Читать книгу heimatlos - Joshua Durban - Страница 16

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[1] F. Wellendorf (2007) hat – in Anknüpfung an Freuds Arbeit 1919h – weitere sechs Dimensionen des Unheimlichen in seiner Arbeit „Die unheimliche Wirklichkeit der Übertragung“ sehr treffend ausgeführt (S. 32f), die ich bezogen, auf unser Tagungsthema, kurz zusammenfasse: Das Unheimliche ist zum einen das durch Verdrängungen entfremdete Infantile. Dieses knüpft insbesondere an frühe, existentielle Erfahrung mit dem Primärobjekt an, wobei es durch fehlende Kontinuität mit diesem zur Verwandlung eines responsiven (Selbst-)Objektes in ein unbelebtes bis hin zum Gefühl eines Doppelgängers kommen kann. Es geht dabei immer auch um ein (traumatisch) zu Viel, welches das Ich überschwemmt und gegen das sich das Ich mit dem Gefühl des Unheimlichen zu schützen versucht. Insgesamt verweist das Unheimliche auf das universellen Trauma des Nicht-Zuhause-Sein, aber auch auf das Nicht-Herr-im eigenen-Haus-zu-sein. Dem Unheimlichen ist der Wiederholungszwang immanent.

[2] „Für Psychoanalytiker hat Heimat die Bedeutung einer Plombe. Sie dient dazu, Lücken auszufüllen, unerträgliche Traumen aufzufangen, seelische Brüche zu überbrücken, die Seele wieder ganz zu machen. Je schlimmer es um einen Menschen bestellt ist, je brüchiger sein Selbstgefühl ist, desto nötiger die Heimatgefühle, die wir darum eine Plombe für das Selbstgefühl nennen. …“

Aber auch:

„Heimat ist nach meiner Erfahrung ein obligat individuelles Phänomen, jeder Mann und jede Frau mag Heimat brauchen, ihre ureigenste Heimat, wie auch jedes Kind ‚daheim‘ sein müßte, bis es erwachsen ist und unter Umständen der Heimat entraten oder sich eine neue Heimat suchen kann.“ (Parin, P.: „Heimat eine Plombe“. Rede im November 1994 in Wien)

[3] Hier kann nur ein Hinweis auf Susanne Langers „diskursive“ und „präsentative Symbolisierung“ erfolgen. Nicht von ungefähr haben bei Migration die (Loyalität-) Konflikte um das Erlernen einer neuen „lexikalischen“ (Vater-) Sprache eine solche Brisanz. Dies ist gleichzeitig wichtiger Ansatzpunkt in vielen auch von Psychoanalytikern unterstützten Migrations-Projekten, wie dem Michaelsdorf in Darmstadt oder dem First Step Programm in Frankfurt/Berlin.

[4] vgl. dazu obige Ausführungen Heimat als reines Besitzverhältnis

[5] Denn heimatlos zu sein heißt auch, daß ein ‚emotionales Auftanken‘ (Salman Akhtar (2007) nicht mehr möglich ist, z. B. durch Besuche in der Heimat oder Kontakte mit anderen Einwanderern, die dem Migranten ermöglichen, auf diese Weise eine Brücke zum Vertrauten zu schlagen, was dem Migranten helfe, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.

[6] Dazu gehört auch in einer Begrifflichkeit von J. Durban ein „manic“ bzw. „thanatos-like mourning“ (2007, S.59): Vom „Schrei“ zur „Pieta“- Thanatos im Trauerprozeß (S. 59f). In: DPV-Tagungsheft Herbsttagung 2006.

Durban zählt zudem „Zu den häufigen gesellschaftlichen Todesäquivalenten (…) Entwurzelung, Emigration, Armut, Kriege, soziale Gewalt sowie Missbrauch und brutale Kontrolle von Kindern mit der Phantasie, Schwäche und Bedürftigkeit durch strenge Erziehung auszumerzen”. In: Durban, J. 2012: Vergänglichkeit und die inneren Beziehungen zum Todesobjekt in: Nissen, B.: (Hg.) Wendepunkte, Gießen 2012 S. 289.

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