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Laserlicht flimmerte durch das Blue Light, einen ultramodernen Vergnügungstempel der Extraklasse. Den Großteil machte eine Nobeldisco aus, aber es gab auch separierte Bars und im Obergeschoss ein Restaurant, das rundum die Uhr eine Art Ethno-Fast-Food anbot.

Der Laden lag im Trend.

Jedenfalls war Arkiz sehr zufrieden damit, wie es hier lief.

Zusammen mit Jack Garcia drängte er sich durch die Menge. Zwei weitere Leibwächter folgten ihm unauffällig. Die Musik dröhnte. Im Laserlicht bewegten sich zuckende Körper zu stampfenden Rhythmen.

Mit Joe Donato hatte er sich in einer der Bars verabredet. Aber Killer-Joe war nicht da.

Und das ärgerte Arkiz maßlos. Er hasste Unpünktlichkeit und sah darin bei Untergebenen immer ein Zeichen von Auflehnung.

"Vielleicht ist er aufgehalten worden", meinte Jack Garcia. Er drehte sich herum und überprüfte dabei den Sitz der Pistole unter seiner Achsel. Wenn es sein musste, konnte er sie blitzschnell herausreißen und punktgenau treffen. Garcia war ein hervorragender Schütze.

Ein kleiner dicker Mann namens Cardoso hatte das vor kurzem zu spüren bekommen.

Garcia nahm kurz Blickkontakt mit den anderen Leibwächtern auf. Es schien alles in Ordnung.

Arkiz ließ sich an der Bar einen Drink geben. Er tikerte nervös mit den Fingern auf dem Tresen herum. Wegen der Musik ging das niemandem auf die Nerven.

"Da kommt er", raunte Garcia.

Er deutete auf einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann in einem Maßanzug. Killer-Joe wirkte völlig verändert. Keiner der auf ihn eingeschworenen Kids aus der South Bronx hätte ihn auf den ersten Blick wiedererkannt.

"Er kommt allein", meinte Arkiz etwas verwundert.

"Das glaube ich nicht", sagte Garcia mit warnendem Unterton. "Es sind bestimmt Leute von ihm hier. Darauf können Sie wetten, Mr. Arkiz."

Joe Donato trug den Anzug wie eine Verkleidung. Er sah sich nervös um, blickte einer blonden, kurvenreichen Schönheit hinterher, deren Kleid ihre Reize mehr enthüllte, als verbarg und wandte sich dann der Bar zu. Erst tat er so, als hätte er Arkiz nicht gesehen.

Dann wandte er sich zu dem großen Boss herum.

"Hallo, Juan", meinte er.

"Ich wüsste nicht, dass ich Ihnen erlaubt habe, mich so zu nennen", erwiderte Arkiz etwas irritiert.

Joe grinste.

"Kommen Sie, wir kennen uns jetzt so gut... Wir sind praktisch Partner?"

"Partner?" Arkiz verzog amüsiert das Gesicht. "Sie überschätzen sich, Joe." Er lachte heiser. "Schon damals, als ich Sie bei mir einstellte, hatten Sie immer etwas Größenwahnsinniges an sich..."

"Was Sie nicht sagen."

"Kommen Sie, Joe. Vertun wir nicht unsere Zeit. Wir haben ein paar Dinge zu besprechen."

"Allerdings!"

"Gehen wir in das Separee dort hinten!"

"Wenn ich vorher einen Drink bekomme!"

"Daran soll es nicht scheitern, Joe!" Die beiden Männer blickten sich an. Es war ein stummes Duell. Sie schätzten sich gegenseitig ab.

Ich werde auf dich aufpassen müssen, ging es Arkiz durch den Kopf. Gerade jetzt konnte er Aufmüpfigkeit nicht gebrauchen.

Nachdem Joe seinen Drink bekommen hatte und ein riesiges Glas mit langem Stil und einer knallgrünen Flüssigkeit darin in der Rechten trug, gingen sie zum Separee.

Sie ließen sich in den ultramodernen, schalenförmigen Sitzmöbeln nieder.

"Es geht um folgendes", sagte Arkiz. "Erstens sollten Sie nie wieder einen Boten zu mir in die Villa schicken!"

"Was sollte ich sonst machen! Es gibt Probleme und..." Arkiz unterbrach Joe abrupt.

Einwände interessierten ihn nicht. Ihm stand selbst das Wasser bis zum Hals. Der Mord an Cardoso würde ihm ein wenig Zeit geben, um zu erreichen, was er erreichen wollte. Aber bestimmt keine Ewigkeit.

"Montgomery Carsons Leute müssen jetzt mit einem Schlag vertrieben werden. Versuchen Sie so viele wie möglich von denen zu überreden, bei uns mitzumachen. Für den Rest gibt es keine Existenzberechtigung mehr in der Bronx..."

"Ich würde das Gegenteil vorschlagen", erklärte Joe. "Unsere Expansion war vielleicht in letzter Zeit etwas zu aggressiv. Zu viele sind auf uns aufmerksam geworden. Das FBI sitzt uns auf den Fersen. Um ein Haar hätten die unser Hauptquartier hops gehen lassen..."

