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Eva Braun – »die unglücklichste Frau Deutschlands«

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23. Zeuge – Hitlers vierter »Leibfahrer« Erich Kempka

Erich Kempka war Hitlers Fahrer von 1932 bis 1945 – nach Emil Maurice (1921–1927) und alsdann neben und nach Julius Schreck (1928–1936). Kempka äußerte sich 1947 in seinem Verhör durch den Nürnberger Anklage-Vertreter, den US-Richter Michael Musmanno, über die Frau-Mann-Bedingungen beim Paar Braun-Hitler. Kempka beschrieb Brauns Existenz an der Seite Adolf Hitlers: »Sie war die unglücklichste Frau in Deutschland.« (Kempka 47)

Von Hitler ist seit Langem bekannt, dass er ein Auto-Narr war. (Ullrich, S. 449 ff.) Doch verblüffenderweise konnte er selbst nicht fahren. (a. a. O., S. 450) Ein Verhaltensmerkmal, dessen genital-bezügliche Interpretation im Moment ausgespart wird.

Hitler hätte zu Anfang seines Lebens als Hitler 2 in München ab Ende November 1918 genug Zeit und auch Gelegenheiten gehabt, das Autofahren zu erlernen. Er leistete sich stattdessen mit seinen »Leibfahrern« schon zu seiner Frühzeit eine intimst denkbare Seit-an-Seit-Busenfreundschaft, indem er immer vorn auf dem Beifahrer-Sitz saß und seine Lenkrad-Steuerer oft zu den tollsten Über-100-Stundenkilometer-Geschwindigkeiten ankitzelte, um in seinen Mercedes-Benz-Gefährten gemeinsam mit seinen Chauffeuren durch die Gegend zu rasen. Nicht nur sausende Geschwindigkeit nach vorn, sondern auch Emotions-Speed zur linken Seite hin, zu seinen immer selben »Leibfahrern«, ist belegt = ganz enge siebenjährige Freundschaft mit Emil Maurice bis zum Geli-Maurice-Verlobungs-Knatsch im Dezember 1927.

Beim Tod von Hitlers nächstem »Leibfahrer« Julius Schreck 1936 war Hitler so tief ergriffen, dass er sich ähnlich wie nach dem gewaltsamen Tod seiner Nichte Geli Raubal 1931 für einen lebensgeschichtlichen Moment zurückziehen musste. (a. a. O., S. 631)

Wenn ein noch ziemlich junger Mann von Anfang zwanzig in eine solche Gefühls-Siedehitze von Hitler gebracht wurde, öffneten sich auch andere Befindlichkeits-Poren. Erich Kempka (1910–1975) nahm seinen Dienst bei Hitler als »Leibfahrer« mit 21½ Jahren auf – am 29. Februar 1932, weil er zu dieser Zeit in Hitlers SS-Begleitkommando kam und der Vertreter von Hitlers damals »erstem [Leib]Fahrer« Julius Schreck geworden war. Das alles geschah genau im Monat vor Beginn der engeren Beziehung zwischen Braun und Hitler im März 1932.

Also ist Wahrheit über Hitlers sexuelle Angelegenheiten wieder aus einer menschlichen Nähe zwischen ihm und jemandem zu pressen. »Leibfahrer« Erich Kempka kannte auch Eva Braun genau. Er fuhr sie meist, wenn sie während Hitlers Anwesenheit in dessen Münchener Wohnung am Prinzregentenplatz zu ihm zu Besuch geholt werden sollte. Kempka gab zu Protokoll, dass ab 1932 keine andere Frau mehr außer Eva Braun in Hitlers Auto sitzen durfte. (Kempka 47, Lambert, S. 254)

Trotzdem definierte dieser junge Mann und Hitlers Auto-Alter-Ego seine Generations-Genossin Eva Braun als »unglücklichste Frau in Deutschland«.

Das tat Kempka nicht wie viele seiner 22 Vorzeugen aus der statischen Nähe eines Arztes, Dieners, Freundes, Verwalters oder sonstigen Funktionsträgers oder der Position einer der vier Sekretärinnen, sondern aus der Rolle von Hitlers Auto-Sausebraus, des »Leibfahrers«, mit dem routinemäßig durch Deutschland gekurvt wurde, was Hitler lieber tat als zu fliegen oder mit der Bahn zu fahren.

Mit »unglücklichster Frau in Deutschland« war gemeint, dass »Leibfahrer« Kempka den Stab über der sexuellen Erfüllung Eva Brauns brechen wollte. Dass Kempka mit der Bemerkung, Braun sei »die unglücklichste Frau in Deutschland«, tatsächlich sexuelles Unglück hat treffen wollen, ergibt sich aus Kempkas eigenen Lebensbedingungen. Er selbst war verheiratet und wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, »eine Frau glücklich zu machen«. Er war blutjung und nur eineinhalb Jahre älter als Eva Braun, beobachtete sie demnach auch altersmäßig aus nächster Nähe.

Kempka entstammte einer Bergmann-Familie mit zehn Kindern. Noch wichtiger für sein Urteil: Er war mit einer Frau verheiratet, die vor ihrer Ehe beruflich auf sexuellem Gebiet tätig gewesen war. Sie durchschaute die Dinge der Horizontalen schneller und leichter als andere Menschen – aus einem Fachfrau-Hintergrund, auch wenn dieser das halbseidene Gewerbe betraf, wie damals verächtlich über solche Frauen gesprochen wurde.

Pikanterweise hatte Frau Kempka auch ein loses Mundwerk, mit dem sie ungeniert ihre Einschätzungen über eben dieses »ganzseidene Gewerbe« sämtlicher Paare unter der Hitler-Entourage in Umlauf brachte. Bormann verlangte schließlich von Kempka die Scheidung von dieser Frau. Das Paar absolvierte sie wie mit linker Hand im Oktober 1944, blieb jedoch weiterhin miteinander verbunden. Alle Einzelheiten darüber sind in den Briefen Bormanns an seine sittenstrenge, stumme, zehnfach gebärende Mittäter-Gattin Gerda in den Monaten vor der Kempka-Scheidung 1944 zu finden. (Trevor-Roper 54)

Wieder wurde eine Frau aus dem engeren Kreis um Hitler verbannt, weil sie wie das österreichische Mädchen vom Lande, das Zimmermädchen Anna Plaim-Mittlstrasser (14.), zum Glas-klaren Durchblick in intimen Dingen fähig war. Solche genauen Wahrnehmungen in sexuellen Dingen fürchtete Hitler wie die Pest. Die Bestrebung, seinen »Leibfahrer« Kempka zur Scheidung zu bringen, ging von Hitler selber aus. (a. a. O.)

Kempka gab seine Einschätzung von der sexuellen Pleite im (»Berg«)Hause Hitler gleich nach 1945 zu Protokoll. Sein Verdikt über Eva Braun als »unglücklichste Frau Deutschlands« wirkte noch im Jahre 2000 auf die US-Dokumentaristin Marion Milne so überzeugend, dass sie es in ihren Film Adolf and Eva einbaute (Premiere am 29. April 2001). (Lambert, S. XI f., Anm. 5, S. 254)

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