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Hitlers Platin-Ring um Eva Brauns innere Leere

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15. Zeuge – längstamtierender Hitler-Adjutant Julius Schaub

»Eva Braun war keine ›Mätresse‹ der üblichen Auffassung […] Jahrelang gab sie ihm das, was ihm infolge seiner Stellung und durch den ihn eigentlich ständig umgebenden Menschenkreis versagt blieb: eine gewisse Häuslichkeit.« (Schaub 10, S. 274)

Nach ihrem zweiten sogenannten Selbstmordversuch im März 1935 – der mehr die Demonstration einer Selbst-Attacke war, um Hitlers kontinuierliche Aufmerksamkeit zu erzwingen und einen biografisch ernst gemeinten Einsatz dafür zu zeigen – notierte Schaub ungerührt nüchtern: »Es gelang ihr immerhin, wenigstens Hitlers mitleidsvolles Interesse zu erwecken, er schickte ihr Blumen und gute Wünsche zur Genesung.« (a. a. O., S. 276)

Eva Brauns selbstschädigendes Unterfangen – die Gefährdung ihres Lebens und ihrer Gesundheit – führte dazu, dass Hitler ihr 1936 ein Haus in München schenkte und ihr den Status der nicht-öffentlichen, nur im kleinsten Kreis gezeigten Präsenz-Partnerin einräumte. Doch Schaub winkte weiterhin ab: »Trotz aller dieser Begegnungen aber spielte Eva bis zum Jahre 1936 eine ziemlich oberflächliche Rolle in Hitlers Leben.« (a. a. O., S. 277)

1936 ändert sich etwas – Verfahrens-technisch. Hitlers Landsitz Haus Wachenfeld bei Berchtesgaden war zur Residenz Berghof umgebaut worden – mit der »Führer«-Geliebten-Doppelzimmer-Architektur für Hitlers Privaträume: »Eva aber zog als Gast im Berghof ein. Dorthin ließ sie sich von ihrer Firma beurlauben, da sie noch weiterhin bei [Foto] Hoffmann [in München] tätig war, wenn Hitler nach Berchtesgaden kam. Die Haushaltsführung auf dem Berghof hatte eine Wirtschafterin, Frau Endres, die sich Hitler aus München hatte kommen lassen, übernommen.« (a. a. O., S. 277)

Aus den verhedderten, Sinn-verwirrend ineinandergeschobenen Sätzen die Tatsache gefiltert: »Eva aber zog als Gast im ›Berghof‹ ein …, wenn Hitler nach Berchtesgaden kam.«

Das Folgende führt nun ins Zentrum zur »entsagungsvollen Bettgenossin«: »Der kühne Traum des kleinen Mädchens war erfüllt, sie durfte mit Hitler leben. Doch Eva musste sehr bald die Erfahrung machen, dass dieses Leben fast ausschließlich aus Warten bestand – aus Warten auf ihn. Sie liebte Hitler ohne Zweifel mit einer ehrlichen und tiefen Zuneigung.« (a. a. O., S. 278)

Beim Besuch von Staatsgästen auf dem Berghof musste Eva Braun optisch verschwinden: »Wenn sie es nicht vorzog, Ausflüge zu machen, blieb sie dann manchmal tagelang in ihren Zimmern und nahm dort auch die Mahlzeiten ein […] – Hitler bot ihr alles, was sie sich wünschen konnte, sogar die Anerkennung durch seinen engsten Kreis, aber er wollte sich keine Mätresse halten, mit deren Hilfe, nach klassischen Beispielen, die Fäden der Politik gesponnen würden.« (a. a. O., S. 279 f.)

