Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 32
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ОглавлениеEs war schon sehr spät, als wir in Mr. Lees Besprechungszimmer saßen. Draußen war es längst dunkel und durch das Fenster hatte man einen Blick auf das Lichtermeer der Stadt, die niemals schläft.
Belmonte und Errenkoah waren ebenfalls jetzt erst vor kurzem ins District-Hauptquartier an der Federeal Plaza zurückgekehrt.
Fred Ansara saß in sich zusammengesunken in einem der schlichten Ledersessel, die in Mr. Lees Büro standen. Er nippte an seinem Kaffeebecher. Eileen war natürlich um diese Zeit längst zu Hause und so hatte das Gebräu nicht das besondere Aroma, mit dem wir ansonsten an diesem Ort verwöhnt wurden. Für Sekretärinnen hatten die Gewerkschaften geregelte Arbeitszeiten durchgesetzt zumindest im Staatsdienst. Für Special Agents des FBI sah das manchmal anders aus. Schließlich richteten sich unsere Gegner nicht nach Bürozeiten.
Mr. Lee machte ein sehr ernstes Gesicht. Seitdem seine ganze Familie durch Gangster ums Leben gekommen war, hatte er sein gesamtes Leben dem Kampf gegen das Verbrechen gewidmet. So etwas wie ein Privatleben gab es für ihn kaum noch. Und so war es in seinem Fall auch nichts Außergewöhnliches, ihn um diese Zeit noch hier in seinem Büro anzutreffen.
"Zwei tote FBI-Beamte", murmelte er düster und seine Stirn umwölkte sich. Es kam leider immer wieder vor, dass Kollegen im Kampf gegen das Verbrechen ums Leben kamen. Mr. Lee hatte in all den Jahren, die er seinen Posten schon bekleidete, gelernt, so etwas einigermaßen wegzustecken.
Daran gewöhnen würde sich wohl niemand von uns. Mochte man auch noch so viele Dienstjahre auf dem Buckel haben. Lew meldete sich zu Wort.
"Die haben uns eine regelrechte Falle gestellt", erklärte er. "Ihr Hauptquartier haben sie zu einer Bombe gemacht."
"Haben sie irgendwelche Spuren hinterlassen, die uns weiterbringen könnten?", fragte Mr. Lee. Bei allen verständlichen Gefühlen - die Arbeit musste weitergehen. Das war Mr. Lees Einstellung.
"Morgen schaut nochmal ein Team der Spurensicherung vorbei, aber ich denke sie waren ziemlich gründlich. Auf Fingerabdrücke oder dergleichen dürfen wir nach den Explosionen und Bränden wohl kaum noch hoffen..."
"Ich denke, Joe Donato wird in der nächsten Zeit vorsichtiger sein", vermutete ich. "Schließlich wissen die KILLER ANGELS jetzt, wie dicht wir ihnen auf den Fersen waren. Befragungen von Anwohnern lassen vermuten, dass ihr Aufbruch erst etwa eine Stunde zurücklag."
"Wo könnten sie jetzt sein?", fragte Mr. Lee.
"Vielleicht weiß unser Freund Marias etwas..."
"Oder er hat euch von Anfang an gelinkt und wollte nur ein paar G-men ins Verderben führen", vermutete Belmonte.
"Das glaube ich nicht", sagte ich.
"Hast du eine Garantie dafür Murray? Einen Beweis?" Ich zuckte die Achseln.
"Instinkt", sagte ich.
"Der kann einen täuschen", erwiderte Steven Belmonte.
"Das können auch Indizien. Vielleicht irre ich mich, aber auf mich wirkte Marias sehr überzeugend."
Mr. Lee bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick. Er enthielt sich jeglichen Kommentars. Stattdessen wandte er sich an Belmonte und Errenkoah.
"Was haben Ihre Ermittlungen über Arkiz ergeben?"
"Man redet eine ganze Menge in seinem Dunstkreis. Eine Reihe von Gerüchten kursieren", erklärte Belmonte. Mr. Lee hob die Augenbrauen.
"Ist er der Mann, der hinter den KILLER ANGELS steht?"
"Der Verdacht erhärtet sich, wenn Sie mich fragen."
"Haben Sie irgendeine Ahnung, was eigentlich dahintersteckt?"
"Angeblich eine Fehde mit Montgomery Carson, der als Anführer eines Clans von Jamaicanern gilt, die sich seit einiger Zeit im Bereich Drogen, Prostitution und Glücksspiel breitgemacht haben..."
"Gegen den läuft doch gerade ein Prozess", warf ich ein.
"Oder irre ich mich da, Steven?"
"Nein, du irrst dich nicht, Murray. Morgen wird das Urteil verkündet, wahrscheinlich wird es wieder auf einen Freispruch hinauslaufen - so wie bei dem letzten Dutzend Prozessen, mit denen sich ein junger Staatsanwalt seine Sporen verdienen wollte, sich bislang aber nur eine blutige Nase geholt hat. Es ist wie so oft: Man kommt an den Kerl einfach nicht heran, weil kleine Fische für den großen Hai die Flossen hinhalten müssen."
