Читать книгу Demokratie macht Spaß! - Winfried Brinkmeier - Страница 11

Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre (12. Mai 2012)

Оглавление

Arte zeigte den sehenswerten Film „Der Liebespakt - Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre“. Der Film handelt von der ebenso berühmten wie ungewöhnliche Beziehung zwischen Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Die Beiden waren das Vorzeigeintellektuellenpaar der Nachkriegszeit und Sterne am damals noch vorhandenen Intellektuellenhimmel; heute strahlen nur noch kleine Sternchen, die manchmal schwach zu sehen sind.

Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir bezeichneten sich als Existenzialisten. Diese von Sartre in seinem Buch „Das Sein und das Nichts“ und in seinem Essay „Der Existenzialismus ist ein Humanismus“ vertretene Philosophie sagt im Wesentlichen, dass der Mensch durch den Zufall seiner Geburt in die Existenz „geworfen“ ist und aktiv selbst versuchen muss, dem Leben einen Sinn zu geben. Sartre’s Romane wurden viel gekauft und gelesen. 1946 erschien sein Buch: “Wege der Freiheit“, danach „Der Tod in der Seele“. Seine Stücke wurden auf allen französischen und vielen europäischen Bühnen gespielt: 1946 „Tote ohne Begräbnis“, dann „Die ehrbare Dirne“, 1948 „Die schmutzigen Hände“. 1964 lehnte Sartre den Literatur-Nobelpreis ab.

Simone de Beauvoir war ebenfalls literarisch sehr aktiv. Sie wurde quasi verfolgt von KritikerInnen aus dem bürgerlichen-konservativen Lager, die ihre kritischen Werke ablehnten. Aber auch die Kommunisten, die im Frankreich der Nachkriegszeit noch eine große Rolle spielten, blieben von ihrer Kritik nicht verschont, weil sie meinte, das Leben der Frauen würde sich im Kommunismus nicht automatisch ändern, auch dort würden sie unterdrückt. Das brachte ihr auch Kritik der Kommunisten ein. Spätestens mit ihrem Buch „Das andere Geschlecht“ wurde sie international als Feministin berühmt und anerkannt. Wir, die wir an den Zeitströmungen interessiert waren, haben dieses Buch mit großem Interesse gelesen. Simone de Beauvoir hat viele der späteren Diskussionen über Feminismus angeregt und sich dort für die Emanzipation der Frau engagiert. Dies war ihr Lebenswerk. Weitere Werke von ihr sind: „Sie kam und blieb“, „Das Blut der anderen“ „,Alle Menschen sind sterblich“, „Die Mandarins von Paris“, „Die Welt der schönen Bilder“, „Memoiren“ und „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause“, „In den besten Jahren“, „Der Lauf der Dinge und „Alles in allem“, worin sie das Leben in den Jahren von 1962 bis 1972, vom Ende des Algerienkrieges bis zum Beginn der Frauenbewegung schildert. In den letzten zehn Jahren seines Lebens hatte sie Jean-Paul Sartre gepflegt. Dies hat sie in ihrem Buch „Die Zeremonie des Abschieds“ verarbeitet; es enthält auch die “Gespräche mit Jean-Paul Sartre August – September 1974“.

Geheiratet haben die Beauvoir und Sartre nie, weil eine Heirat für sie ein bürgerliches Relikt war, das sie ablehnten; auf Kinder haben sie aus dem gleichen Grunde verzichtet. Ihr Liebesleben war ungewöhnlich; Sartre hatte viele Affären mit anderen Frauen; Simone de Beauvoir hatte andere Männer und Frauen als Geliebte. Simone de Beauvoir muss an dem ausschweifenden Liebesleben ihres Mannes gelitten haben. Deswegen verzichtete sie später auf Sexualkontakte mit ihm. Sie bildeten eine geistig-seelische Gemeinschaft, die immerhin ein Leben lang hielt. Sartre hat in seinen späteren Jahren die Terroristen in Stammheim besucht. Ich kann mich noch gut an die Fernsehbilder darüber erinnern. Er hat nach seinem Besuch Statements abgegeben, mit denen er die Terroristen öffentlich unterstützte. Seine Auffassungen hatten mit den tatsächlichen Verbrechen der inhaftierten Terroristen wenig zu tun. Seine damaligen Stellungsnahmen waren seltsam abgehobene Äußerungen eines Intellektuellen und hielten einer realistischer Betrachtung nicht stand. Man muss daran erinnern, dass die Terroristen in dem Gefängnis in Stammheim inhaftiert waren, weil sie verantwortlich waren für die Ermordung des damaligen Generalbundesanwaltes Buback, des Bankmanagers Jürgen Ponto, des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer und für viele weitere Verbrechen, die . Angriffe auf den Rechtsstaat waren. Der musste sich gegen diese Verbrecher wehren und ihre Taten ahnden nach Recht und Gesetz.

Für viele interessierte Menschen der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre hinein waren diese beiden Intellektuellen große Vorbilder. Die CDU-Politikerin Rita Süßmuth zum Beispiel erhielt im September 1985 ihre Ernennungsurkunde zur Bundesministerin für Familie, Frauen und Gesundheit. In einem ihrer ersten Fernsehinterviews wurde sie nach ihren Vorbildern befragt. Sie nannte zuallererst Simone de Beauvoir. Es kam dann, wie es kommen musste: Sie wurde deswegen von ihren ParteifreundInnen heftig kritisiert. Das war zu viel für die Christdemokraten, dass Frau Süssmuth gerade die gottlose Simone de Beauvoir als Vorbild erkoren hatte. Seitdem habe ich eine hohe Wertschätzung für Frau Süssmuth. Sie gehört zu den eigenwilligen Persönlichkeiten, die auch die CDU vorzuweisen hat, wie zum Beispiel auch Norbert Blüm, Kurt Biedenkopf und Heiner Geissler, um nur einige weitere zu nennen.

Von dem Leben der beiden intellektuellen Leitfiguren Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir handelte dieser Film. Er war informativ und gut gemacht und brachte dem Zuschauer ihr Leben und das gesellschaftliche Umfeld nahe.

Demokratie macht Spaß!

Подняться наверх