Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 22
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ОглавлениеDer Nebenraum wurde ansonsten vermutlich für illegales Glücksspiel benutzt. Jedenfalls wäre er dazu ideal geeignet gewesen, denn von dort aus führte ein Hinterausgang ins Freie.
Dolores Marias saß in sich zusammengesunken am Tisch. Lew setzte sich ebenfalls. Ich blieb stehen.
"Es geht um Ihren Sohn", sagte ich.
"Alberto!"
"Ja."
"Was ist mit ihm? Was hat er angestellt?"
"Er ist vermutlich Mitglied einer Bande, die sich KILLER ANGELS nennt. Sie werden diesen Namen vielleicht schonmal gehört haben..."
Dolores Marias erbleichte.
Sie hatte diesen Namen gehört.
"Wollen Sie behaupten, er hat etwas mit diesen furchtbaren Vorfällen am Lincoln Tunnel zu tun? Wahllos wehrlose Autofahrer abschießen, als ob es sich um Tontauben handelt..." Sie schüttelte energisch den Kopf. "Das würde er nie tun..."
"Möglich", sagte ich.
Und Lew fragte: "Wissen Sie, wo sich Ihr Sohn jetzt aufhält?"
Sie schluckte.
"Nein", flüsterte sie. "Bei mir wohnt er jedenfalls nicht mehr."
"Besucht er sie ab und zu?", frage Lew. Sie antwortete nicht. Ihr Blick wurde verschlossen. Ihre Hände verkrampften sich und ballten sich zu Fäusten. Ich sah Dolores an. "Vielleicht wissen Sie, wo er sich befindet und wollen es uns nicht sagen. Ich kann mir vorstellen, was in Ihnen vorgeht. Sie wollen Ihren Sohn nicht verraten. Das kann ich verstehen."
"Gar nichts verstehen Sie, Mr. Abdul...", murmelte sie düster.
"Das einzige, was Ihren Sohn betreffend bis jetzt zweifelsfrei feststeht, ist, dass er gestern Abend in einem Porsche saß, der als gestohlen gemeldet wurde, wie wir inzwischen festgestellt haben. Aber er war nicht allein. Bei ihm war ein Kerl, der Minuten zuvor das Feuer auf meinen Kollegen Mr. Parker und mich eröffnet hatte. Ihr Sohn fuhr den Fluchtwagen... Außerdem war er kurz nach der Hinrichtung zweier Drogendealer durch die KILLER ANGELS am Tatort. Das steht auch fest. Bis jetzt sieht es nicht unbedingt so aus, als hätte er schon einen Mord begangen, aber sofern das noch nicht geschehen ist, wird er das möglicherweise noch..."
"Was mein Kollege sagen will ist, dass es für Ihren Sohn vielleicht noch ein Zurück gibt!"
Sie hob stolz den Kopf und strich das Haar zurück. Es war sicher einmal blauschwarz gewesen. Jetzt wurde es von zahlreichen grauen Strähnen durchzogen, die ihm einen silbernen Glanz gaben.
"Sie sind doch nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit hier", stellte sie kühl fest. "Sie wollen meinem Sohn eine Falle stellen und Sie wissen doch genau, wie das ist! Man wird ihn für eine Ewigkeit ins Gefängnis stecken. So einer wie er hat doch nirgends eine Lobby! Es wird den Geschworenen ein Vergnügen sein, ihn abzuurteilen und irgendein Staatsanwalt wird ihn sich als Trophäe ans Hemd stecken!"
"Das kommt drauf an", erwiderte ich. Aber auf dem Ohr schien sie taub zu sein. In ihren Augen glitzerte etwas. Tränen.
Sie wusste über das, was ihr Sohn machte, sehr wohl Bescheid. Mein Instinkt sagte mir das und ich hatte immer gut daran getan, mich auf den zu verlassen.
Lew sagte indessen so sachlich, wie es möglich war: "Diese KILLER ANGELS kontrollieren den Crackhandel in einem Teil der South Bronx. Sie ermordeten ihre Konkurrenten und treiben sie aus dem Viertel, um selbst das Geschäft zu machen. Sie bringen das Rauschgift in die Schulen, Mrs. Marias. Und es gibt andere Eltern, die ihre Kinder genauso lieben, wie Sie Ihren Sohn, deren Kinder durch diesen Stoff zu wandelnden Leichnamen werden. Mumien, die schon tot sind, bevor sie richtig gelebt haben... Unterstützt er Sie mit Geld, Mrs. Marias?"
