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BR 319 „DER MYTHOS“

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Diese unmögliche Straße, die eigentlich von jeder Karte gestrichen gehört, wurde in den Sechzigern von der damaligen Militärdiktatur aus strategischen Gründen in den Amazonasurwald geschlagen, und verbindet auf etwas mehr als 900 km Porto Velho mit Manaus.


Als dann die sogenannte Demokratie in Brasilien ihren Einzug hielt, war sie den Schifffahrtgesellschaften, zu deren Eigentümern auch die beiden Gobernadores von Rondonia und Amazonas gehörten, ein Dorn im Auge. Jetzt war es möglich Frachtgüter mit LKWs über Land zu befördern. Kurzerhand wurde daraufhin die gerade neu gebaute Straße mit schwerem Gerät wieder mutwillig zerstört. Die Straße zerfiel genauso, wie die etwa 160 Holzbrücken, die über verschiedene kleine Flüsse und über etliche stehende Wasserflächen führten.

Der Amazonasurwald eroberte sehr schnell sein Recht zurück, und Besiedlung hatte noch kaum stattgefunden. Die Zerstörung dieser Straße hat aber auch ihr Gutes. Der Urwald in dieser Region ist noch zu nahezu 100% intakt. „Und das ist schön“

Fährt man von Porto Velho aus mit der Fähre über den Rio Madeira, so rollt man von da aus die ersten 200 km zunächst auf feinstem Asphalt bis nach Humaita, wo dann nach etwa 20 km die Abzweigung wieder auf die BR 319 führt. Auf dem Mittelstück von etwa 450 km lebt keine einzige Menschenseele und es gilt, die etwa 160 mittlerweile morschen und zerfallenen Brücken zu überwinden.

Sollte man hier eine Panne haben, ist nicht mit Hilfe zu rechnen, denn es gibt hier keine Anwohner und auch sonst keinen Grund, diese „Straße“ zu benutzen. Ausgenommen eine Internet- und Telefongesellschaft, die alle 40 km Antennen aufgestellt hat, welche in der Trockenzeit von Juli bis August einmal monatlich gewartet werden.

Hast du da also Probleme, und der Wartungstrupp war gestern da, kannst du nur noch hoffen, das irgendwann Schmuggler vorbei kommen, die Ware von Bolivien nach Manaus bringen.

Manaus ist Freihandelshafen, und somit muss alles durch den Zoll, was über den Wasserweg dorthin gebracht wird. Die Brücken sind jeweils ein Abenteuer für sich. Öfters musst du dir einigermaßen gesunde Bretter suchen, die dann hinter dem Fahrzeug weggenommen und davor wieder ausgelegt werden. Das hat aber auch den Vorteil, dass man sich seine eigene Spurbreite, die für die Ente eigentlich immer zu groß ausgelegt ist, selbst einrichten kann.

Kommt man dann an der ersten Fähre am Rio Beira an, denkt man, dass es jetzt endlich geschafft ist. Hier leben schon wieder ein paar Menschen. Nach dem Übersetzen kommt aber noch ein gewaltig schlechtes Stück, wo des Öfteren komplett eingestürzte Brücken umfahren werden müssen, was sich jedoch in den meisten Fällen als extrem schwierig bzw. unmöglich erweißt.

Die BR 319 liegt teilweise unter dem Meeresspiegel, so dass das Wasser aus der Regenzeit nicht abfließen kann, und nur durch Verdunstung nach und nach verschwindet. Aber gerade deshalb ist ja diese Straße eine der letzten Herausforderungen für Abenteurer und Erlebnishungrige in Brasiliens Urwäldern.

Kommt man letztendlich in Careiro an, ist es wirklich geschafft. Nur noch Asphaltstraße, dann die Überfahrt per Fähre nach Manaus, wo Amazonas und Rio Negro zusammen fließen, und sich die Braunwasser mit dem Schwarzwasser auf viele Kilometer nicht vermischen wollen.

Ein mächtiges, und auch für jene die schon viel gesehen haben, beeindruckendes Naturschauspiel!

Wir drei, Domi, ich und “La Gordita” sind mächtig stolz darauf, diese Strecke auf eigener Achse, (die letzten 300 km nur noch Hinterachse), als erste mit einer Ente bezwungen zu haben.

Nachdem es vorbei ist, muss ich allerdings eingestehen, dass es ziemlich leichtsinnig war. Wir hätten besser die Ente in Porto Velho aufs Schiff gestellt und stressfrei ein sehr eindrucksvolles Amazonas-Schifffahrt-Abenteuer erlebt.

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