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GEDANKENSPIELE FEMININ

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DOMI :

Es war, glaube ich, im April 2011. Ich hatte gerade meinen neuen Reisepass abgeholt, als mich Walter auf dem Rückweg von Asuncion ganz beiläufig fragte: „Könntest du Dir vorstellen, so vier Monate mit mir auf Tour zu gehen? Nur so für uns? Schenk mir doch diese Zeit von Deinem Leben!“ Ich wusste ja schon lange, was da so in seinem Kopf herumspukt und was er damit meinte.

„Ja, könnte ich mir vorstellen, hatte ich zu ihm gesagt“ und bald wieder fast vergessen. Außerdem wollte er ja auch im Juni noch für einen Monat nach Deutschland fliegen, um seinen Vater, seine Kinder und Enkel zu besuchen.

Auffällig oft und ziemlich lange treibt er sich am Abend in seiner Werkstatt rum, ist immer was am Verbessern an der „Gordita“. „Hier schau mal“, sagt er, „ich hab einen Halter zum Filmen für unsere Kamera unterhalb der Windschutzscheibe angebracht, damit du eine ruhigere Hand hast, denn ich denke fürs Filmen solltest du zuständig sein auf unserer Tour.

Na ja, denk ich, flieg du aber erst mal nach Deutschland, die Familie möchte dich wieder mal sehen! Und überhaupt: Wie willst du so eine Reise denn finanzieren? Ich sehe an seinen Augen, dass er da schon ganz konkrete Pläne hat.

Anfang Juli ist er wieder zurück aus Deutschland und beichtet mir, die unnütze (?) Lebensversicherung, bei der ich als seine legitime Gattin die Begünstigte gewesen wäre, gekündigt zu haben. Somit ist die Finanzierung wohl sichergestellt, oder? Nun beginne ich, mir ernsthafte Gedanken darüber zu machen, wie ich es organisieren könnte, dass meine Mutter während unserer Abwesenheit auch gut versorgt ist.

Auch unser zu Hause kann man hier nicht einfach alleine lassen und, und, und… Aber: Es gibt wohl kein Zurück mehr. Lösungen für all diese Problemchen waren bald gefunden, ein möglicher Abreistermin auch schnell festgelegt, und so konnte es dann Ende August wirklich losgehen.

Ein beklemmendes Gefühl beschleicht mich erstmals, als ich auf der Anhöhe hinter unserer Stadtgrenze noch mal zurück blicke und unser Städtchen so langsam am Horizont verschwindet. Was kommt da auf uns zu? Was werde ich alles ertragen müssen, aber auch erleben dürfen. Meiner Mutter musste ich versprechen, gut auf mich und natürlich auf meinen Papi (so nenne ich Walter gelegentlich) aufzupassen. Jeden Tag meinen Blutdruck zu kontrollieren und so weiter und so fort. Wären wir nicht doch besser mit unserem Land Rover gefahren? Walter hatte darauf bestanden, diese Tour mit einem unserer 2 CV zu machen, denn sonst wäre er kein richtiger Entenfahrer.

Das zufriedene Schnurren unserer „Gordita“ steckte mich an und ich dachte positiv an alles, was uns erwarten wird. So am fünften oder sechsten Tag bemerkte ich, dass ich meine mir selbst auferlegten gesundheitlichen Pflichten sträflich vernachlässigt hatte. Also‚ Blutdruckmessgerät der neusten Generation, digital natürlich, raus kramen und messen. Normal wie schon lange nicht mehr. Na ja, könnte ja ein Messfehler sein wegen (un) günstiger Bedingungen und so.

Ich nahm mir vor, jetzt doch wieder regelmäßig zu messen. Immer wieder das gleiche Ergebnis: Normal, normal und es blieb dabei.

Über diese verrückte Straße, die BR 319, die ja eigentlich gar keine mehr ist, hatte mich mein Papito natürlich wohlweißlich nicht so richtig aufgeklärt und jetzt stecken wir hier in der Schei… . Trotzdem glaube ich, es ist mir ganz gut gelungen, kühlen Kopf zu bewahren und beruhigend auf Walter eingewirkt zu haben. Er selbst hat sehr gelitten und sich die schlimmsten Vorwürfe gemacht, mich in diese gefährlichen Situationen mit hinein gezogen zu haben. Bei dem ersten Auto, das nach unserem kapitalen Schaden an der Ente vorbei kam, hatte ich ihm vorgeschlagen, alleine hier im Amazonasurwald bei der „Gordita“ zu bleiben. Er solle mit den anderen mitfahren um die Achse zu reparieren und dann wieder zurückkommen. Mir war in diesem Augenblick nicht bewusst, was das hätte bedeuten können, aber Walter sagte:

„Entweder wir kommen beide hier weg, oder wir bleiben beide hier“.

Südamerika hin und zurück

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