Errenkoah ergänzte: "Carsons kleine Fische sind unter anderem Dealer in der South Bronx - und die werden von den KILLER ANGELS gerade in den Hudson getrieben." Errenkoah wies dann auf die Fotos, die vor ihm auf dem Tisch lagen. "Arkiz wird rund um die Uhr überwacht. Wir registrieren genau, wer bei ihm ein oder ausgeht. Ein paar Bekannte haben wir schon gefunden. Da ist zum Beispiel ein gewisser Allan Cardoso, angeblich Import/Export-Kaufmann. Er kam mit dem Flieger heute aus Bogota. Natürlich ist er kein Drogenkurier, so unvorsichtig wäre Arkiz nicht. Cardoso ist unseren Archivdaten nach jemand, der eine ganz besondere Ware schmuggelt."
"Welche?", fragte Mr. Lee.
"Informationen und Botschaften. Wenn er auftaucht, dann liegt etwas im Busch..."
"Eine Order von ganz, ganz oben?", erkundigte ich mich. Errenkoah nickte.
"Das ist anzunehmen."
"Könnte man nicht eine Genehmigung bekommen, diesen Kerl abzuhören?", fragte Fred Ansara.
"Eine richterliche Genehmigung wäre in dem Fall kein Problem. Aber seine Villa ist eine der bestgesichertsten Festungen der Stadt. Da müsste man erst einmal hineinkommen. Und was Richtmikrofone und ähnliches angeht, hat sich Arkiz einige technische Gimmicks einbauen lassen, um einen solchen Einsatz zu verhindern."
"Vor drei Jahren hat die DEA so etwas schon mal bei ihm versucht", ergänzte Steven Belmonte. "Ohne Erfolg." Errenkoah deutete auf ein anderes Foto. Es zeigte einen noch sehr jung wirkenden Mann. Ein richtiges Milchgesicht. Ziemlich schmächtig wirkte er.
"Er ist älter als er aussieht", sagte Errenkoah. "Es handelt sich um Tim Varranos, dreiundzwanzig Jahre alt, fährt eine Harley, bei der sich kein Mensch erklären kann, wie er sie sich ohne Job leisten konnte. Einer unserer Leute ist ihm bis und die 150. Straße gefolgt und hat ihn dort verloren." Terry zuckte die Achseln. "Kunststück. Mit seinem Feuerstuhl konnte er natürlich ein paar Abkürzungen nehmen."
"Ein KILLER ANGEL?", fragte Mr. Lee. Errenkoah nickte.
"Ich würde darauf wetten, dass Varranos eine Art von Verbindungsmann zwischen Joe Donato und Arkiz ist. An Zufälle glaube ich jedenfalls nicht, was sein Auftauchen vor Arkiz' Villa angeht."
"Er ist übrigens heute Abend auch unterwegs", ergänzte Belmonte. "Agent Borell beschattet ihn. Zur Zeit ist Arkiz im Blue Light, einem Laden, der ihm selbst gehört - auch wenn er das geschickt zu verschleiern versucht." Belmonte grinste. "Vielleicht kann er das Finanzamt täuschen - aber nicht den FBI."
"Wollen wir hoffen, dass Sie recht behalten, Steven", sagte Mr. Lee skeptisch. Und er hatte allen Grund für seine Haltung. Schließlich hatte es Arkiz ja bislang geschafft, durch die Maschen aller Netze hindurchzuschlüpfen, mit denen man versucht hatte, ihn einzufangen.
Ich wandte mich an Agent Ansara.
"Hast du etwas über diesen BMW-Fahrer herausgefunden?" Freds Augen blitzten angriffslustig. "Wahrscheinlich tut es dir leid, dass du nicht auf diese Spur angesetzt wurdest!"
"Ich glaube einfach, dass was dran sein könnte, auch wenn alle mich für verrückt halten! Jedenfalls schwört Alberto Marias Stein und Bein, dass der letzte Lincoln-Tunnel Anschlag nicht auf das Konto der KILLER ANGELS geht!" Fred Ansara lehnte sich zurück. Er leerte seinen Kaffeebecher und erklärte dann: "Ich habe versucht, Slaters Lebensgefährtin aufzutreiben. Sie scheint verschwunden zu sein. Und in seine Wohnung wurde letzte Nacht eingebrochen. Jemand hat buchstäblich das unterste zu oberst gekehrt. Ob irgendetwas fehlt oder was vielleicht gesucht wurde, kann niemand sagen, außer seiner Lebensgefährtin, einer gewissen Jennifer McLure. Fahndung ist eingeleitet. Schließlich kann man ein Verbrechen nicht ausschließen... Vielleicht wissen wir morgen mehr, wenn die ersten Erkenntnisse des Erkennungsdienstes auf dem Tisch liegen."
"Ein gewöhnlicher Einbruch?", fragte Mr. Lee.
"Nein, das kann man schon ausschließen", erklärte Fred. "Wertsachen wurden nicht angerührt."