Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 36

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Lew und ich übernahmen zusammen mit Archie Gardner den Hintereingang, während sich der Rest unserer Leute am Hauptausgang aufhielt.

Ein paar zusätzliche Agenten trafen ein. Belmonte wies sie ein.

Unauffällig postierten sie sich um das Blue Light herum. Wir warteten.

Es war eine eiskalte Nacht. Sternenklar. Aber vielleicht würde es für Killer-Joe Donato die letzte Nacht in Freiheit sein.

Der Hinterausgang führte auf einen asphaltierten Platz, auf dem üblicherweise die Lieferanten hielten. Immerhin war der Platz einigermaßen beleuchtet.

Ein Lieferwagen stand dort jetzt. Außerdem mehrere Fahrzeuge von Angestellten. Eine kleine Nebenstraße führte fort von hier. Zu beiden Seiten waren mehrstöckige Häuser mit den charakteristischen Feuerleitern.

Dann kam Joe endlich.

Er war es wirklich. Die Übereinstimmung mit den Fotos war eindeutig.

Er hielt in der Rechten ein Handy und telefonierte. Dabei ließ er misstrauisch den Blick schweifen.

Dann klappte er das Gerät ein.

Immer noch schien er sich unsicher zu fühlen.

Ich hatte die P226 in der Hand, während ich hinter dem Lieferwagen stand und ihn beobachtete. Lew hatte in der Nähe Stellung bezogen.

Joe kam genau auf uns zu.

Ich fragte mich, wo der Kerl seinen Wagen hatte. Aber vielleicht brauchte er auch keinen. Vielleicht ließ er sich mit dem Taxi in die Bronx bringen...

Ich nickte Lew zu.

Archie Gardner lauerte hinter der Hausecke. Auch er war bereit.

Ein paar Schritte noch ließen wir Joe Donato machen. Er zog an seinem ziemlich abgebrannten Zigarillo und versuchte in der kalten Winterluft Ringe mit dem Rauch zu formen. Im nächsten Moment stürzten wir mit gezogenen Pistolen aus der Deckung heraus.

"Stehenbleiben! FBI!", rief ich.

Joe erstarrte.

Von drei Seiten sah er sich von Bundesbeamten umgeben. Sein Blick war unruhig. Ruckartig bewegte er den Kopf. In diesem Moment konnte ich seine Gedanken lesen. Er wollte die Waffe herausreißen, deren Griff einen Moment lang unter dem offenen Jackett sichtbar wurde.

Aber Joe Donato kannte sich aus.

Er wusste, wann er chancenlos war.

Wir näherten uns langsam.

"Mr. Joe Donato?", fragte ich.

Er antwortete nicht.

Stattdessen spuckte er vor uns aus. Eine dunkle Röte überzog sein Gesicht. Es war ihm anzusehen, wie wütend er war.

"Sie sind verhaftet, Mr. Donato. Sie haben das Recht zu schweigen. Falls Sie auf dieses Recht verzichten, mache ich Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von jetzt an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann." Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Spruch schon aufgesagt habe. Donato wirkte abwesend.

Er schien noch nicht richtig wahrhaben zu wollen, was in diesem Moment geschehen war.

Archie Gardner hatte die Handschellen von seinem Gürtel genommen, die sich einen Augenblick später um Killer-Joes Gelenke schließen sollten...

"Das Spiel ist aus, Donato", sagte ich. Joe grinste breit. Er zeigte dabei die Zähne wie ein in die Enge getriebenes Raubtier.

"Abwarten, G-man!", knurrte er bissig. Das Geräusch eines aufbrausenden Motors ließ mich herumwirbeln. Grelle Scheinwerfer blendeten mich. Eine Limousine raste die schmale Straße entlang. Dahinter einige Motorräder, die wie eine Begleiteskorte wirkten. Mit weißen Kreuzen auf den schwarzen Helmen sahen sie beinahe uniformiert aus. Vermutlich war das die Begleiteskorte, die Joe per Handy gerufen hatte, um ihn abzuholen.

Die Limousine machte einen Bogen um die parkenden Fahrzeuge herum und stellte sich dann quer.

Blitzschnell geschahen mehrere Dinge auf einmal. Joe riss seine Waffe heraus und feuerte.

Agent Archie Gardner bekam die Kugel aus nächster Nähe in den Oberkörper. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Mit starren Augen taumelte Gardner einen Schritt rückwärts, während im erst die Handschellen, dann die Dienstpistole entglitten. Ein großer, roter Fleck hatte sich auf seiner Hemdbrust gebildet. Rückwärts fiel er zu Boden und kam mit einem dumpfen Geräusch auf. Wie ein gefällter Baum. In der selben Sekunde wurde aus der Limousine heraus das Feuer eröffnet.

Eine Maschinenpistole knatterte los und ließ einen Bleiregen auf uns niedergehen. Ich feuerte die P226 mehrfach kurz hintereinander ab, während ich mich seitwärts fallen ließ und auf dem Boden herumrollte. Dicht neben mir schlugen die Kugeln ein. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie Joe Donato in Richtung des Hintereingangs stürzte und sich zunächst hinter einer Mülltonne in Deckung brachte. Er feuerte seine Waffe zweimal in meine Richtung ab.