"Nein", sagte sie. Sie schluckte. "Er hat es mir immer angeboten, aber ich wollte es nicht." Sie schluchzte. "Ich wollte nichts davon. Nicht von diesem Geld..." Dann blickte sie auf und sah uns trotzig an. "Sie sind bei mir an der falschen Adresse. Ich kann Ihnen nicht helfen!"
"Es ist nicht Ihr Sohn, hinter dem wir her sind", sagte ich.
"Ach, nein?"
"Wir suchen den Kopf der Bande und dessen Hintermänner. Diejenigen, die Kids für sich die Drecksarbeit machen lassen und ihnen das ganze Risiko zuschieben. Alberto wird immer tiefer in den Sumpf hineingeraten. Sie werden von ihm verlangen, dass er Straftaten begeht. Nicht nur harmlose Dinge. Sondern einen Mord oder so etwas. Das bindet ihn an die ANGELS, macht ihn zu einem willfährigen Werkzeug... Mrs. Marias, Ihr Sohn kommt da nicht alleine raus! Je eher wir ihn finden, desto besser für ihn!"
"Können Sie mir garantieren, dass er nicht verurteilt wird?" Ich schaute sie an.
Und schüttelte den Kopf.
"Nein, das kann ich nicht. Schon deshalb nicht, weil ich nicht weiß, wie tief er schon drinsteckt..."
"Na, also!"
"Außerdem bin ich nicht der Staatsanwalt. Aber eins kann ich Ihnen sagen: Man muss immer der erste sein, wenn man irgendeinen Deal machen will. Die letzten beißen die Hunde! Glauben Sie mir, schließlich bin ich bin nicht erst seit gestern in diesem Job!"
"Es tut mir leid", sagte sie und begann dann zu schluchzen. Ich gab ihr eine der Visitenkarten, die das FBI für seine Agenten drucken ließ. "Sie können mich jederzeit anrufen, Mrs. Marias. Wenn der Anruf in der Zentrale ankommt, wird er zu meinem Funktelefon weitergeleitet. Ich hoffe, dass Sie es sich noch überlegen..."
Sie blickte auf die Karte wie auf etwas Unanständiges. Aber dann nahm sie sie doch und steckte sie ein. Ich hielt das für ein Zeichen der Hoffnung.
Aber vielleicht bin ich auch einfach ein hoffnungsloser Optimist.
Wir hörten uns etwas in der Gegend um. Alberto Marias war noch nicht lange genug weg, als dass ihn hier niemand mehr kennen konnte.
Überall zeigten wir sein Bild herum und meistens begegnet uns eine Mauer aus eisigem Schweigen. Einen ihrer Leute würden sie nicht ans Messer liefern, ganz gleich, was er getan hatte.
Außerdem hatten sie zweifellos Angst vor möglichen Racheakten. Besser man hielt den Mund, so schienen die meisten zu denken.
Schließlich bekamen wir aber doch noch etwas Brauchbares. Ein Ladenbesitzer, der angab, von Albertos Freunden früher oft schikaniert worden zu sein, nahm uns in sein Hinterzimmer und berichtete uns dann, dass der junge KILLER ANGEL häufiger in der Gegend auftauchte. Mit wechselnden, aber immer edlen Karossen und viel Geld in der Tasche.
"Er hat gekokst", sagte er. "Glauben Sie mir, hier hat man einen Blick für so etwas. Er hatte immer eine rote Nase. Die Schleimhäute waren vom Schnee zerfressen... Das kommt auf die Dauer vom Schnupfen."
"Wie oft besucht er seine Mutter?", fragte ich.
"In letzter Zeit nicht mehr so häufig. Sie hatte etwas gegen die Typen einzuwenden, mit denen er herumhing... Häufiger war er wegen Teresa in der Gegend."
"Wer ist das?"
"Seine Sandkastenliebe. Schade um sie. Hätte nie gedacht, dass die mal 'ne Dealer-Braut wird. Aber das Geld regiert die Welt. Das ist leider so. Und es ist nunmal so, dass Alberto mehr davon hat, als die meisten Leute hier in der Straße..."
"Wo wohnt diese Teresa?"
"Es ist hier gleich um die Ecke..."