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KAPITEL 4 Wassertreten

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Segler nennen sie das steinerne Schiff oder kurz Steinschiff: drei große Felsen, die im Saronischen Golf weit ins Meer ragen. Von einem Boot, das sich ihnen bis auf eine Seemeile nähert, sehen sie tatsächlich wie ein Geisterschiff aus, das langsam auf Kap Sounion mit dem zauberhaften Poseidon-Tempel zusteuert. Es hat einen ganz besonderen Reiz, unweit der Fahrrinne im Schatten des Steinschiffs in dem unglaublich blauen Wasser zu schwimmen.

Im August 2014 traten Alexis und ich etwa fünfzig Meter von dem Steinschiff entfernt Wasser, so weit weg wie möglich von neugierigen Ohren. Unser Gespräch drehte sich um Vertrauen. Vertraute Alexis seinem Team so weit, dass es sich mit Bankern wie Aris und Zorba anlegen würde? Vertraute er ihnen, dass sie ohne Furcht vor – und ohne den Wunsch nach – dem Grexit mit der Troika verhandeln würden? Würden sie es mit der Troika aufnehmen, die willens und bereit war, sie mittels der Banken zu ersticken, während Griechenlands Oligarchen Amok liefen?

Alexis wich geschickt aus und schlug konsequent einen optimistischen Ton an. Ich hielt an mich, um ihn nicht mit meinen Zweifeln zu überschütten, musste ihm aber die Frage stellen, die mir auf den Nägeln brannte, seit Wassily sie aufgeworfen hatte:

»Alexis«, begann ich so beiläufig wie möglich. »Ich habe gehört, Dragasakis stehe den Bankern sehr nahe. Und ganz allgemein, dass er nach außen unseren Rettungsplan vertritt, während er in Wahrheit daran arbeitet, den Status quo zu erhalten.«

Alexis antwortete nicht gleich. Stattdessen blickte er erst einmal in die Ferne in Richtung des Peloponnes, bevor er sich mir zuwandte. »Nein, das glaube ich nicht. Er ist okay.«

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass er so kurz angebunden war. Hatte er ebenfalls Zweifel, die aber vom Vertrauen in die Integrität seines älteren Gefährten aufgewogen wurden, oder wies er meine Frage ab? Bis heute weiß ich es nicht. Ich weiß nur, dass er darauf beharrte, dass ich keine Wahl hätte: Wenn der Augenblick gekommen sei, müsse ich bei den Verhandlungen eine führende Rolle übernehmen.

Weil ich keine Lust hatte, meine Bedenken noch einmal aufzuzählen, erwiderte ich spontan: »In Ordnung, Alexis, du kannst mit mir rechnen. Aber nur unter einer Bedingung.«

»Welche?«, fragte er lächelnd.

»Dass ich Syrizas Wirtschaftsprogramm für die Wahl mit formulieren kann. Es darf nicht wieder so sein wie 2012.«

Alexis versprach mir, dafür zu sorgen, dass Pappas mich auf dem Laufenden halten und sich mit mir abstimmen würde, bevor er sich zu wirtschaftspolitischen Fragen äußerte. Mittlerweile war es Zeit, dass wir zu unseren Partnerinnen Betty und Danae zurückschwammen, die in einem kleinen Schlauchboot auf uns warteten.

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