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Die Sizilische Vesper
ОглавлениеNikolaus’ III. Tod am 22. August 1280 und die Wahl seines Nachfolgers Martin IV. im darauffolgenden Frühjahr bedeuteten einen völligen Wechsel der päpstlichen Politik. Martin, der als Legat 1265 die Verhandlungen mit Karl zum Abschluss gebracht hatte, ordnete sich auch als Papst völlig den Wünschen des Königs unter: Er exkommunizierte den byzantinischen Kaiser und unterstützte die Expansionspläne Karls nach Byzanz bedingungslos. Kurz bevor der Kriegszug starten konnte, brach Karls überragende Machtstellung jedoch scheinbar urplötzlich zusammen: durch die Sizilische Vesper.
[106]Äußerer Anlass für diesen Aufstand der Sizilianer gegen die Anjou-Herrschaft war die Belästigung sizilianischer Frauen durch französische Soldaten in Palermo am Abend des Ostermontags, des 30. März 1282. Die Folge war ein Massaker an den Franzosen und ein Aufstand, der sich binnen eines Monats über die ganze Insel ausbreitete (Messina fiel am 28. April). Papst Martin IV., unter dessen Schutz die Aufständischen sich möglicherweise ursprünglich stellen wollten, antwortete im Sinne Karls am 7. Mai mit der Exkommunikation. Während Karl militärisch gegen die Insel vorzugehen versuchte, landete am 30. August in Trapani König Peter III. von Aragón als neuer König des befreiten Sizilien. Ein Parlament in Messina erkannte 1283 seine Rechte (bzw. die seiner Frau Konstanze) als Erben König Manfreds an und beschloss eine Reform des Staates, der wieder auf die Zustände unter Wilhelm II. (dem Guten) zurückgeführt werden sollte.
Außer dem spontanen Volkszorn lassen sich vier Gründe für den Ausbruch und den Erfolg der Revolte ermitteln: 1. Karls Desinteresse an der Insel. Das Zentrum seiner Herrschaft lag auf dem Festland; die Insel hat er überhaupt nur zweimal kurzfristig betreten. Sie diente ihm wohl hauptsächlich als Steuerquelle, wobei unklar ist, wann ihr ökonomisch-ökologischer Niedergang eingesetzt hat. Dieses Desinteresse mag auch zu geringerer Beaufsichtigung und damit größerer Willkür der Amtsträger geführt haben. 2. Aktivitäten der Stauferanhänger. Bekannte Namen sind etwa Roger Lauria, Richard Filangieri, Heinrich von Isernia und Johann von Procida. Ob eine förmliche Verschwörung stattgefunden hat, ist unklar, aber die schnelle Ausbreitung der Revolte lässt vorbereitende Strukturen vermuten. [107]3. Einwirkung Kaiser Michaels VIII. von Byzanz, der als Geldgeber einer Verschwörung in Frage kommt. In seiner Autobiographie schreibt er ausdrücklich, dass Gott durch ihn die Sizilianer befreit habe. Er war der Hauptnutznießer des Aufstandes, der seinen Staat vor dem sicheren Untergang gerettet hat. 4. Die Rolle Peters von Aragón ist komplexer. Das Haus Aragón war mit Karl verfeindet, weil es Erbansprüche auf die Provence erhob. Peter III. selbst wünschte eine Erweiterung seines Herrschaftsgebietes, da er bei der Erbteilung nach dem Tode seines Vaters zu kurz gekommen war. Die Rechte seiner Frau boten einen guten Vorwand, ohne dass sich beweisen lässt, dass die Ehe im Hinblick auf diese Rechte geschlossen wurde. Jedenfalls war seine Landung auf Sizilien keine spontane Hilfeleistung, sondern beruhte auf politischem Kalkül.
Das Parlament von Messina war die Antwort auf Maßnahmen Martins IV. zur Unterstützung Karls, durch welche der lokale süditalienische Konflikt zur europäischen Auseinandersetzung ausgeweitet wurde: Der Papst erklärte Peter III. auch als König von Aragón für abgesetzt und belehnte den zweiten Sohn des französischen Königs, Karl von Valois, mit Aragón. Zur Durchsetzung dieser neuen Ansprüche sollte Frankreich einen Kreuzzug gegen Aragón unternehmen, der aber kläglich scheiterte und am 6. Oktober 1285 zum Tode des französischen Königs führte. Im selben Jahr starben auch Karl von Anjou (am 7. Januar), Papst Martin IV. (am 28. März) und Peter von Aragón (am 2. November).