Читать книгу Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland - Volker Elis Pilgrim - Страница 43
Hitler hatte keinen sogenannten Geschlechtstrieb
Оглавление19. Zeuge – Hitlers vergessener Finanz-Partner Otto Wagener
Die nächsten vier Zeugen treten wieder wie die ersten sechs mit einem Satz hervor, der in seiner Markanz jedoch besticht, weil er alles sagt. Nach seiner Vergegenwärtigung oder nach einer kurzen, Sinn-freilegenden Exploration trifft er den Sachverhalt von Hitlers phallisch-vaginaler Abstinenz.
Innerhalb der letzten eineinhalb Jahre seiner Zeit des Anmarschs auf die Staatsmacht ließ Hitler gegenüber seinem damaligen finanzpolitischen Mitarbeiter Otto Wagener eine Bemerkung fallen, die einem Gelübde als Klosterbruder alle Ehre gemacht hätte: »[…] habe ich den Drang zum körperlichen Besitz einer Frau überwunden […]« (Wagener, S. 358) Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass heute jeder junge Mensch noch versteht, was das hieß. Eine widerhakige Erschwerung liegt darin, in Sachen Sexualität durchzublicken, vor allem die Art der Praxis Ding-fest zu machen, die eine historische Person aus der Ur- bis Ururgroßeltern-Generation der heute 20–40-Jährigen betrieben hat: Die Herrschaften, geboren und aufgewachsen am Ende des 19. Jahrhunderts, sagten und schrieben entweder gar nichts zu dem Thema, oder sie schrieben und redeten nur verblümt, verbrämt und damit vernebelnd. So geschah es in Hitlers Aussage »[…] habe ich den Drang zum körperlichen Besitz einer Frau überwunden […]«.
Was heißt dieser Satz sexualspezifisch? Der männliche »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« hat nichts mit Sklavenhalterei zu tun, nichts mit Okkultismus, Hypnose oder suggestiver Macht eines Mannes über eine Frau, ja nicht einmal damit, eine Frau nur zu haben = geheiratet zu haben, wonach ein Mann dann sagen konnte: »Ich habe eine Frau.«
Der Halbsatz enthält auch keinen unlauteren Machismo – in dem Sinne von Gewalt eines Mannes über eine Frau zu haben oder patri-archalisch über sie zu verfügen. »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« hieß, eine bestimmte heterosexuelle Praxis betätigen zu wollen, was lateinisch aufgeschlüsselt werden kann, um nicht schon wieder das im Anglo-Kultur-Bereich verbotene F-Wort gebrauchen zu müssen. Wenn es in englischsprachigen Publikationen irgendwo fällig wäre oder eigentlich zitiert werden müsste, gebietet der Sitten-Zensor – wer ist das? – die Schrumpfung des Wortes zum Buchstaben »F« mit Pünktchen-Pünktchen-Schwanz.
Bei »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« ist zunächst wichtig, dass das Wort Drang ähnlich Trieb zu Anfang steht, denn es handelt sich tatsächlich um einen unwillkürlichen Mechanismus des männlichen Begehrens. Dieser Mechanismus verschlüsselt vier sexuelle Aktionen, die millionenhaft pro Nacht und oft auch am Tage ein Mann gegenüber einer Frau zunächst imaginiert und die er mit ihr dann in die Tat umsetzen will:
Erstens: Erektion des männlichen Gliedes im Angesicht einer weiblichen Scheide oder in Gedanken an sie.
Zweitens: Penetration des zum Phallus errichteten Penis des Mannes in die – diesen Vorgang provozierende – Vagina der Frau, mit deren Willen und Verlangens-Gegenzeichnung.
Drittens: Friktionen des Phallus in der Vagina zu beiderseitiger Geschlechtslust-Entfaltung.
Viertens: Ejakulation desselben in derselben – »kommen«, verkürzt von »zum Orgasmus kommen«.
50–60 Prozent aller Männer auf der Erde begehren den genitalen Vierschritt-Vorgang, spüren in sich den Drang dazu. Dieser Drang wird vom Volksbewusstsein in allen Schichten fälschlich als »der männliche Geschlechtstrieb« verallgemeinert. Falsch ist das deswegen, weil viele der übrigen 40–50 Prozent Männer, die diesen Drang nicht haben, sehr wohl über sexuelle Reaktionen verfügen, die selbstverständlich auch als männlich klassifiziert werden müssen.
