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5. KAPITEL

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Ungeachtet der ganz offensichtlichen äußeren Übereinstimmung im Lernen und Verhalten erkannte Bajica deutlich genug die Unterschiede in der Rezeption des Islams unter seinen Mitschülern. Zunächst stach da eine Gruppe aus der Generation heraus, die schon ein paar Jahre früher nach Edirne gelangt war. Ihr gehörte auch Mustafa an, der Bruder von Deli Husrev Pascha. Diese jungen Burschen achteten darauf, ihre Abwehrhaltung gegenüber dem Islam nicht vor den Lehrern und Wächtern zu zeigen, doch vor den anderen Schülern machten sie keinen Hehl daraus. Sie sagten, dass sie sich auf keinen Fall vom christlichen Glauben lossagen können, und besonders gern wandten sie sich an Bajica. Sicherlich weil er der einzige war, der vor seiner Ankunft zum orthodoxen Mönch ausgebildet und noch dazu direkt aus dem Kloster nach Edirne gebracht worden war.

Dennoch schienen sie irgendwie von seiner Zurückhaltung überrascht und auch von seinen Ratschlägen. Wahrscheinlich erwarteten sie nicht nur, dass er sie offen und direkt unterstützte, sondern möglicherweise auch anführte. Sie wussten wohl selbst nicht so recht wobei, wahrscheinlich bei einer Revolte. Doch wiederum bei was für einer Art von Revolte? Gewiss nicht bei einer offenen, sondern gedachten, versteckten. Bajica aber machte ihnen klar, dass sie bereits mit der Konversion ihren Glauben in jeder Hinsicht gewechselt hatten: mit ihrem Eid sowohl mit dem Wort als auch mit dem Körper, mit ihrer Kleidung, Ernährung, Sprache, mit ihren Gebeten. Er unterstützte ihren Anspruch, weiterhin an das zu glauben, was immer ihr Wunsch war, auch an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, aber tief im Inneren ihrer Seele. Dieses Recht und dieses Geheimnis würde ihm nie jemand wirklich verwehren können. Jeder andere Widerstand gegen den Glauben Allahs, selbst wenn er nur partiell publik werden würde, führte zur rabiaten Auslöschung ihres Lebens. Zwischen diesen beiden Extremen – des Lebens mit Allah oder des Todes ohne ihn – tat sich keine Ausweichmöglichkeit auf. Man konnte nur eine der beiden wählen. Sie könnten natürlich daran festhalten, sich halb heimlich und halb offen dem Glauben des Propheten Mohammed zu widersetzen, doch damit vergrößerten sie die Gefahr des Verrats, der durchaus zuerst aus den eigenen Reihen kommen könnte, gab er wiederholt zu bedenken.

Nach mehreren Gesprächen kamen sie zur Ruhe. Sie akzeptierten nicht, mit Herz und Seele in einem fremden Glauben zu sein, aber sie begriffen, dass ihnen jenseits der intimen Wahrheit nichts anderes übrigblieb, es sei denn, sie wählten den Tod, von eigener oder fremder Hand, das war egal.

Gut war, dass sie seine Worte nicht als Niederlage auffassten, besonders als er die vielleicht… dennoch… mögliche Zweigeteiltheit des Glaubens zur Sprache brachte. Er sagte ihnen, dass auch ihm niemand die Erinnerung nehmen könne. Sogar falls er sich selbst wünschte, sie auszulöschen, wie sollte das möglich sein? Man kann einen Teil des Lebens nicht durch einen Entschluss auslöschen, etwa das bisherige Leben. Und das Leben kann auch nicht aus einem auserwählten Tag bestehen! Es war zu sehen, dass solche Worte sie verblüfften, doch sie akzeptierten, dass sie der Klügste von ihnen ausgesprochen hatte.

Erst dann begriff Bajica, dass von dieser ganzen konservativen Gruppe einzig Mustafa, der jüngere Bruder von Husrev Pascha, für eine höhere Bildung vorgesehen war und er auch der einzige von ihnen war, dem der Dienst in Herrschernähe zustand. Nachträglich erinnerte er ihn auch daran, er sagte ihm das unter vier Augen, dass sie sich alle bald trennen würden und dass von der gesamten aufrührerischen Gruppe nur er ohne sie alle verbliebe; während die anderen zusammenbleiben würden oder auch nicht. Er riet ihm, geduldig zu sein und der Dinge zu harren, die unvermeidlich kommen und Veränderungen mit sich bringen würden.

Er erinnerte ihn auch daran, dass sie Verwandte sind.

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