»[…] dass seine Gefühle zu Eva für eine Ehe, von der er sehr hohe Vorstellungen hatte, einfach nicht ausreichten.« (a. a. O., S. 280)

»Bis zum Jahre 1942 siezten sich Eva und Hitler auch im intimen Kreis, dann erst gebrauchten sie in Gegenwart langjähriger Hausgäste das vertrauliche ›Du‹. Eva sagte meistens einfach zu Hitler ›Adolf‹, während er sie, wenn er gut gelaunt war, ›Patscherl‹ nannte [auch Tschapperl ist überliefert]. – ›Mein Führer‹ sagte sie selten, umging jede Anrede.« (a. a. O., S. 281)

»Eigentlich zeigte Eva, obgleich sie sich durch Hitler sehr oft enttäuscht fühlte, eine fast ständig heitere Stimmung. Ich sah sie jedenfalls niemals weinen […] In der schönen Leni Riefenstahl sah sie, ganz besonders unbegründet, eine gefährliche Konkurrentin, wusste sie doch, wie sehr Hitler die Filmschauspielerin und Regisseurin wegen ihres Könnens achtete. Sie selbst konnte ihm nichts weiter bieten, als Entspannung – und sie musste warten, endlos warten, ihm das bisschen häusliche Behagen, das sie allein ihm vorzaubern konnte, zu vermitteln. So wartete sie viele Tage in ihrem hübschen, kleinen Einfamlienhaus in München, im Stadtviertel Bogenhausen, das er ihr 1936 geschenkt hatte. – Sie hatte auch ihre Freunde, mit denen sie Skilaufen ging. Keiner dieser Begleiter aber konnte sich rühmen, die ›Geliebte des Führers‹ in ihren langen Wartestunden ›getröstet‹ zu haben«. (a. a. O., S. 284) [Anmerkung zu den Freunden fürs Skilaufen: Das waren keine männlichen »Begleiter«, wie Schaub mit seiner Formulierung den Eindruck erweckt, sondern Anni und Karl Brandt und Albert und Margarete Speer, mit diesen jungen Ehepaaren, vor allem den Frauen, war Eva Braun eng befreundet. (Ullrich, S. 691 f., Schlie 99, S. 221) In diese Freundschaften hatte Schaub zu wenig Einblick, um Authentisches zu hinterlassen. Eva Braun hätte nicht mit alleinstehenden Begleitern aus Hitlers dienendem Umfeld auf Ski-Touren gehen können, sodass sich aus Eva Brauns Skilaufen gar keine sexuellen Fragen ergeben, unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ hätten beantwortet werden können.]

»Auch die Tage in Berlin waren ein einziges Warten auf ihn. In den Jahren 1936 bis 39 durfte sie, wenn noch andere Damen der Begleitung in den Räumen der Führerwohnung [in der Reichskanzlei] zu Gast waren, dort ebenfalls Aufenthalt nehmen. Manchmal aß Hitler dann mit ihr und einer kleinen privaten Gesellschaft in seiner Wohnung zu Mittag. Die vielen freien Stunden verbummelte sie in den prächtigen Geschäftsstraßen [Berlins], machte eine Unzahl von Einkäufen. (Schaub 10, S. 285 f.) […] Alle diese Einkäufe bezahlte Hitler aus seiner Privatschatulle. Er sagte einmal: ›Ich muss sie für das, was ihr entgeht, irgendwie entschädigen.‹ [Die Preise der Geschenke durften 2000 RM nicht übersteigen] Eine Ausnahme bildete sein Geschenk der letzten Jahre, ein Platinring mit einem rosa Diamanten, der ungefähr 15 000 RM gekostet hatte. Aber Eva trug ihn kaum, da er ihr nicht besonders viel bedeutete, er stellte für sie höchstens eine gewisse Kapitalrücklage dar, wofür er auch gedacht war.« (a. a. O., 287)

»Das Leben bot ihr also alles, was sich die Geliebte eines mächtigen Mannes wünschen kann. Trotzdem war sie nicht glücklich, sie war sich trotz aller Verwöhnung der Leere ihres Lebens bewusst, einer Leere, die alle Geschenke der Welt nicht füllen konnten […] Oft lagen zwischen ihren [Hitlers und Brauns] verschiedenen Treffen nicht nur Wochen, sondern Monate.« (a. a. O., S. 288)

Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland

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