der Wichtigste, der Bekannteste. Aber warum? Na, um zu beweisen, dass die Geschichte oft genug eine Estrade2 war, weil, hier das Zitat: »Die Geschichte mag besonders das Größte, Stärkste, Mächtigste, alle Superlative. Ein Buch hat allerdings andere Aufgaben.«

Deshalb bleibt das Buch im Bereich des Marginalen, auf einem Nebengleis, während die Geschichte sich bemüht, zwischen ihre erhabenen und dauerhaften Denkmäler auch die ewigen Werte der Hierarchie der Estrade einzureihen. Die Estrade ist schlau, sie nutzt die Schwäche der Geschichte gegenüber allen Siegern aus (sogar in Bezug auf die falschen, unwichtigen, grotesken …), so dass sie leicht auf Schmusekurs zu ihr geht. Sie macht ihr Komplimente, mit denen sie sie sehr geschickt einkassiert. Und Charme ist auch ein Ort, von dem aus gesprochen wird: in den so genannten Unterhaltungskünsten (öfter als »Künste« bezeichnet) heißen diese Orte Podien, und in den politischen Tätigkeiten – Bühne.

Erst der Prozess der gesellschaftlichen und ökonomischen Transition einzelner europäischer Staaten hat die gefährliche Ähnlichkeit zwischen Politik (als zukünftiger Geschichte) und den populären Unterhaltungsfertigkeiten (als ewiger Gegenwart) gezeigt. Diese Ähnlichkeit, erprobt, vorgeführt und zu vollkommener Unverschämtheit oder zu unverschämter Vollkommenheit entwickelt – erwies sich als ideale, sich gegen das Buch verbündende Gemeinschaft. Die Angst vor der Beweisbarkeit der Vorstellung vom ewigen Bestand des Buches oder wenigstens seines natürlichen Bestrebens, aber auch häufigen Erfolgs, im Hinblick auf eine lange Existenz ließ diese primitive, einer Karikatur ähnliche, absurde, aber gefährliche Symbiose zu einer unauflösbaren Ehe aus Berechnung erstarren. Bald wurden Floskeln erdacht als Kräfte für eine schnelle Intervention vom Typ Populismus gegen Elitismus. Aber da das Elitäre nur einer geringen Anzahl von Menschen Vorbehalten ist, geht das gegen die Demokratie, die sich in Gottes Namen wenn nicht an alle, so doch wenigstens an eine große Zahl von Menschen richtet.

Hier ist sie – die transitionale Dialektik!

Der Fakt, dass zum Welterbe Bücher gehören, die aus der ferneren oder näheren Vergangenheit zu uns in die Gegenwart gelangen und ganz gewiss sowohl in naher als auch fernerer Zukunft eine gewisse Zeit fortleben werden, hat nur die Position der Angreifer und des (Fort–)Dauerns verschärft.

Der Kampf zwischen der täglichen Dauer und irgendetwas Dauerhafterem hat sich in einen Kampf des Lauten gegen das Stille verwandelt (Letzteres entstand aus der häuslichen Erziehung heraus und nicht aus Angst), der Stimme der Heimlichkeit gegen die Stimme der Öffentlichkeit, der Beleidigung gegen die Toleranz, des Aggressiven gegen das Sanftmütige, des Krieges gegen den Frieden.

Wer wird den Sieg davontragen? Na, die Sieger.

So viel haben wir wenigstens gelernt.

Hamam Balkania

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