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a. Zuhause, Heimatlosigkeit und Nirgends-Sein in der frühen Kindheit Joshua Durban

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He‘s a real Nowhere Man

Sitting in his Nowhere Land

Making all his nowhere plans for nobody

Doesn’t have a point of view

Knows not where he’s going to

Isn’t he a bit like you and me

Nowhere Man, please listen

You don’t know what you’re missing

Nowhere Man, the world is at your command

He’s as blind as he can be

Just sees what he wants to see

Nowhere Man, can you see me at all?

Nowhere Man, don’t worry

Take your time, don’t hurry

Leave it all ‘till somebody else lends you a hand

J. Lennon / P. McCartney

Er ist ein echter Nirgendsmann, sitzt in seinem Nirgendsland, macht so manchen Nirgendsplan für niemanden.

Hat keinen Standpunkt, weiß auch nicht, wohin er geht. Ist er nicht ein wenig wie du und ich?

Nirgendsmann, so hör doch, du weißt nicht, was dir entgeht. Nirgendsmann, die Welt steht unter deinem Kommando.

Er ist so blind, wie man nur sein kann, sieht nur, was er sehen will. Nirgendsmann, kannst du mich überhaupt noch sehen?

Nirgendsmann, bleib ruhig, lass dir Zeit, beeil dich nicht so. Warte ab, bis dir jemand eine Hand reicht.

Unser Gefühl von Heimat, ein Zuhause zu haben oder sich zuhause zu fühlen, ist für uns so natürlich wie die Luft, die wir atmen. Es ist ebenso selbstverständlich wie unsere körperlich-seelische Existenz. An einem Ort zu wohnen, nicht alleine zu sein, gesehen und verstanden zu werden, all dies ist ein wesentlicher Teil des Mensch-Seins. Ein Zuhause zu haben ist, wie eine Seele, oder eine Heimat für die Seele zu haben, beinahe intuitiv: es ist, was „uns“ erschafft (Kennedy, 2014). Und doch stellt dies tatsächlich eine bedeutende Entwicklungsleistung dar, die man nicht für selbstverständlich halten sollte. Die Gefühle, oder Illusionen von Containment, Sicherheit, Stabilität, Kontinuität, Zusammenhalt, Raum, Bezogenheit und Bedeutung, welche damit verknüpft sind, können sehr leicht angegriffen, zerschlagen und zerstört werden. In dem Moment treten zwei bedeutende grauenhafte psychische Realitäten in den Vordergrund: Heimatlosigkeit und Nirgends-Sein.

In meinen Ausführungen möchte ich die Art und Weise untersuchen, wie dieses Gefühl von Zuhause in der frühen Kindheit errichtet und gefährdet wird. Ich werde zwei psychische Verfassungen beschreiben: Heimatlosigkeit und das, was ich ‚Nirgends-Sein‘ [nowhere-ness] nenne. Beide sind das Resultat eines schweren Traumas – ob in der Entwicklung oder den Umständen wurzelnd, welches das Gefühl eines Zuhauses zerbricht. Allerdings bestehen zwischen den beiden einige entscheidende psychologische Unterschiede. Heimatlosigkeit ruft depressive und paranoid-schizoide Ängste hervor, welche mit Beziehungen zu tun haben: ihre Gefahren, Vorzüge und Verluste. Nirgends-Sein löst mehrere tiefer-liegende archaische Daseinsängste aus, welche mit der Urbedrohung unserer Existenz als zusammengehaltene Ganzheiten aus Körper, Zeit, Raum und Objekt zu tun haben. Diese Ängste sind bei frühen entwicklungsgestörten seelischen Verfassungen typisch und beinhalten Erfahrungen wie: für immer zu fallen, in Stücke zu gehen, keine Schutzhülle oder Haut zu haben, voller Löcher zu sein, die Orientierung zu verlieren, keine Beziehung zum Körper zu haben, zu brennen, zu erfrieren, sich zu verflüssigen und aufzulösen. Diese Ängste rufen zwei spezifische Abwehrkonstellationen hervor: Zerfallen oder Erhärten.

Ich glaube, dass sich das Gefühl von Nirgends-Sein oft im Kern extremer Heimatlosigkeit verbirgt. Es führt den Nirgendsmann oft in die Gedankenleere (keinen Standpunkt haben), Isolation, tiefe Verwirrung und autistischen Rückzug. Es kann auch ein defensives Anhängen an extreme, engstirnige „harte“ Standpunkte und Ideologien, an Gewalt, Mordlust und Hass hervorrufen. All diese versorgen die bloßgestellte, verletzliche und überflutete Psyche mit einer soliden, wenn auch destruktiven Pseudo-Identität, (Um)Fassung [coverage] und Form. Hass, Rache, Gewalt und Verfolgung werden dann zum neuen ‚Bunker-Zuhause‘ oder -Zustand.

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