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Sachliche und sexuelle »Wohlanständigkeit« des Serienkillers

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Je undurchsichtiger Hitler bleibt, je normaler er gemacht wird, um so unverständlicher ist auch die Entfaltung seiner Destruktivität. Die Normalisierung Hitlers durch seine Biografen setzt fort, womit er selbst begonnen hat – sich als normal zu stilisieren: Für das ferne Volk messianisch überhöht, aber für den direkten Umkreis einer wie jedermann, auf dass jeder nahe Mann ihm folgen, Hitlers Wünsche und Befehle befolgen und ihn niemals an der Durchsetzung seiner einzelnen Zerstörungs-Aktionen hindern konnte. Hitlers von ihm selbst betriebene Normalisierung galt dem Vorgang, seine personifizierten Zerstörungswerkzeuge als Normalmänner in die Hand zu bekommen und in der Hand zu behalten, auf dass sie immer und überall alle seine Destruktionen ausführten. Er ist ja einer von uns! Er ist einer wie wir! Da macht das Mitmachen als Mordwerkzeug richtig Spaß!

So lief es vom Hitler-Umkreis aus wellenbewegend weiter in die Bereiche der entfernteren und entferntesten Mittäter hinein, bis ein millionenhaftes Mitmachen von allein funktionierte, das zu Greueln aller Art führte – vom Oben einer Heydrich’schen Wannsee-Konferenz aller für die »Endlösung« zuständigen Behörden (20. Januar 1942) bis zum Unten der Zyklon-B-Einstreuer in die Gaskammern.

Eine Normalmann-Maskierung unternehmen die meisten Serienkiller. Deswegen sind sie äußerst schwer zu enttarnen. Und deswegen gelingt es ihnen leicht, sich in die Apparaturen der Gesellschaft einzuschleichen. Sie sind keine üblichen Verbrecher, sondern Ehrenmänner mit nur einem sehr versteckten Schaden an ihrem verstecktesten und sie als Mann kennzeichnenden Organ.

Die überwiegende Mehrzahl der Serienkiller hatte etablierte Berufe oder ging einer geregelten Tätigkeit nach – ausgenommen diejenigen, die schon als Jünglinge zu morden begannen wie Bartsch, Chase, Hagedorn und Hoßfeld oder die so vermögend waren, dass sie wie Gein nicht zu arbeiten brauchten, der sich ungestört von finanziellen Zwängen seiner ihm angenehmsten Tätigkeit widmen konnte, sein ererbtes Elternhaus tagein tagaus mit zerstückelten Frauenleichen auszustaffieren.

Auf allen beruflichen Ebenen glänzten erwachsene, schon non stop mörderisch praktizierende Serienkiller – als Angestellter im Justizdezernat und städtischer Kirchenpräsident (Rader), als Schulaufsichts-Beamter (Fourniret), als Landwirt und Büchsenfleisch-fabrizierender Millionär (Pickton), als Geschäftsmann und Kooperateur der Demokratischen Partei (Gacy), als Psychologe, Jurastudent und Promoter der Republikanischen Partei (Bundy), als Lehrer (Druitt und Sliwko), als Polytechnik-Dozent und Mitglied der Kommunistischen Partei (Tschikatilo), als Arzt (Petiot und Shipman), als Polizist (Schäfer), als Radio-Sendungs-Host (Williams), als Gewerkschafter (Kürten), als Gemischtwaren-Händler und V-Mann der Kriminalpolizei (Haarmann), als Pädagoge (Martin [Nachname Behörden-seits unterdrückt – »der Mann mit der schwarzen Maske«), als Apotheker (Holmes), als Gallerist (Berdella), als Schriftsteller (Unterweger), als Röntgenfachmann (Long), als Autolackierer (Ridgway), als Mechaniker und Reparateur (Brudos und Rogers), als LKW-Fahrer (Eckert, Kuklinski, Marco M. [ebenfalls verheimlichter Nachname] und Sutcliff), als Lagerist (Dahmer) …

Diese Etabliertheit und Reputiertheit der Serienkiller hat eine zweite anti-aufklärerische Folge ihrer Unenttarnbarkeit. Die Serienkiller verflechten sich mit dem Establishment. Wenn sie dann schließlich kriminalpolizeilich längst aufgeflogen sind, mag selbiges Establishment auf keinen Fall prompt gegen sie vorgehen, weil es dann seine Verstrickung mit dem Serienkiller zugeben müsste.