Ich rollte nochmals herum und lag nun unter der Vorderachse eines Fords.

Inzwischen kam Verstärkung für uns. Einige der G-men, die sich rund um das Blue Light postiert hatten, halfen uns jetzt. Sie verschanzten sich in der Umgebung erwiderten das Feuer unserer Gegner.

Polizeisirenen waren hinter den nächsten Häuserblocks zu hören und übertönten den üblichen Straßenlärm. Wir bekamen offenbar Unterstützung von der City Police.

Ich krabbelte auf der anderen Seite unter dem Ford hervor und sah gerade noch, wie Joe Donato wieder im Inneren des Blue Light verschwand. Ich tauchte hinter der Motorhaube des Fords hervor und richtete die Waffe in seine Richtung.

"Stehenbleiben, Donato!", rief ich.

Denn, wenn er ins Innere des Blue Lights zurückkehrte bedeutete das womöglich eine Katastrophe.

Ein ungezielter Schuss in meine Richtung war die Antwort. Ich feuerte ihm einen Warnschuss dicht neben die Füße, aber das beeindruckte ihn nicht.

Er dachte gar nicht daran, sich zu ergeben und stürzte hinein.

Lew stand derweil einige Meter von mir entfernt hinter dem Lieferwagen in Deckung.

Die blindwütigen MPi-Schützen aus der Limousine ballerten immer noch wie wild herum. Die Scheiben des Lieferwagens gingen zu Bruch. Die Reifen verloren mit einem Zischen die Luft, als der Bleihagel sie binnen Augenblicken perforierte. Der Wagen sackte auf die Felgen.

Wir G-men feuerten zurück.

Eines der Motorräder erwischte es. Der Tank ging in hellen Flammen auf und detonierte mit einem zischenden Geräusch. Der Fahrer sprang gerade noch rechtzeitig ab, während das Motorrad noch einige Meter brennend über den Asphalt rutschte. Der Fahrer hielt eine Uzi in der Linken, mit der er unentwegt feuerte. Er rollte sich mit großem Geschick auf dem Boden ab, ehe er dann verzweifelt durch den Kugelhagel seiner eigenen Leute lief, um Deckung zu finden.

Der dunkle Helm mit dem heruntergelassenen Visier ließ ihn beinahe wie eine groteske Comic-Gestalt erscheinen. Ein Treffer erwischte ihn bei der Schulter und ließ ihn laut aufschreien.

Einer seiner Komplizen nahm ihn hinten auf die Maschine und brauste davon.

Die Limousine schien mit Panzerplatten ausgestattet zu sein. Jedenfalls prallten die meisten Geschosse einfach ab. Der Wagen setzte zurück und drehte mit quietschenden Reifen. Dann trat der Fahrer Vollgas, während aus den Fenstern noch immer gefeuert wurde.

Mit atemberaubendem Tempo raste die Limousine die schmale Straße entlang, als von vorn die grellen Blinklichter der Einsatzfahrzeuge auftauchten, die die City Police geschickt hatte. Die Polizeiwagen stoppten. Die Beamten sprangen heraus und richteten die Läufe der Waffen auf die Fliehenden. Die Limousine bremste mit einem schrillen Quietschen. Das Spiel war aus für die Flüchtenden.

Ich kam aus der Deckung heraus und lud die P 226 mit geübten, beinahe automatischen Handgriffen nach. Es ging sehr schnell. Ich sah Fred Ansara auf mich zukommen.

"Ist der Vordereingang immer noch gesichert?", fragte ich.

"Klar, Murray, aber..."

"Er darf aus dem Blue Light nicht mehr herauskommen!"

"Was hast du vor?"

"Ich hol ihn mir!"

Ich beobachtete, wie die Beamten der City Police die Motorradfahrer und die Insassen der Limousine festnahmen. Fred Ansara hielt mich am Arm.

"Das gibt eine Katastrophe, Murray. Weißt du, wie viele Leute da jetzt im Blue Light sind?"

"Die Katastrophe kann mit jedem Augenblick, in dem der Kerl da drinnen frei herumläuft schlimmer werden. Weißt, was ihm als nächstes einfällt? Er wird merken, das das Blue Light eingekreist ist. Und wenn er dann auf die Idee kommt, Geiseln zu nehmen..."

Ich ließ Fred stehen.

Mit schnellen Schritten lief ich zum Hintereingang. Lew war mir dicht auf den Fersen.

Ich öffnete die Tür. Wir stürmten mit gezogener Pistole hinein und sicherten uns abwechselnd. Ein langer Flur lag vor uns.

Ein paar Türen führten nach rechts und links. Vielleicht Lagerräume.

Wir überprüften sie. Sie waren alle verschlossen. Dort konnte Killer-Joe also nicht verschwunden sein.

"Was würdest du tun, wenn du an seiner Stelle wärst?", fragte ich Lew.

Lew zuckte die Achseln.

"Schauen, ob der Haupteingang belagert wird..."

