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Zehn Minuten später betrat Juan Arkiz im grauen Zweireiher das weitläufige, ausschließlich in den Farben schwarz und weiß gehaltene Empfangszimmer, in dem er Cardoso hatte warten lassen.

Arkiz kam nicht allein.

Ein großgewachsener Mann mit kantigem Gesicht begleitete ihn. Jack Garcia, sein Vertrauter und Leibwächter. Einer der ganz wenigen Menschen, denen er wirklich über den Weg traute. Cardoso war ein kleiner dicklicher Mann mit listigen Augen. Er hielt eine Aktentasche in der Hand.

Als er Arkiz sah, erhob er sich aus dem schwarzen Ledersessel, in dem er platzgenommen hatte und reichte dem Drogenbaron die Hand.

"Seien Sie gegrüßt, Mr. Arkiz."

Allan Cardoso sprach Englisch. Sein Spanisch war ziemlich 'eingerostet', wie er immer zu sagen pflegte. Schließlich waren bereits seine Eltern in den USA geboren und die wenigen Brocken, die er in seiner Kindheit im Barrio mitgekriegt hatte, reichten für komplizierte Verhandlungen nicht aus.

"Guten Tag, Allan. Behalten Sie platz!" Arkiz musterte sein Gegenüber aufmerksam.

Er setzte sich Cardoso gegenüber. Jack Garcia wandte sich seitwärts, ging bis zum Fenster und lehnte sich gegen die Wand. Er verschränkte die Arme so vor der Brust, dass die Waffe im Schulterholster sich deutlich aus dem enggeschnittenen 500-Dollar-Jackett herausbeulte.

"Einen Drink, Allan?"

"Nein, danke. Sie wissen, mein Magen verträgt nichts mehr..."

"Ah, ja, ich erinnere mich."

"Ich will es kurz machen, Mr. Arkiz. Ich komme gerade aus Bogata... Einige Leute dort, mit denen Sie geschäftlich eng zusammenarbeiten, sind sehr beunruhigt..."

"Beunruhigt?"

Arkiz versuchte, entspannt zu wirken. Er lehnte sich zurück, fingerte ein silbernes Etui aus der Jackettinnentasche heraus und entnahm dem Etui einen schlanken Zigarillo.

Cardosos Knopfaugen fixierten Arkiz mit einem durchdringenden Blick.

"Es geht um Ihren Krieg, den Sie in der Bronx inszenieren..."

Arkiz blieb äußerlich ruhig, zündete sich den Zigarillo an, blies den Rauch hinaus und versuchte Ringe damit zu formen. Aber innerlich kochte er.

"Von welchem Krieg reden Sie?", fragte er.

"Sie brauchen mir gegenüber nicht den Ahnungslosen zu spielen, Mr. Arkiz.

"Glauben Sie..."

"Was ich glaube, spielt überhaupt keine Rolle. Die Leute, in deren Auftrag ich unterwegs bin, sind auch nicht daran interessiert, Ihnen in die Suppe zu spucken. Sie wissen die langjährige, gute Zusammenarbeit zu schätzen."

"Das freut mich zu hören..."

"Es täte ihnen leid, sich andre Partner suchen zu müssen." Arkiz schnellte hervor. Sein Gesicht wurde dunkelrot.

"Soll das etwa eine Drohung sein?"

Die Kontrolle behalten, ging es ihm derweil durch den Kopf. Er versuchte ruhig zu atmen. Einmal musste dies ja eintreten... Arkiz fluchte innerlich.

"Ich will Ihnen keineswegs drohen", sagte Cardoso.

"Ach, und wie soll ich das dann verstehen?" Cardosos Gesicht blieb völlig regungslos. Er wirkte kalt wie ein Fisch.

"Die Leute, für die ich tätig bin, sind an einem ruhigen Markt interessiert. Das, was Sie da veranstalten wird eine Gegenreaktion der Behörden provozieren."

"Scheint, als wüssten die Herren in Bogota genau Bescheid... Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun?"

"Legen Sie ihre Kampfhunde aus der Bronx an die Kette und setzen Sie sich mit Montgomery Carson an einen Tisch."

"Dem Jamaicaner?"

"Ja."

"Hören Sie..."

"Ich weiß, dass Sie Carsons Dealer schon fast komplett aus der Bronx hinausgeworfen haben, aber es glaubt in Bogota niemand, dass Sie in Kürze in der Lage wären, alle Geschäfte der Jamaicaner zu übernehmen. Das bedeutet, dass sich der Krieg endlos fortsetzt und am Ende leiden alle darunter." Arkiz überlegte. Seine Lieferanten lieferten auch an die Jamaicaner, davon konnte er ausgehen. Natürlich war die Position der Lieferanten besser, wenn nicht einer der Importeure zu mächtig wurde und einen zu großen Anteil am Markt beherrschte.

Aber Arkiz war nicht gewillt, sich denen in Bogata zu beugen. In seinem Gehirn arbeitete es. Arkiz hatte große Pläne. Pläne, von denen er keine Abstriche machen wollte. Angriff ist die beste Verteidigung, dachte er.

"Ich fliege heute Abend zurück nach Bogota", sagte Allan Cardoso. "Was soll ich meinen Auftraggebern sagen?" Arkiz atmete tief durch.

Sein Lächeln wirkte gequält.

"Nun, die Wünsche guter Geschäftspartner sind mir fast schon Befehl..."

"Freut mich, das zu hören. Es hätte mir leid getan, wenn eine lange, erfolgreiche Zusammenarbeit ein abruptes Ende gefunden hätte..."

"Daran hätte ich nicht einen Moment gedacht."

"Gut", sagte Cardoso und erhob sich. "Ich hoffe nur, dass Sie Ihre Leute in der Bronx auch unter Kontrolle haben."

"Natürlich..."

"Auf Wiedersehen, Mr. Arkiz."

"Auf Wiedersehen, Allan."

Die Hand, die Arkiz seinem Gegenüber reichte, war eiskalt. Der kleine, dicke Mann wandte sich zur Tür. Nachdem er hinausgegangen war, wandte sich Arkiz an Jack Garcia.

"Ich habe einen Auftrag für dich, Garcia!" Garcia näherte sich und überprüfte den Sitz der Waffe im Schulterholster.

"Worum geht es, Boss?"

"Leg den kleinen Dicken um."

Jack Garcia runzelte die Stirn. Er glaubte sich verhört zu haben.

Arkiz grinste überlegen.

"Beeil dich. Er darf nie in Bogota ankommen!"

"Die werden einen anderen schicken!"

"Natürlich. Aber dadurch gewinnen wir ein paar Tage. Ein paar Tage. Vielleicht Zeit genug, um der ganzen Sache eine Wende zu geben. Sorg dafür, dass man Cardosos Leiche nicht findet oder wenigstens nicht identifizieren kann..."

"Ich schlage vor, wir schieben die Sache den Jamaicanern in die Schuhe."

"Auch gut."

Garcia nickte und verließ den Raum.

Bis Cardosos Nachfolger hier in New York eingetroffen war, würde die Forderung aus Bogota, sich mit Montgomery Carson an einen Tisch zu setzen, gegenstandslos geworden sein. Bis dahin würde es den Jamaicaner nicht mehr geben.

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

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