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Die Heilerhaltung oder Bärenhaltung

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Der Bär zieht seine größte Kraft aus seiner Mitte, aus seinem Sonnengeflecht (plexus solaris), jenem Kraftzentrum, das sich zwischen dem Bauchnabel und dem Herzzentrum befindet. Das ist offensichtlich, wenn man die Bären beobachtet. Der Bärenschamane bezieht ebenfalls seine Kraft aus diesem Zentrum, welches die Hindus das Manipurna Chakra nennen. Der indische Weise Sivananda sagt dazu: »Der Yogi, der sich auf dieses Chakra konzentriert, erlangt fortwährende Siddhi3 und vermag verborgene Schätze zu finden. Er ist von allen Krankheiten befreit und kennt keine Furcht vor Feuer« (in Friedrichs 1996: 53). Auch Carlos Castaneda beschreibt den Solarplexus als die Quelle der magischen Kräfte der Schamanen.


Bärengeist. (Zeichnung von Nana Nauwald)

Das unter dem Zwerchfell liegende Gangliengeflecht des sympathischen Nervensystems reagiert als erstes bei plötzlichem Schock oder Panik. Das Gefühl kann als »Schlag in die Magengrube« beschrieben werden. Andererseits kann es auch als plötzliche Energieentladung erfahren werden, wobei der Erschrockene reflexartig reagiert und blitzschnell den übermächtigen Feind überrumpelt oder durch mutigen Zugriff dem Freund das Leben rettet. Oft spüren Schamanen oder spiritistische Medien während ihrer so genannten AKE-Zustände (außerkörperliche Erfahrungen), dass sich dabei das Sonnengeflecht »öffnet«. Der »geistige Leib« – so die Aussagen spiritistischer Medien – schwebt an einer hauchdünnen »Silberschnur« aus diesem Energiezentrum heraus und erfährt nicht-sinnliche Dimensionen (Storl 1974: 206).

Die Verbindung dieses Chakras mit dem Bärengeist und seiner Heilkraft zeigt sich auch in den sorgfältig durchgeführten Studien von Felicitas Goodman. Die Kulturanthropologin untersuchte Trancezustände und die verschiedenen Körperstellungen, die die Schamanen dabei annehmen, wenn sie mit einer Gottheit oder einem Tiergeist in Verbindung treten. Jedes Geistwesen fordert vom Menschen eine bestimmte Körperhaltung, wenn dieser mit ihm in Verbindung treten will. Die »Bärenhaltung« – auch Heilerhaltung genannt –, die es ermöglicht, sich gegenüber dem Bärengeist zu öffnen und seine Heilkraft einfließen zu lassen, wird gewöhnlich stehend eingenommen. Dabei liegen die eingerollten Hände so über dem Nabel, dass die ersten Knöchel der Zeigefinger sich berühren. Die Knie sind leicht gebeugt, und die Füße stehen parallel zueinander fest auf dem Boden (Goodman 1995: 165). Diese Bärenhaltung lässt sich auch in Statuen und Schnitzereien in vielen historischen und auch gegenwärtigen Kulturen nachweisen.


»Schamane in Kontakt mit dem Bärengeist«: Holz schnitzerei der Giljaken, Sibirien; rechts Menhir, Saint-Germain-sur-Rance, Frankreich, 2000 v.u.Z.

Der Bär

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