Dennis Rader hat sich während seiner 30-jährigen Mordpraxis mehrfach verschlüsselt selbst angezeigt – ohne Erfolg! Erst als er kurz vor seinem 65. Geburtstag stand und die US-Stadt Wichita ihn als Präsidenten der größten Kirchengemeinde des Ortes hätte weit sichtbar feiern müssen, da mussten die Stadtväter das kleinere Übel wählen: Lieber jetzt noch vor den Jubilierungen zugreifen als später – nach zu vielen 65-Feier-Hymnen auf Rader, mit denen zu viele Honoratioren sich durch Raders irgendwann zu erwartende Festnahme blamiert hätten. (Douglas/Dodd)

Wenn den Serienkillern ihr genetischer Schaden des morbus orgasmus mit einer zellulären Beigabe des ihnen Fehlenden oder einem operativen Eingriff medizinisch repariert werden könnte, würden sie prompt aufhören zu morden und blieben Rückfalls-los die Gesellschafts-stützenden Beruflichen, die sie vorher waren. Kastration, wie sie bei Bartsch versucht wurde, nützt nichts, da der physiologische Serienkiller-Schaden nicht in den Hoden liegt.

Adolf Hitler wäre ohne seine Anomalia masculinis möglicherweise ein großer Staatsmann gewesen – keine Gewaltakte gegen Volksteile, keine Massenmorde und keine Anzettelung des Zweiten Weltkriegs mit den folgenden Genoziden an Juden, Roma und Sinti!

Für die Beantwortung der sexuellen Frage in Ansehung Adolf Hitlers ist ein weiterer allgemeiner Fakt im Verhalten von Serienkillern von Wichtigkeit: Zur Selbstpräsentation als Wohlanständiger, beruflich Etablierter gehört es auch, sich wie die meisten Serienkiller auf eine Frau zu beziehen, mit ihr zusammenzuleben, verheiratet zu sein und manchmal sogar Kinder zu haben – ein Kind bis fünf Kinder von Serienkillern sind überliefert.

Zu den monogamen, treuen, Frauen-bezogenen Serienkillern gehört die überwiegende Mehrheit dieses Täter-Kalibers: Brudos, Bundy, Eichhorn, Fourniret, Gacy, Kürten, Kuklinski, Long, Marco M., Petiot, Rader, Ridgway, Rogers, Sliwko, Sutcliff, Tschikatilo, Unterweger …

Auf schwuler Seite waltet das gleiche Serienkiller-Prinzip des Nett-Seins gegenüber Partnern und des Bös-Seins gegenüber jeder fremden Männlichkeit. Haarmann und Bartsch zum Beispiel waren durchhomosexualisiert bis ins Mark, hatten Freunde mit gelegentlichem Sexualkontakt, auf die sich keine mörderischen Impulse der SK richteten. Ermordet mit Lusthöhepunkten wurden von der Straße aufgepickte Jünglinge und Knaben.

Die dritte Gruppierung sind die »Lonely Cowboys«, die nichts partnerschaftlich Männlichem oder Weiblichem nahestehen, die aber wild in die Gegend Männliches oder Weibliches am Fließband zur Ader lassen – so dargestellt und vollführt von Anglos Berdella, Dahmer, Druitt, Gein, Pickton und Williams.

Serienkiller sui generis Adolf Hitler tat mit seiner konstanten Darstellung einer geheim gehaltenen »Frau an seiner Seite« zwischen 1936 und 1945 nicht viel anderes, als neben seinem »ordentlichen« Beruf des Staatsführers das sicherste Mittel zur Tarnung seiner Mordsorgiastik einzusetzen – mit einer Frau zusammenzuleben, auch wenn das Volk davon nichts wusste. Doch über den kleinen Kreis der etwa hundert Hitler-Umfeld-Leute trug sich die Tatsache des Ehe-ähnlichen Verhältnisses wellenbewegend ins Land: »Mit dem Führer ist alles in Ordnung. Er hat ’ne Frau!«

Der Trieb der destruktiven Ausnahme-Männer geht ja sowieso auf etwas anderes, aber irgendwie funktionieren sie ansonsten sozial und nicht selten sogar auch sexuell Kaffeesatz-mäßig, sodass es für die von der männerbündischen Gesellschaft zur sexuellen Anspruchslosigkeit gedrillten Frauen gerade ausreicht. Die emotionale Abstumpfung dieser Frauen ist derart gediehen, dass sie das neben ihnen betriebene serienmörderische Tun ihres Mannes nicht registrieren oder wie Eva Braun daran keinen Anstoß nehmen oder es bewusst oder unbewusst unterstützen.

Das bizarrste Beispiel für die Serienkiller-Mittäterinnenschaft einer Gattin ist Missis Gacy, die mit ihrem Monster-Gatten im selben Haus zusammenlebte, unter dessen Boden er das sternförmig angelegte Leichen-Ballett seiner 28 nächtlich qualmörderisch getöteten Jünglinge begraben hatte. (Konzenczak/Henrikson, Linedecker, Ressler/Shachtman 92) Wie konnten solche Vorgänge im eigenen Haus mit diesem Endergebnis unter dem eigenen Boden von einer Serienkiller-Ehefrau unbemerkt geblieben sein?!