Dass es nicht mehr als 50–60 Prozent der Männer sind, die den Drang nach phallisch-vaginaler Aktion haben, ist eine der schockierenden Tatsachen zum sexuellen Empfinden des Mannes, weswegen in allen männerbündischen Gesellschaften Männer-Forschung tabuiert wird und Sexual-Forschung, besonders die am ganzen Mann vollführte, immer wieder in Statisterei verebbt – in Sozial-Forschung und sogenannten Genderstudies, um bloß die Frau, das längst bekannte Wesen, immer wieder lang und breit mit einzubeziehen und den Mann nicht zu kahl dastehen zu lassen. Dem männlichen »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« verdanken die jetzt Lebenden ihre Existenz. Er ist grundsätzlich etwas Positives.
Warum und wie er in Negatives, ja Welt-Zerstörerisches versackte, ist bei der Belichtung von Adolf Hitlers Sexualität nicht das Thema. Daher genügt zu summieren: Der von Hitler angesprochene Drang ist zum Teil angeboren, zum Teil erlernt. Und mit dem Erlernen hapert es in allen männerbündischen Gesellschaftsformationen. Deshalb gibt es nur die hauchdünne Mehrheit derjenigen Männer, die diesen Drang in sich ausgebildet haben.
Nächstes Tabu der Männerbünde: Der Mann kann und will nicht von Geburt aus ficken. Dieses Verlangen ist lediglich ein von der Natur gemachtes physiologisches Angebot, das noch der sozio-psychischen Ausbildung bedarf. Und – größte Überraschung – die sogenannten patri-archalischen Gesellschaften erschweren diese Ausbildung entgegen allen ihren Dogmen und phallokratischen Hypertrophien.
Der Mann erwirbt die spezifische Fähigkeit auf der Basis seiner Anlage aus vielen Zutaten bei seinem Heranwachsen.
Jedoch: Wenn er es will und es tut und zu den 50–60 Prozent gehört, die das regelmäßig wollen und tun, dann kann er diesen Drang nicht überwinden. Sein Drang ist ein perpetuum mobile geworden und regeneriert sich wie andere Dränge, was wiederum für Frauen, vor allem für Feministinnen, ein Tabu ist, die nicht wahrhaben wollen, dass der »50-bis-60-Prozenter« in regelmäßigen Abständen mit (s)einer Frau koitieren muss.
Die Problematik sexueller Gewalt in der Ehe braucht bei Hitlers Heterosexualitäts-Fragen jetzt nicht behandelt zu werden. Dafür aber der Schluss-Teil seines Satzes zu Otto Wagener, Hitler hätte diesen Drang überwunden, was sexualwissenschaftlicher Quatsch ist.
Hitler brüstete sich damit vor seinem Freund an mehreren Wahrheiten vorbei und weiter nichts. Er glaubte, Wagener einiges erläutern zu müssen, da zu einem derart nahen Freund, mit dem Hitler sich drei Jahre lang zu regelmäßigem Gedanken-Austausch traf, durchgesickert sein muss: Mit dem Regel-entsprechenden Geschlechtstrieb vom Führer der NSDAP scheint etwas nicht zu stimmen. Denn in Hitlers Leben fehlt da doch was Wesentliches, das das Leben der meisten Männer kennzeichnet. Das, genau das hatte sich jemand Männlich-Nahem wie Otto Wagener irgendwie vermittelt.
Mit Hitlers unfreiwilliger Selbstenthüllung in Sachen seiner Heterosexualität können seine Fakten in Bezug zu seiner Mann-Frau-Beziehungsfähigkeit zusammengetragen werden.
Wenn ein Heranwachsender diesen »Drang, zum körperlichen Besitz einer Frau« entwickelt hat, kommen Mädchen und Frauen in seinem Leben ab der Pubertät regelmäßig vor. Die vollständige Abwesenheit von Mädchen und Frauen im Leben von Hitler 1 indiziert nicht nur, sondern belegt, dass dieser junge Mann bis zu seinem 30. Lebensjahr den »Drang zum körperlichen Besitz einer Frau« nicht gehabt hat.