"Nehmen wir an, das hat er schon gemacht und festgestellt, in was für einem Mauseloch er sitzt..."

Wir schauten uns kurz an.

In dieser Sekunde hatten wir denselben Gedanken. Er würde dort hingehen, wo er sich die größte Sicherheit versprach. Unter Menschen...

Wir spurteten und erreichten das Ende des Flurs. Eine Tür führte in die laserlichtdurchflutete Tanzarena des Blue Light. Das dauernde Geflimmer sorgte dafür, dass man sich sehr konzentrieren musste, um von den Gesichtern der Tänzer etwas zu sehen. Selbstvergessen zuckten verschwitzte Körper zu den donnernden Rhythmen, die den Boden vibrieren ließen. Ein sanfter Druck in der Magengegend entstand durch die dröhnenden Bässe.

Nur ab und zu nahm jemand Notiz von uns oder der Tatsache, dass wir Waffen in den Händen hielten.

Vielleicht hielt der eine oder andere Blue Light-Besucher das für eine besonders abgedrehte Verkleidung oder eine Showeinlage, die dem zahlenden Gast hier den letzten Kick geben sollte, wenn ihm die Ecstasy-Drops ausgegangen waren. Die stieren Blicke, die sich auf uns richteten, mehrten sich. Wir bahnten uns unseren Weg durch die Menge. Wenig später hatten wir die kleine Bühne erreicht, auf der ein glatzköpfiger, spitzbärtiger DJ an seinen Apparaten herumhantierte. Ich kletterte zu ihm hinauf. Er fand das nicht besonders witzig. Erst nickte er noch im Takt der Musik, dann öffnete sich sein Mund und er schrie mir irgendetwas zu. Ich konnte ihn nicht verstehen.

Dazu waren wir beide einfach zu dicht an den gigantischen Lautsprechern, die die Musik in quadrophonischer Qualität ins Innere des Blue Light powerten.

Ich hielt ihm meinen FBI-Dienstausweis entgegen. Sein Gesicht veränderte sich.

Er zuckte die Schultern und wandte sich wieder seinen Geräten zu. Ich ließ den Blick schweifen, denn von hier oben hatte man einen fantastischen Überblick über das Blue Light. Quer durch die Arena konnte man blicken, bis zum Haupteingang auf der anderen Seite dieses Vergnügungstempels. Dort sah ich Belmonte und Errenkoah herumpatrouillieren. An ihnen konnte keiner vorbei. Zumindest niemand mit den Gesichtszügen von Joe Donato.

Die beiden ließen ebenfalls den Blick über die Hundertschaften von Köpfen schweifen. Irgendwo dazwischen musste sich Joe Donato befinden...

Vorausgesetzt, er hatte sich nicht im Obergeschoss verkrochen, wo sich das Restaurant befand. Aber das wäre sehr unklug gewesen. Ein Restaurant war meistens ziemlich übersichtlich, im Gegensatz zu dem Chaos, was hier in der Arena herrschte.

Belmonte entdeckte mich.

Er zuckte die Schultern.

Das bedeutete nicht mehr und nicht weniger als komplette Ratlosigkeit.

Und dann entdeckte ich ihn.

Killer-Joe.

Einer der rotierenden Scheinwerfer beleuchtete für einen Sekundenbruchteil sein Gesicht so hell, dass es deutlich zu erkennen war. Er blickte sich unruhig um. Rücksichtslos stürzte er vorwärts und drängte jeden zur Seite, der sich ihm in den Weg stellte.

Ich fragte mich, wo sein Ziel lag...

Er hielt auf eine der Bars zu.

Links davon waren einige Separees. Und eine Tür, die aus der Arena herausführte. Vielleicht ein Notausgang oder etwas Ähnliches. Aber raus aus dem Blue Light konnte Jim nicht. Unter keinen Umständen. Jetzt, wo alles zusätzlich noch durch Einheiten der City Police abgeriegelt war, standen seine Chancen bei null, diesem Ring zu entkommen. Einem Ring, der sich wie eine Schlinge immer enger um seinen Hals zog. Ich stieg von der Bühne des DJs herunter und wandte mich an Lew. Es war sinnlos, sich verständigen zu wollen. Ich machte ihm mit ein paar Gesten klar, was los war.

Er folgte mir. Wir drängten uns durch die Menge. Ein paar der Blue Light-Gäste reagierten ziemlich empört. Aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen. Wir schoben die wild gestikulierenden Männer und Frauen einfach zur Seite. Dass wir nicht verstehen konnten, was sie uns entgegenbrüllten, war sicher besser so.

Aber ärgerliche verständnislose Blicke ließen sich ertragen. Vielleicht wären wir schneller vorangekommen, wenn wir mit unseren Ausweisen gewinkt hätten.

Aber möglicherweise hätte ein solches Auftreten auch Panik ausgelöst. Vor allem deshalb, weil ein großer Teil der Gäste mit Sicherheit irgendwelche unerlaubten Mittel genommen hatte, um die Stimmung zu heben.

Aber deswegen waren wir nicht hier.

Wir wollten Joe Donato.

Den Anführer der KILLER ANGELS.

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

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