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Die alt-katholische Kirche (22. Mai 2012 - Quellen 5)

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Der Vollständigkeit halber sei hier nun auch die alt-katholische Kirche erwähnt. Die rk Kirche ist mitnichten die einzig katholische Kirche. Die alt-katholische Kirche wurde 1870 gegründet. Sie entstand als Antwort auf wesentliche Irrlehren des 1. Vatikanischen Konzils. In Rom wurden damals zwei Punkte neu beschlossen:

Der Papst kann allein und in allen Fragen des Glaubens und der Moral unfehlbare Aussagen machen und der Papst hat die oberste Gewalt in der Kirche. Dies bedeutet praktisch, dass er z. B. nach seinem eigenen Gutdünken Bischöfe oder Lehrer der Theologie einsetzen oder absetzen kann.

Die neuen Lehren verstießen gegen die Aussagen der Bibel und den Glauben der alten Kirche. Dennoch wurden seitdem alle, die sie öffentlich bezweifelten, aus der rk Kirche ausgeschlossen. Daraufhin gründeten sie ihre eigenen Gemeinden, um die Seelsorge und die Feier von Gottesdiensten und Sakramenten nach ihren Vorstellungen gewährleisten zu können. Und weil diese Kirche die alten Lehren der katholischen Kirche vertritt, nannte sie sich alt-katholische Kirche.

Erster katholischer Bischof der Alt-Katholiken war der Breslauer Theologieprofessor Josef Hubert Reinkens. Nach seiner Wahl wurde er vom Bischof der bereits bestehenden Alt-Katholischen Kirche der Niederlande im Jahre 1873 zum Bischof geweiht. Damit war die apostolische Sukzession gewährleistet.

Die apostolische Sukzession (Nachfolge) ist eine Selbstvergewisserung über die Treue der eigenen Kirche zur urchristlichen Tradition. Sie wird in einigen christlichen Konfessionen mit Aussagen über kirchengeschichtliche Sachverhalte verbunden. Einer stetigen Reihe von Bischofsweihen seit der Urkirche misst besonders die katholische Kirche große Bedeutung bei. Sie sieht die Kontinuität zwischen Urkirche und heutiger Kirche (bzw. der eigenen Konfessionskirche) dadurch gewährleistet, dass eine Kette von Handauflegungen von den Aposteln über viele Bischöfe vergangener Tage bis hin zu den heutigen Bischöfen angenommen wird. Neue Bischöfe wurden durch Handauflegungen anderer Bischöfe zu Bischöfen geweiht. Soweit dies eine Aussage über tatsächlich stattgefundene Handlungen der Vergangenheit sein soll, kann sie historisch kritisiert werden. Es ist die Frage, ob die Kette der Handauflegungen wirklich bis in die erste christliche Generation und damit bis zu den Aposteln zurückreicht oder nicht. Während die Sukzession in den ersten christlichen Jahrhunderten nicht mit heutiger historisch-wissenschaftlicher Strenge nachweisbar ist, gilt sie ab dem 12. Jahrhundert als gesichert.

Die apostolische Sukzession der Bischöfe der alt-katholischen Kirche, der römisch-katholischen Kirche und der östlich-orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen wurde gegenseitig anerkannt. Die apostolische Sukzession der anglikanischen Kirche wird mittlerweile auch von vielen Kirchen anerkannt, jedoch nicht von der rk Kirche. Dagegen erkennt die Utrechter Union der alt-katholischen Kirchen seit 1925 die apostolische Sukzession und Gültigkeit der Weihen in der anglikanischen Kirche an. Deswegen besteht eine enge Verbindung zwischen alt-katholischer und anglikanischer Kirche.

Die Gründung der alt-katholischen Kirche nach den Irrlehren des 1. Vatikanischen Konzils ist nachvollziehbar, denn jeder Papst war und ist so wenig unfehlbar wie andere Menschen auch. Es ist absurd, einem Menschen Unfehlbarkeit zuzusprechen. Denn kein Mensch ist Gott; der einzige, der Gott und Mensch gleichzeitig in einer Person war, ist Jesus Christus. Wie fehlbar gerade Päpste sein können, hat die Geschichte der rk Kirche hinlänglich bewiesen. Die angebliche Unfehlbarkeit des Papstes dient einzig und allein den Machtinteressen der Herrschenden in der rk Kirche.

In der alt-katholischen Kirche wirken auch Priesterinnen zum Wohle der Gläubigen. Die alt-katholische Kirche hat die Gleichberechtigung der Frauen auf allen ihren Ebenen durchgesetzt. Ihre Kirche ist synodal organisiert. Auf der alle zwei Jahre stattfindenden Synode werden alle wesentlichen Themen dieser Kirche erörtert und Beschlüsse gefasst. Die Gläubigen haben auf den Synoden mitzureden. Die alt-katholische Kirche lebt die Einheit der Christen in ihrer konfessionellen Vielfalt. Das gemeinsame Abendmahl für Christinnen und Christen aller Konfessionen und auch wiederverheirateter Geschiedener ist bei ihnen zugelassen. In der alt-katholischen Kirche wird ein geschwisterlicher Umgang gelebt. Die Kirchensteuer ihrer MitgliederInnen wird einer Kirche zur Verfügung gestellt, bei der die Ziele und Antworten auf die Fragen des heutigen Lebens in guten Händen sind. Die Bischofskirche der Alt-Katholiken in Deutschland steht in Bonn mit der Namen-Jesu-Kirche zur Verfügung. Sie ist gerade frisch renoviert worden und erstrahlt in neuem Glanz. Ihr Besuch lohnt sich.

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