Hat er ihn erwiesenermaßen sozial-geschlechtlich bis 30 nicht gehabt, kann er ihn später nur in Ausnahmen nachgereicht bekommen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber Ausnahmen haben Ausnahme-Bedingungen auf ihrer Seite, die in diesem Fall den Drang nachschaffen müssen. Solche Ausnahme-Vorgänge sind jahrelange Beziehungen eines Vagina-Drang-vakanten Jünglings und jungen Mannes mit penetrierenden Männern, per Identifikation mit diesen wird der Drang umweghaft in die Sexualstruktur des bisher Drang-vakanten Mannes implantiert = das sichere Südseemittel, von jüngster Jugend an jede männliche Potenz optimal auszubilden – mit einer Erfolgsquote von nahezu hundert Prozent phallisch-vaginal dranghafter Männer, die Väter von fünf Kindern aufwärts werden. All das muss jedoch unter 30-jährig in der psycho-physischen Weichheit des Betroffenen geschehen sein.
Bei Hitler ist es nicht geschehen. Es gibt zwischen 15 und 30 und auch zwischen 30 und 35 keine Belege für eine penetrative Spät-Heterosexualisierung Hitlers auf dem zweiten temporär homosexuellen (Heran)Bildungsweg. Gerade dieses Fehlen von verlässlichen Quellen zu Hitlers Du-bezogener homosexueller Dauerpraxis in den ersten Stadien seines Lebens als Hitler 2 hat Lothar Machtan in seinem Buch Hitlers Geheimnis dargetan, wenn auch wider Willen. (zweites Buch)
Otto Wagener gibt ein genaues Datum des Gesprächs an, während dessen Hitlers ominöse Anti-Koitus-Erklärung gefallen ist – eine Woche nach dem gewaltsamen Tod von Hitlers Nichte Geli Raubal am 18./19. September 1931, die Hitler »sehr geliebt« haben soll. (Hitlers Verhältnis zu Eva Braun war eindeutig unnormal, 15. Nein-Sager, Julius Schaub) Ob Hitler gegenüber Raubal den vaginal-penetrierenden Drang verspürt hat, ist von keiner Person übermittelt worden. Es heißt immer nur: Wenn Hitler jemals hätte geheiratet haben wollen, dann Geli.
Hitler redete zu Otto Wagener über etwas, das er – so die erdrückende Zeugen-Beweis-Lage – höchstens nur aufglimmend gegenüber seiner Nichte gehabt hat. Auch wenn das so gewesen wäre, hätte Hitler dann noch immer nicht zu den 50–60-Prozentern gehört, weil diese Männer ihren Drang nicht gegenüber nur einer einzigen Frau in ihrem Leben haben. Klosterbruder wird Mann nicht durch Verzicht, sondern durch Vakanz.
Für Hitlers gesamte heterosexuelle Kontur und die Gestalt seines Verhältnisses zu Eva Braun ist bedeutsam, dass dieser Satz ein halbes Jahr vor der Annäherung Hitlers an Braun gefallen ist. Diese Annäherung wird von den Braun-Biograf(inn)en einheitlich für das Frühjahr 1932 gesetzt – ein halbes Jahr nach Hitlers Bekenntnis zu seiner vaginal-phallischen Dranglosigkeit. (Gun, S. 55, Sigmund 05, S. 245, Lambert 06, S. 125 f., Görtemaker 10, S. 51 ff.)