"Was?"

Arkiz konnte die Überraschung nicht verbergen.

Joe beugte sich vor.

"Das FBI hat einen unserer Leute in Gewahrsam. Der muss gesungen haben wie ein Vogel... Schade. War ein Junge, mit dem ich große Pläne hatte. Vielleicht habe ich ihn überschätzt..."

"An andere Quellen hast du wohl nicht gedacht, was?"

"Wovon sprechen Sie?"

Arkiz hob die Hände. "Informanten, Verräter... Was weiß ich!"

Jetzt wurde Joe ärgerlich.

"Ich halte mein Gebiet sauber!", behauptete er. "Mit eisernem Besen! Wenn Sie mir nicht vertrauen..."

"Nein, nein... Aber was ich eben sagte, ist sehr wichtig. Wir müssen Montgomery Carson und seinen Clan jetzt zerstören..."

"Wieso die Eile?" Joe Donato lehnte sich zurück. "Wieso ausgerechnet jetzt und weshalb die Hektik? Warten wir doch alles in Ruhe ab, bis diese Wichtigtuer vom FBI wieder richtige Arbeit bekommen. Irgendwelche Staatsgäste schützen oder so. Es wird schon Gras über alles wachsen und dann können wir weitermachen."

"Geht leider nicht", sagte Arkiz.

"Weshalb nicht?"

"Das kann ich Ihnen nicht erklären, Joe. Aber ich sage Ihnen soviel: In ein paar Tagen werden sich unser beider Träume vielleicht schon nicht mehr verwirklichen lassen." Joe kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Sein Zeigefinger fuhr hoch wie die Klinge eines Klappmessers.

"Hören Sie zu, ich war im Gegensatz zu Ihnen schonmal im Gefängnis. Und ich habe keine Lust, noch einmal dorthin zu gelangen!"

"Das gilt für jeden von uns", sagte Arkiz ruhig. Joe erwiderte ruhig den Blick des Drogenbarons. "Ich werde kein Risiko eingehen, Mr. Arkiz!"

"Sie werden tun, was ich sage, Joe!"

"Ach, und wie wollen Sie mich zwingen?"

"Wer bezahlt denn eure teuren Hobbies! Wer ist euer finanzielles Rückgrat? Wer sorgt dafür, dass der Stoff ungehindert fließt? Ohne mich sind Sie nichts, Joe. Nicht einmal ein Stück Dreck. Wenn es mich nicht gäbe, wären Sie ein Niemand."

"Vielleicht war das mal so, Mr. Arkiz. Aber die Zeiten haben sich geändert..."

Arkiz war außer sich vor Wut. Er beugte sich vor und packte Joe Donato beim Kragen. Dieser miese Emporkömmling, den er selbst auch noch großgemacht hatte! Arkiz bleckte die Zähne wie ein Raubtier.

"Hör zu, du Ratte!", knurrte er. "In dem Spiel, das jetzt beginnt, gibt es genau zwei Rollen, die du übernehmen kannst! Henker oder Delinquent! Was gefällt dir besser? Es liegt ganz bei dir..."

Joe Donatos Gesicht erstarrte.

Dieser Mann steht am Rande eines Abgrunds, ging es Joe durch den Kopf. Das bedeutete aber auch, dass Arkiz in dieser Lage zu allem bereit war. Unüberlegte Schritte eingeschlossen. Joe analysierte das ganz kühl und fragte sich, wie er jetzt reagieren sollte.

Offener Widerstand gegen Arkiz kam nicht in Frage. Dazu war der große Boss einfach noch zu groß.

"Hören Sie zu, Joe! Tun Sie einfach, was ich sage. Es ist das Beste für uns alle. In die schwierige Situation, in der Sie sich befinden, haben Sie sich selbst hineinmanövriert."

"Ach, ja?"

"Durch diese verdammten Mutproben. Und dann noch zweimal hintereinander am Lincoln-Tunnel." Arkiz griff nach seinem Zigarillo-Etui. "So etwas zieht immer einen Aufschrei der Empörung in der Öffentlichkeit nach sich. Und dann erwachen die Cops aus ihrem Winterschlaf..." Er lachte hässlich.

"Selber Schuld, Joe! Aber als Profi wirst du mit der Situation klarkommen." Arkiz zündete sich den Zigarillo an und blies Joe den Rauch ins Gesicht. "Ich will, dass die Bronx uns gehört! Wir haben unser Ziel fast erreicht... Ein paar Meter vor dem Ziel werden Sie doch nicht aufgeben wollen..."

"Und wenn doch?"

"Glauben Sie mir, Joe: Ich bin ein schlimmerer Feind als das FBI!"

Arkiz fixierte Joe mit einem durchdringenden Blick. Joe erwiderte ihn.

Eine ganze Weile sahen sie sich schweigend an.

Dann sagte Killer-Joe schließlich: "Sie sind der Boss, Mr. Arkiz!"

Arkiz machte Ringe mit dem Rauch seines Zigarillos. Er grinste breit. "Diesen Satz höre ich immer wieder gerne, Joe! Immer wieder..."

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

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