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Kaiser Heinrich VII. in Italien
ОглавлениеSieben Jahre nach dem Tode Bonifaz’ VIII. endete die seit dem Tode Friedrichs II. andauernde Vakanz des Kaisertums. Was Rudolf von Habsburg trotz mehrfacher Anläufe nicht geschafft hatte, gelang dem Luxemburger Heinrich VII., [113]nämlich die Kaiserkrönung in Rom. Sein Italienzug zeigte allerdings auch das volle Ausmaß der Veränderungen, die seit dem Ende der Stauferherrschaft in Italien eingetreten waren.
Die Rahmenbedingungen für den Zug waren ungünstig: Die Kommunen bzw. Signorien in Reichsitalien erhofften sich keinen unparteiischen Schiedsrichter, sondern einen Verbündeten in den Auseinandersetzungen mit den Nachbarn; Papst Clemens V., der in Südfrankreich residierte, brach seine Zusage, zur Kaiserkrönung nach Italien zu kommen, und sandte stattdessen zwei Kardinäle (ob darin eine Distanzierung vom Plan der Kaiserkrönung zu sehen ist, ist ungewiss); König Robert von Neapel, der seit 1309 regierende Sohn Karls II., verlangte in einer Denkschrift an den Papst offen die völlige Abschaffung des Kaisertums, wobei er in nationalistischer Polemik insbesondere die Krönung eines deutschen Königs zum Kaiser ablehnte.
In Mailand, wo er am 6. Januar 1311 die lombardisch-italienische Krönung empfing, ergriff Heinrich für die Visconti Partei; dadurch wurde er in die Rivalitäten der »ghibellinischen« und »guelfischen« Städte hineingezogen. Im Folgenden musste er Cremona zwei Wochen, Brescia dreieinhalb Monate lang belagern, ehe er über Genua und Pisa nach Rom gelangen konnte. Dort empfing er am 29. Juni 1312 in der Lateranbasilika die Kaiserkrone (die Peterskirche war in der Hand von Anhängern Roberts von Neapel). Anschließend belagerte er sechs Wochen lang vergeblich Florenz, ehe er im März 1313 wieder in Pisa eintraf. In Pisa eröffnete er einen Prozess gegen Robert von Neapel, den er in seiner Funktion als Kaiser absetzte und zum Tode verurteilte (analog zur Hinrichtung Konradins). Am 8. August [114]brach er nach Süden auf, um den Spruch zu vollstrecken, doch starb er am 24. August 1313 in Buonconvento bei Siena. Er wurde in Pisa begraben.
Heinrichs Italienzug war im Grunde ein großartiger Anachronismus. Politisch gesehen blieb er Episode, und er hat die bestehenden Probleme eher verschärft. Mit ihm endeten alle Versuche der deutschen Könige und Kaiser, auf Süditalien Einfluss zu nehmen. Zu der Minderheit, die sich viel von Heinrichs Kommen erhofft hatte, gehörte Dante Alighieri.