Hinter Hitlers Behauptung von der Überwindung des Dranges ist seine unwillentliche Konfession versteckt, den Drang nie gehabt zu haben. Hitler hat den Drang auch nicht ein halbes Jahr später (wieder) bekommen oder ihn im Angesicht Eva Brauns erstmals in sich aufsteigen gefühlt. Der Drang entsteht nach der Pubertät oder gar nicht, abgesehen von der Prozedur des jahrelang anhaltenden penetrativen »zweiten Bildungsweges«. Als Hitler Ende September 1931 seinen Satz zu Otto Wagener sagte, war er 42 und kannte die Verkaufs-Gehilfin Eva Braun aus dem Foto-Geschäft Heinrich Hoffmanns schon seit etwa zwei Jahren flüchtig. Mit 17 war Braun 1929 Angestellte im Photo haus Hoffmann geworden. (Joachimsthaler 03, S. 432 ff.) Die bisherigen Begegnungen zwischen Braun und Hitler waren so sporadisch, dass es Hitler überraschte, das Fräulein Braun hätte in der zweiten Hälfte 1932 seinetwegen ihren ersten Selbstmordversuch unternommen. Das bedeutet, wie Adjutant Schaub (15.) es zum Ausdruck brachte, Hitler hat die Hoffmann-Angestellte anfangs gar nicht beachtet. Er kannte sie nur »sozial«, wie Prinzregentenplatz-Haushälterin Anni Winter sich im Verhör gegenüber dem amerikanischen Richter Michael Musmanno ausdrückte. (Winter 48 II, S. 11)
Eva Braun musste mit zwei zur Schau gestellten Selbst-Attacken, genannt Selbstmordversuche, Hitler zu sozialen Reaktionen bringen – im Herbst 1932 dazu, dass seine Beziehung mit Braun eine ernstere Sache wurde, und im Frühjahr 1935 dazu, dass Hitler mit Brauns Versorgung in ihr Leben einstieg, um dadurch aber intim wieder aussteigen zu können, was noch einer aufwendigen Rekonstruktion bedarf. Normalerweise läuft Versorgung im Gegenzug für Geschlechtsverkehr. Zwischen Hitler und Braun lief Versorgung für Geschlechtsverkehr-außer-Diensten. (ORALO)
Otto Wageners Zeugnis von Hitlers Ausspruch ist eine zentral wichtige Hinterlassenschaft für die Einschätzung von Hitlers Nicht-Heterosexualität. Adolf Hitler gehörte zu den 40–50 Prozent Männern, die entweder nicht penetrieren oder in die zwei außerdem noch zur Verfügung stehenden Körperöffnungen ihrer Mitmenschen eindringen wollen oder andere sexuelle Techniken bevorzugen, jedenfalls an »PV« = Phallus in Vagina nicht interessiert sind.
Wagener ist eine Rarität unter den Zeugen, Hitlers geschlechtliche Substanz betreffend, denn er wollte nichts Spezielles über Hitlers sexuelle Grundierung oder dessen Liaison mit Eva Braun aussagen, wie es Hoffmann (1.), Schwarz (2.), Schroeder (3.), Hanfstaengl (4.), Döhring (5.), Linge (6.), Kubizek (7.), die Münchener 1913/14-Freunde (9.), Junge (11.), Brandt (12.), Blaschke (13.), Plaim-Mittlstrasser (14.), Schaub (15.), Wolf (16.), Krause (17.) und Misch (18.) taten.
Wagener teilt etwas mit, das Hitler ihm gegenüber zufällig einmal gesagt hat. Wagener ist dem Zeugen Brandmayer (10.) ähnlich, der nur Hitlers Klosterbruder-Satz wiedergab.
Zur temporär bestehenden nächsten Nähe Otto Wageners zu Hitler hielt der Herausgeber seiner Aufzeichnungen, die Wagener 1946 während seiner Kriegsgefangenschaft bei den Westalliierten gemacht hatte, ein paar Grundsätze fest, die mitgeteilt werden müssen, um den im heutigen gesellschaftlichen Bewusstsein vergessenen Wagener als Hitler-Intim-Zeugen zu re-installieren. Die aufgezeichneten Gespräche zwischen Hitler und Wagener enden 1932 noch vor der Nazi-Machterlangung.
