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RUMBO A VENEZUELA

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Mittwoch der 28.09.2011. Bis zur Grenze sind es noch etwa 1.200 Km. Da bei der Schleppaktion auf der BR 319 auch noch die Tachowelle verloren gegangen war, kann ich die gefahrenen Kilometer jetzt nicht mehr kontrollieren. Den Ausgang der Welle am Getriebe haben wir mit einem Weinkorken verschlossen. So was muss man eben immer bei sich haben und ich überlege bei dieser Gelegenheit, für welche Reparatur man leere Brahmadosen gebrauchen könnte.

Gemächlich rollen wir auf der BR 174 in Richtung Norden und schaffen an diesem Tag gerade mal dreihundert Kilometer. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber mit unzähligen Kratern übersät, die nur ein wirklich sehr langsames Vorankommen ermöglichen. Wieder mal müssen wir um die Schlaglöcher herum kurven, nur dieses Mal mit Gegenverkehr von hauptsächlich riesigen Monstertrucks, die selbstverständlich ihr Vorrecht auf die noch vorhandenen Asphaltfetzen geltend machen.

Ein Unwetter zieht auf, und wir flüchten uns auf einen Seitenweg, wo wir abwarten wollen, bis alles wieder vorbei ist. Nach ca. zwei Stunden geht es weiter und unser Fräulein „Gordita“ wühlt sich durch die rote Pampe hoch auf die Fahrbahn.

Wir durchqueren das Indianerschutzgebiet „Waimiri-Atroari“, wo man die Durchfahrtserlaubnis nur von 6 bis 18 Uhr erhält. Nachts sind die Schranken geschlossen. Es ist verboten anzuhalten, zu fotografieren und zu filmen, worauf bei der Einfahrt am Schlagbaum mittels eines wirklich übergroßen Hinweisschildes aufmerksam gemacht wird.




Unsichtbare Waimiri


Die Parkwächter haben uns dann auch wirklich auf der ganzen Strecke von etwa 130 km im Auge behalten, damit dieses Verbot auch eingehalten wird. Man gibt vor, dass die Waimiri überaus gefährlich sein sollen. Ich denke aber, dass man sie vor der sogenannten Zivilisation schützen will. Man hat diesen Abschnitt der Straße praktisch mitten durch das Gebiet der Waimiri gebaut.

Könnte es vielleicht auch sein, dass die Waimiri unter Umständen nicht mit dem Bau der Straße einverstanden waren? Hat man sie denn überhaupt gefragt? Auf solche Fragen bekommen wir von den Parkwächtern nur unzureichende um nicht zu sagen ausweichende Antworten. Ich will mich dann später besser darüber informieren, was es damit auf sich hat. Wir durchfahren dieses Gebiet also schnurstracks auf ordentlichem Asphalt, begleitet zu beiden Seiten von undurchdringlichen tropischen Urwald.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir auf der anderen Seite wieder raus. Dort, wo exakt die Äquatorlinie verläuft, wird einem sofort bewusst: Wir, die zivilisierten sind die Gefahr in diesem einmaligen Fleckchen Erde.

Hier gibt es eine Tankstelle und ein kleines Fernfahrer-Restaurant, wo ich mich nach einer Übernachtungsmöglichkeit erkundigen will. „Wo gibt es hier eine Unterkunft“, fragen wir den Cantinero. Er geht mit mir hinter das Haus und zeigt mir zwei kleine Iglu-Zelte. Eines ist noch frei und da liegen auch schon zwei Matratzen drin.




Ab und zu im Zelt


Mangels Lust am Bettenbau in der „Gordita“ schlagen wir zu. Es ist es doch erst mal viel wichtiger, das gewohnte “Angekommen-Bierchen” und was Essbares zu bestellen.

Domi wirkt heute ungewöhnlich nachdenklich. Dennoch sehe ich in ihren Augen, dass es ihr gut geht. „<Was ist denn heute los mit dir“>, frag ich sie. „<Bist heute irgendwie anders.> < “Ja, ich kann es auch nicht so richtig verstehen, aber all die kleinen Wehwehchen, die wir Frauen halt so haben, sind einfach weg. Ich glaub, ich habe sie vergessen, denn mir geht es einfach nur gut, so wie schon lange nicht mehr“lautet ihre fast unglaubliche Erklärung.

Sollte diese Art zu reisen, die ja auch jede Menge Strapazen mit sich bringt, gar etwas Therapeutisches haben? Und wenn ja, worin liegt der therapeutische Ansatz?

Südamerika hin und zurück

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