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Der »Unberührte« in »strenger mönchischer Askese«

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7. Zeuge – Hitlers Jugendfreund August Kubizek

Als siebenter (Einzel)Zeuge zu Hitlers nun ausgesprochen = beschrieben fehlender Heterosexualität muss wieder jemand Herausragendes aus den Hitler-Lebens-begleitenden Personen herangezogen werden – sein Jugendfreund August Kubizek: Kubizek hat Hitler im Alter der Jünglinge von 16/17–19/20 jugendfreundschaftlich extrem nahegestanden und hat über die Beziehung der beiden zueinander ausführliche Schilderungen in seinem Buch Adolf Hitler. Mein Jugendfreund hinterlassen.

Zuerst waren Hitler und Kubizek in Linz ein unzertrennliches Freundespaar. Sie lebten dann 1908 ungefähr ein halbes Jahr in einem Zimmer in Wien zusammen. Aus Kubizeks Buch ergibt sich nun Schwarz auf Weiß: Hitlers heißeste Zeit zwischen 16 und 19 war heterosexuell kalt – und das auch noch per definitionem. Heiß war nur die Freundschaft Adolf-August.

Kubizek seinerseits bestreitet jegliches »Andersrum« Hitlers. (Kubizek 95, S. 231, 236 f.) Räusche miteinander soll es nur während der gemeinsamen Opernbesuche gegeben haben. Und in Richtung junger Mädchen hätte es bei Adolf das einzige, normativ abgehakte Von-fern-Bebalzen hinsichtlich der Linzerin Stefanie Isak gegeben, von dem die Betroffene nicht einmal etwas gemerkt hat. (a. a. O., S. 16 ff., 64 ff., 75 ff., 105 ff., 111 ff., 192 ff., 228 ff., 232 f.) Dass die gesamte Stefanie-Affäre eine Erfindung des halb-kujauistisch vorgehenden Kubizek war, wird im zweiten Buch im Detail nachgewiesen werden.

Der ganze Kubizek ist ein hohes Lied der nicht-sexuellen Freundesliebe, in der sogar perspektivisch bei Zukunfts-Fantasien Hitlers im Falle eines Lotto-Hauptgewinns Mädchen und Frauen für Lebensund Liebesgemeinschaften nicht vorkamen. (a. a. O., S. 105 ff.) Kubizek beschließt seine Auslassungen über Hitlers Sexualität: Hitler wäre ein »Einsamer« gewesen, der »in strenger mönchischer Askese« gelebt hätte, »unberührt von einer wahrhaft großen, mitreißenden Liebe«. (a. a. O., S. 239)

Hitler verlässt im November 1908 die Zimmergemeinschaft mit Kubizek, lebt für weitere eineinhalb Jahre in Wien – wo überall, ist Hitler-biografisch umstritten (Sigmund 06, S. 146 ff.) –, bis er ab Februar 1910 im Wiener Männerheim des XX. Bezirks in der Meldemannstraße 27 landet, das Lothar Machtan, der Lüfter von Hitlers homosexuellem Geheimnis, mit Verweis auf den Hitler-zeitgenössischen Sexualforscher Magnus Hirschfeld als Stätte der fluktuierenden homosexuellen Interessen und ihres Auslebens enttarnt: Jünglinge ab 14 Jahren fanden im Männerheim Aufnahme, ältere Männer kamen, schauten sich um, bedienten sich oder ließen sich anmachen. (Machtan, S. 63)

Mehr als drei Jahre zwischen 21 und 24 in diesem Schwulenmilieunahen Wiener Fluidum gelebt zu haben, ist sowieso ein Zertifikat für Non-Heterosexualität, wenn nicht massive Zeugnisse von Frauen- und Mädchen-Beziehungen existierten, die das Sein im Männerheim als etwas bloß Unterkunfts-Praktisches aus finanziellen Gründen rationalisieren würden. Wie die Hitler-Forscherin Brigitte Hamann mit ihrem Buch Hitlers Wien nachgewiesen hat, existiert kein einziges Zeugnis zu Hitlers »Anstalten« gegenüber Weiblichkeiten jeglichen Alters während seiner Männerheim-Zeit. (Hamann 96)

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