Madame Fourniret ließ es sich jahrelang nicht nehmen, über einen Hauswand-Außenspiegel an der ausgedehnten Prozedur der sexuellen Quäl-Ermordung junger Mädchen, die sie für ihren Mann selber angemacht hatte, Anteil zu haben. Der Außen-Spiegel verband optisch ihren Raum mit dem Tötungszimmer, in das Fourniret seine Frau während seines Sexualmord-Vollzugs hineinzuschauen zwang. (Stabenow, Lichfield)

Es gab eine Ausnahme: Die Freundin von Theodore Bundy registrierte plötzlich unter seinen Sachen die Dessous fremder Frauen, schöpfte Verdacht und zeigte ihn an. Ohne ihr Eingreifen wäre Bundy noch jahrelang weiter tätig gewesen. Zu hoch war seine Reputation als Psychologe und als Republikaner! (Dekle)

Das wissenschaftlich Verwirrendste sind die bisexuellen Serienkiller – um den Terminus hier oberflächlich zu benutzen und bloß zur schnell verständlichen Kennzeichnung einzusetzen: Es gibt diese vierte Gruppe, die Überkreuz-Serienkiller, die mit dem einen Geschlecht zusammenleben und auch sporadisch sexuell verkehren – und im Gegensatz dazu das andere Geschlecht töten wollen.

Das »Low«-, das Hyposexuelle, gestalten sie biophil mit einer Frau, das »High«, das Explosions-orgastisch Nekrophile, genehmigen sie sich beim Töten von männlichen Menschen. So praktizierten es die Amerikaner Gacy und Kuklinski und der Russe Sliwko.

Auch auf den umgekehrten Fall des englischen Montague John Druitt, alias »Jack the Ripper«, muss hingewiesen werden: Biophil homo, nekrophil hetero. Druitt war ein junger schwuler Lehrer, der plötzlich anfing, seriell Frauen bei lebendigem Leibe auszuweiden. (Howels/Skinner)

Zu der Sorte der Überkreuzer, der Serienkiller mit dem kontradiktischen Doppel-Vermögen, scheint auch Hitler 2 zu gehören. Er war in der Lage, irgendetwas Emotions-Bezügliches mit einer Frau anzuleben – in Hitlers Fall mit dieser einen Haus- und Ehefrau-karikierenden Eva Braun auf dem Obersalzberg. Davor lagen seine kurzfristig irgendwie Frauen-betreffenden »Liebschaften« mit Ada Klein und Maria Reiter und sein Affekt auf Geli Raubal, mit der er in zweijähriger Wohngemeinschaft zusammenlebte. Doch der orgastische Reibach ging mit Hitler erst beim Anschauen von Männer-Match’s los – egal ob blutig oder sportlich, ob Film-komparsisch oder Realitäts-gerecht.

Vorstufen zu Hitlers Weltkrieg-provozierenden multiplen Orgasmen geschahen permanent bei seinem Anzetteln von Männer-Einzel- und Männer-Massenmorden und schließlich wahllosen Schlachtungen von Menschen beiderlei Geschlechts: Das Knacken von Veranstaltungen poltischer Gegner, das Überfallen von Kommunisten und Sozialdemokraten auf der Straße und in ihren Wohnungen, die geplanten 1.-Mai-1923-Toten, die 8./9.-November-1923-Putsch-Toten, die ab Februar 1933 zahllos zu Tode Gefolterten (das ganze 12-jährige KZ-Unwesen war ein Alltags- und Allnachts-Männer-Massenmord), die 100–200 Röhm-Putsch-Erschossenen Juni/Juli 1934, der Nazi-seits versuchte Staatsstreich in Österreich mit der Ermordung von Kanzler Engelbert Dollfuß am 25. Juli 1934 mit insgesamt 200 Toten, die »Reichskristallnacht« im November 1938 mit der Spontan-Ermordung von mehr als 500 deutschen Bürgern jüdischer Herkunft. Dann die laufende europäische Land-»Einheimsungs«-Politik nach Osten und Süden 1937/38 mit dem »Anschluss« Österreichs im März 1938 bis zum Überfall auf Polen am 1. September 1939 und dem Antritt der »Euthanasie«, unter diesem Deckbegriff wurden Hunderttausende Behinderte und sozial Auffällige »liquidiert«. Das weiß die Menschheit längst. Auch wohin das alles geführt hat.

Nur mit dem Wissen über das Woher hapert es.

Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland

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