Der Historiker Henry A. Turner schreibt über Wagener in seiner Einleitung: »Vom Herbst 1929 bis zum Frühjahr 1933 war Wagener jedoch ein prominenter Nationalsozialist, der während der ersten drei Jahre dieser Periode zur engsten Umgebung Hitlers gehörte. Zunächst Stabschef der SA, war er von Anfang September 1930 bis Ende jenes Jahres ihr de-facto-Chef. Ab Januar 1931 leitete er die Wirtschaftspolitische Abteilung der Reichsleitung der NSDAP, die im Juni 1932 infolge einer Umorganisation zur Hauptabteilung IV (Wirtschaft) wurde, mit Amtssitz im ›Braunen Haus‹, dem Münchener Hauptquartier der Partei. Im September 1932 trat er von diesem Amt zurück und siedelte nach Berlin über, wo er ›im Stabe des Führers zur besonderen Verfügung‹ tätig war. 1933 fungierte er im neuen ›Dritten Reich‹ als Leiter des wirtschaftspolitischen Amtes der NSDAP und von Mitte April bis Anfang Juli als Reichskommissar für die Wirtschaft. Dass Wagener trotz dieser Laufbahn wenig bekannt ist, lässt sich hauptsächlich dadurch erklären, dass er Ende Juni 1933 beim ›Führer‹ Adolf Hitler plötzlich in Ungnade fiel und seiner Staats- und Parteiämter enthoben wurde. Danach war er politisch kaltgestellt und blieb nur noch nomineller SA-Gruppenführer und (bis 1938) Mitglied des völlig entmachteten NS-Reichstags.« (Turner in Wagener, S. 7)
Was Herausgeber Turner 1978 noch nicht wissen konnte: Otto Wagener hatte nicht erst 1946 während seiner Kriegsgefangenschaft seine Erinnerungen an Hitler niedergelegt. Sie wirken seltsam aktuell, spontan, direkt, nicht wie aus einem Abstand von eineinhalb Jahrzehnten verfasst. Das kam daher, weil Wagener sich nach jedem intimen Gespräch mit Hitler sofort Aufzeichnungen gemacht hat, die er seiner damaligen Sekretärin Christa Schroeder, die von Hitler ab 1933 übernommen wurde, diktiert hatte.
Wagener vollführte diese Diktate camoufliert, indem er seinen Gesprächspartner verschleierte, sodass seine ehemalige Sekretärin bis zum Erscheinen seines Buches nicht wusste, mit wem Wagener zwischen 1929 und 1932 gesprochen hatte. Seine Diktate in Schroeders Maschine blieben erhalten. Er konnte sie in seine Erinnerungen an Hitler einbauen.
Christa Schroeder enthüllte 1985, sieben Jahre nach Erscheinen von Wageners Erinnerungen, den Grund für die Aktualität und Authentizität des Erinnerten: »Als Dr. Otto Wagener am 1. Januar 1931 Leiter des Wirtschaftspolitischen Amtes der NSDAP (WPA) wurde, forderte er mich wieder als Sekretärin an. Die Diensträume des WPA mit den verschiedenen Unterabteilungen für Handel, Gewerbe und Landwirtschaft befanden sich in dem zum Braunen Haus umgebauten Barlow-Palais in der Briennerstraße Nr. 54, gegenüber der Nuntiatur.
Dr. Wagener diktierte mir damals u. a. lange Berichte über stattgehabte Unterredungen, ohne die Namen der Gesprächspartner zu erwähnen. Auch unternahm er des öfteren Reisen, um nach seiner Rückkehr Aktennotizen zu diktieren, die in seinem Schreibtisch verschwanden. Oft ärgerte ich mich über diese, wie mir damals schien, unnötige Schreiberei. Außerdem sah mir dies oft nach einer gewissen Geheimniskrämerei aus. Erst als ich im Jahre 1978 die ›Aufzeichnungen eines Vertrauten, Dr. h. c. Wagener, 1929–1932‹, die von H. A. Turner jr. herausgegeben wurden, sah, durchzuckte mich die Erkenntnis wie ein Blitz. Der geheimnisvolle Partner Wageners, sowohl auf den Reisen wie bei den Gesprächen, war Adolf Hitler gewesen. Seine anderen Gesprächspartner waren [die Nationalsozialisten] Franz Pfeffer von Salomon und Gregor Strasser.« (Schroeder 85, S. 28 f.)
Schroeders Zeugnis gibt eine hundertprozentige Gewähr dafür, dass der unwillentliche Selbstverrat Hitlers, er hätte den vaginal-penetrativen Drang nie gehabt, von Wagener nicht erfunden, fantasiert oder halluziniert ist. Gemäß Schroeders Aussage hielt ihr ehemaliger Chef Otto Wagener in regelmäßigen Abständen Sätze und Wendungen Hitlers fest, die er ihr prompt diktierte, nachdem sie gefallen waren.