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»Bei Liebschaften ist es zu keinem intimen Verkehr gekommen«

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22. Zeuge – Hitlers »Sturm«-Gefährte und zweiter »Leibfahrer« Emil Maurice

Emil Maurice (1897–1972) war Hitlers nahester Duzfreund aus den frühen Schläger-Tagen um die Münchener Putschzeit 1923. Er und Hitler waren in den Jahren ihrer Freundschaft zwischen 1921 und Ende 1927 zuweilen auf »Jung-Mädchen-Eroberung« gegangen, wobei Hitler mit dem Backfischfang nur Tee-nachmittäglich charmierte und nichts Weiterführendes arrangierte – das überließ er dem Praktiker Maurice. (Schroeder 99, S. 153, Sigmund 08, S. 17, Sigmund 98, S. 94, Sigmund 05, S. 94 f.)

Von diesem Spontan-Anmachen schöner Frauen und junger Mädchen berichten auch zwei andere Leibnahe Hitlers, die späteren Diener Karl Wilhelm Krause und Heinz Linge.

»Begeistert« von der weiblichen Schönheit ließ Hitler die Frauen frisch von der Straße weg oder nach einem Opernabend zu einem Date einladen. Doch es blieb immer bei einem Plauderstündchen mit Mineralwasser-Trinken und Weggeschickt-Werden – auf Nie-mehr-Wiedersehen. Keiner der beiden Diener machte einen Hinweis auf ein Bett-Ergebnis zwischen Hitler und der Neuen. Auch von anderer Seite her wurde so etwas nicht behauptet. (Krause, S. 47/43, Linge 55/56, Nr. 48 v. 26. 11. 55, S. 34, Nr. 52 v. 24. 12. 55, S. 32 f.)

Maurice stand Hitler sieben Jahre lang Leib-nah, war in beider Straßenmädchen-Abenteuer verwickelt und im Unterschied zu Hitler mit Frauen immer Bett-aktiv. Wenn ein solcher Zeuge feststellte: »Da war schon in Hitlers Münchener politischer Frühzeit das ›Berghof‹-Ver-walter-Döhring-Laken-›Nix‹«, dann muss eine derartige Aussage für bare Münze genommen werden.

Maurice gab bei seinem Verhör vor den Amerikanern im Juni 1945 zu Protokoll: »Zur Beantwortung der sexuellen Frage glaube ich bestimmt sagen zu können, dass es bei keiner der verschiedenen kürzeren oder längeren Liebschaften Hitlers zu einem intimen Verkehr gekommen ist. Er fürchtete wohl zu Recht, ein geschlechtlicher Verkehr hätte ihn nur an die Frau oder das Mädchen gebunden. In diesem Sinne sprach er oft. Er, der die Abwechslung liebte, wollte frei sein.« (Verhör von Emil Maurice am 5. Juni 1945 in Augsburg durch das US-Counter Intelligence Corps [CIC] – Kopie der Abschrift der Vernehmung im Besitz von Anna Maria Sigmund, die die Passage 2003 zum ersten Mal publizierte. [Sigmund 03/05, S. 94 f., 79 ff., 301 ff., 336, Anm. 30 f.])

»Bei keiner der verschiedenen kürzeren oder längeren Liebschaften Hitlers zu einem intimen Verkehr gekommen« – von Maurice gemeint waren Hitlers Geschichten während der Zeit zwischen 1921 und 1927 mit Ada Klein, Maria Reiter und Margarete Slezak, erst recht die Anbahnungen von namenlosen Nachmittags- und Abend-Bekanntschaften.

Wenn drei Zeugen zu verschiedenen Zeiten und Gelegenheiten das Gleiche sagen – Maurice 1945, Krause 1949 und Linge 1955 –, dann kristallisieren sich die Aussagen zu historischen Wahrheiten heraus.

Maurice hat in seiner Zeit mit Hitler, in der er vorübergehend mit ihm auch zusammenwohnte, die Lampe sogar über Hitlers »längere Liebschaften« halten können und dessen Horizontale ausnahmslos vakant vorgefunden. In Maurices Übermittlung lag keine Spur von Gehässigkeit gegenüber Hitler im Döhring’-Hanfstaengl’schen Sinne, Hitler wäre impotent gewesen (5., 4. Zeuge). Maurice begründete Hitlers sexuelle Enthaltung in naiver Gutherzigkeit aus angeblichem freien Willen heraus, Hitler habe frei sein wollen. Gerade diese Neutralität in Maurices Aussage macht sein Zeugnis unangefochten authentisch.

Doch wie war es mit Maurices Verlobter Geli Raubal? Hat Hitler den Othello Ende 1927 ohne jegliche sexuelle Grundlage aufführen können? Oder war da doch Sex mit im Spiel?

Geli Raubal (1908–1931) war eine Männerfrau, trat mit Verhältnissen in Erscheinung, ehe Hitler sie psychisch besetzte und im Oktober 1929 bei sich in seiner neuen großen Wohnung am Münchener Prinzregentenplatz 16 einziehen ließ. Raubal hatte auch danach Männerbekanntschaften. Ihre kurze Verlobung mit Maurice kann von Maurices Draufgänger-Naturell her keine reine Distanz-Angelegenheit gewesen sein.

Hitler hat sich ein einziges Mal Furien-eifersüchtig benommen und die Entlobung zwischen Geli und Emil im Dezember 1927 erzwungen, aber seltsamerweise seinen alten Fahrer und Leibdiener, der nach der Trennung von Hitler ein unauffälliges, NSDAP-gestütztes Leben als Uhrmacher in München führte, nicht in der »Nacht der langen Messer« während des »Röhm-Putschs« (30. Juni–2. Juli 1934) umbringen lassen. Stattdessen hat er ihn bei halböffentlichen Gelegenheiten zuweilen sogar wiedergesehen.

Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland

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