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HUMAITA

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Nach der Überfahrt mit dem Fährschiff rollen wir also jetzt auf edlem Asphalt Richtung Humaita, wo wir am frühen Nachmittag ankommen. Humaita entpuppt sich als größer und irgendwie angenehmer als wir es eigentlich von einem Provinzstädtchen am Ende der Welt erwartet haben. Interessant ist auch, dass alle Straßen geschmückt sind. Aber… bis Weihnachten sind es doch noch vier Monate. Komisch ist das alles.

Wir besorgen uns erst mal eine Unterkunft, haben ja beim rein fahren schon einige Hotels und Pousadas gesehen, so dürfte diese Unterfangen kein Problem sein, denken wir. Wer kommt hier schon her, um zu übernachten?. Alles besetzt, alles voll, hören wir unisono, egal ob billige Absteige oder richtiges Hotel. Immer das Gleiche.

Am Straßenrand sehen wir einige Harley’s und eine Gruppe Brahma trinkender Jungs ereifert sich an ihren Motorrädern. Samba, und zwar volles Rohr, ist auch anwesend. Wir sind in Brasilien!

Als wir uns mit unserer „Gordita“ nähern, springen alle auf und wollen ihre Harley‘s mit unserem “selbst gebastelten Volkswagen” fotografieren, selbige Markenbezeichnung haben wir jetzt schon des Öfteren gehört und sie wird uns auch noch auf der ganzen Reise weiter verfolgen.

<Gibt es hier vielleicht noch ein weiteres Hotel, wo wir unterkommen könnten?> wollen wir von den Jungs wissen. Und überhaupt, was ist hier los, dass die ganze Stadt belegt ist? An der großen Tankstelle an der Stadteinfahrt könnt ihr bestimmt campieren, ansonsten dürftet ihr keine Chance haben, denn: Hier ist heute Karneval!

Wie jetzt, Karneval? Es ist September! Ja schon, aber ihr müsst wissen, Brasilien ist ein freies Land, und wir feiern unseren Karneval grad wann es uns passt. Auch das gehört zu einer Demokratie, belehrt uns einer und drückt mir ein Brahma in die Hand.

O.k., dann wissen wir ja Bescheid. Wir fahren zur Tankstelle, wo wir sowieso den nächsten Tag verbringen wollten, um weitere Informationen betreffend der BR 319 einzuholen.

Oh Gott, da steht ja eine wahnsinnsgroße Soundfactory in Form eines riesigen Sattelschleppers. Keine Ahnung, wie lang das Ding ist und wie hoch. Nicht nur bei den Amis - oder in Frankfurt - ist alles schöner, größer und besser, und besteht fast komplett aus überdimensionierten Lautsprecherboxen. Riesige fahrbare Generatoren versorgen das Ding mit Energie.

So was haben wir noch niemals vorher gesehen. Auf der Dachreling oberhalb der Boxen werden gerade die Instrumente, Schlagzeug und anderes für mehrere Bands, angeschlossen. Boooooooom! Das war wohl die erste Klangprobe zum Check der Bässe, und ich schau erst mal nach, ob unsere „Gordita“ das überlebt hat. Alles klar, die Lampeneinsätze sind noch drin. Wegen der zu erwartenden Wellblechpistenich hatte sie ja auch vorher mit Klammern gesichert.

Jetzt schwant mir nichts Gutes. Der große Platz hier ist offensichtlich der Sammel- und Aufstellungsplatz für den Karnevalsumzug, der in dieser Nacht stattfindet. Na dann, Prost Mahlzeit! An Schlafen dürfte in dieser Nacht wohl nicht zu denken sein.

Und so ist es dann auch. Um zehn fangen sie an zu üben, mit einer Lautstärke, die mir bei einer weniger guten Kondition bestimmt Herzrhythmusstörungen verursacht hätte. Domi hat es auch gut überstanden, aber sie ist ja auch Südamerikanerin. Na ja, die Nacht geht rum und irgendwie ist es ja auch schön.

Am nächsten Tag ist dann Informationen sammeln angesagt, was allerdings nicht so richtig gelingen will. Die paar Leute, die wir nach Sonnenaufgang antreffen, sind meistens total blau oder sie schlafen irgendwo unterm Schattenbaum. Die Tankstelle und der dazu gehörende Supermarkt sind geöffnet, hatten wohl auch nicht geschlossen, und es gibt alles zu kaufen was wir so benötigen.

Diese flexiblen Öffnungszeiten gehören bestimmt auch zu einer wirklichen Demokratie, geht es mir durch den Kopf. Immer ist genug Bier, Stangen-Eis und Kraftstoff vorhanden, damit der mündige Bürger sein Leben selbstbestimmt ausleben kann. Wofür zahlen wir denn all die Steuern? Der Staat zeigt Bürgernähe, hätte mich der sympathische Harley-Fahrer wahrscheinlich belehrt.

Wir stocken unsere Vorräte auf. Ein letzter Check an der „Gordita“, und fahren die letzten 25 km auf der Transamazonica zurück, wo wir dann endgültig nach rechts gen Norden auf die BR 319 einbiegen.




Das Abenteuer kann beginnen




Eine der wenigen guten Brücken


Jetzt sind es noch 750 km bis nach Manaus, wie uns ein altes verrostetes, kaum leserliches Hinweisschild zeigt. Die unbarmherzige Amazonassonne steht senkrecht am Himmel. Gedanken wie, das kann ein heißes Unterfangen werden, beschleichen mich. Ich bringe noch zwei von unseren Aufklebern “Desafio Sudamerica Domi y Walter”an, und versuche in Domi‘s Augen ihre Gedanken zu lesen.

Noch bevor ich etwas sagen kann, kommt schon ein entschlossenes „JAHA“ (gehen wir!) über ihre Lippen, und ich betätige wieder mal mit etwas Kribbeln in Magengegend „Gorditas” Seilzuganlasser... und los geht’s!

Drei Tage werden wir wohl brauchen bis Manaus.

Südamerika hin und zurück

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