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Einige Unterschiede zwischen Heimatlosigkeit und Nirgends-Sein

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Während Heimatlosigkeit bedeutet, ein Zuhause, das es einmal gab, zu verlieren, beschreibt das Nirgends-Sein ein tieferes Gefühl eines Verlustes von etwas, was nie war oder aber lediglich auf schwer fassbare, flüchtige und vorübergehende Weise existierte. Heimatlosigkeit ist der Verlust einer Zugehörigkeit, welcher zu Trauer, Kummer und Sehnsucht führen kann, was wiederum durchgearbeitet und ertragen werden kann. [1] Sie ist sichtbar. Die Person sucht nach einer Heimat für ihre Subjektivität. Nirgends-Sein jedoch ist ein chronischer, chaotischer Zustand des hilflos ausgeliefert ‚Ohne-Seins‘, keinen Ort zu haben, wo man hingehen kann, niemanden, der zuhause ist. Im Nirgends sind die Menschen größtenteils unsichtbar. Das Individuum scheitert daran, ein Subjekt zu werden, gesehen zu werden. Es ist von Verzweiflung, Sinnlosigkeit [2] und unsäglicher Qual gekennzeichnet, welche sehr schwer zu mentalisieren und zu überwinden sind. Im Hebräischen existiert eine Ähnlichkeit zwischen den Begriffen „Verlust“ (אבדון Ovdan) und „Verzweiflung“ (אבדן Avadon). Der hebräische Begriff Abaddon und sein griechisches Equivalent Apollyon tauchen in der Bibel sowohl als Ort der Zerstörung, als auch als Name eines Engels auf. Die Verwendung des Begriffs Abaddon in der Bibel bezieht sich auf eine bodenlose Grube, was oft neben dem Sheol (שאול) auftaucht, dem Ort des Totenreichs. Heimatlosigkeit und das daraus resultierende Leiden kann durch das Auffinden eines neuen Zuhauses mit neuen Beziehungen gemildert werden. Das Nirgends-Sein spricht nicht darauf an, wenn ein neues, selbst ein besseres Zuhause zur Verfügung gestellt wird. Man kann ein Zuhause haben, ohne sich zuhause zu fühlen. Es erfordert den Aufbau einer inneren Verbindung mit dem Körper und dem Anderen-als-Zuhause durch ein „Anderes (Objekt) – Implantat“. Heimatlosigkeit und Nirgends-Sein werden von zwei unterschiedlichen Gruppen von Abwehrmechanismen und unterschiedlichen therapeutischen Überlegungen und Erfordernissen begleitet.

Obwohl das Nirgends-Sein am deutlichsten in Extremsituationen zutage tritt, wie bei lebensbedrohlichen körperlichen oder psychischen Erkrankungen, Gewalt, anhaltendem Missbrauch, Entwurzelung und Immigration, so ist es doch zu einem gewissen Grad in uns allen vorhanden, wie die Beatles auf so poetische und ergreifende Weise beobachteten. In bestimmten Momenten [3], unter gewissen Extrembedingungen können wir alle zu Nirgendsmännern und -frauen werden.

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