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"Ich bin ein unbescholtener Bürger!", ereiferte sich Juan Arkiz, als Lew und ich das Separee betraten, in dem der große Boss wütend auf den Tisch schlug.

Sein Gorilla saß wie versteinert und sichtlich eingeschüchtert neben ihm.

Belmonte hatte den beiden ein paar unangenehme Fragen gestellt.

Arkiz sah mit einem giftigen Blick in meine Richtung.

"Wer sind Sie? Haben Sie hier was zu sagen?"

"Mein Name ist Agent Abdul", sagte ich.

"Verdammt nochmal, warum werde ich hier festgehalten? Ist es für euch FBI-Leute schon eine strafbare Handlung, einen Drink einzunehmen? Unglaublich..."

Belmonte wandte sich genervt ab. Allem Anschein nach hatte er sich an Arkiz bereits die Zähne ausgebissen. Arkiz war steinhart. Wie aus Granit. Und vor allem war ihm - wie immer - kaum etwas nachzuweisen. Mehr als Indizien konnte man gegen ihn nicht vorbringen. Und er wusste das. Das machte seine Stärke aus.

Belmontes Gesicht war dunkelrot angelaufen. Er atmete tief durch und nickte mir zu. Er wusste, wann er eine Pause brauchte, um nicht aus dem emotionalen Gleichgewicht zu geraten. Mit einem G-Man, der die Nerven verlor, war niemandem gedient. Auch das gehört zu unserem Job: Realistisch erkennen, wann die eigenen Grenzen erreicht sind. Ich sagte sehr ruhig: "Sie wissen, wen wir gerade verhaftet haben..."

"Ihr Kollege wurde nicht müde, das immer wieder zu erwähnen!", erwiderte Arkiz.

"Ein Mann, den Sie gut kennen..."

"Okay, Donato hat mal für mich gearbeitet. Aber für andere auch. Warum fragen Sie die nicht? Ich habe nichts mit ihm zu tun."

"Er ist zur Zeit Anführer einer Gang mit der netten Bezeichnung KILLER ANGELS..."

"Nie gehört."

"Lesen Sie keine Zeitung, Mr. Arkiz?" Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

"Ich habe es mir abgewöhnt. Stehen nur schlechte Nachrichten drin und in meinem Alter muss man darauf achten, dass die Falten nicht zu tief und zahlreich werden!" Seine provozierende Art konnte einen schon auf die Palme bringen. Ich versuchte, gelassen zu bleiben.

"Diese KILLER ANGELS organisieren für Sie den Crackhandel in der Bronx. Das Pfeifen die Spatzen von den Dächern, Arkiz!"

Er lachte heiser.

"Dann präsentieren Sie diese Spatzen doch bitte vor Gericht, Mr. Abdul - so war doch Ihr Name, oder? Solange Sie nur im Nebel herumstochern und ehrbare Geschäftsleute traktieren..."

"Sie waren hier, um sich mit Donato zu treffen", stellte ich fest.

"Beweisen Sie es!", verlangte er. "Beweisen Sie es oder lassen Sie mich in Ruhe!" Er stand auf und griff nach seinem Zigarillo-Etui. Er nahm sich einen der braunen, schlanken Glimmstängel heraus und steckte ihn sich in den Mund. "Sie gestatten doch..."

"Noch nichts von den neuen Nichtraucher-Schutzgesetzen gehört?", knurrte Belmonte.

"Habe ich nicht gesagt, dass ich keine Zeitung lese?", kam es zwischen Arkiz' Lippen hindurch. Er zündete sich den Zigarillo an und lächelte zynisch, während er versuchte, mit dem Rauch Ringe zu formen.

Er sah mich an.

"Geben Sie es zu, Sie haben nichts gegen mich in der Hand. Zufällig mit einem Kriminellen Gang-Anführer in ein und derselben Discothek zu verkehren, kann ja wohl kein Grund sein, mich hier länger festzuhalten."

Ich wechselte einen Blick mit Lew.

Wir wussten beide, dass dieser Hund recht hatte, auch wenn uns das noch so sehr gegen den Strich ging.

Die ruckartige Handbewegung, die er mit dem Zigarillo zwischen den Fingern ausführte, löschte beinahe das Feuer. Er wandte sich an Belmonte und beugte sich etwas vor.

"Geben Sie Mr. Garcia und mir bitte unsere Papiere zurück..."

Belmonte schob sie ihnen hin.

Garcias Blick hellte sich auf.

In Arkiz' Zügen stand blanker Triumph.

"Also dann!", meinte er selbstbewusst. "Dann werde ich mich mal vom Acker machen..."

Keiner von uns würde ihn daran hindern. Nicht ein einziger Richter in den USA würde uns einen Haftbefehl ausstellen. Arkiz stellte mal wieder sein bemerkenswertes Talent unter Beweis, ungeschoren davonzukommen.

"Einen Moment!", sagte ich, als er das Separee gerade verlassen wollte.

Seine Haltung versteifte sich.

Er drehte sich noch einmal herum und hob die Augenbrauen.

"Was ist los, G-man? Können Sie nicht verlieren."

"Vielleicht."

"Dann sollten Sie Danke sagen für diese Lektion!" Ich warf ihm einen eisigen Blick zu.

"Sagt Ihnen der Name Cal Slater etwas?" Die Frage war einer plötzlichen Eingebung entsprungen. Ich studierte aufmerksam jede Regung, die sich in den folgen Sekunden in Arkiz' Gesicht abspielte. Sein Blick gefror. Er wirkte betont kontrolliert. Er hatte sich verdammt gut unter Kontrolle und vielleicht hätte sogar ein guter Schauspieler aus ihm werden können, wenngleich sein Typ vielleicht ein bisschen aus der Mode war.

Dennoch...

Ich war überzeugt davon, dass die Nennung dieses Namens etwas in ihm ausgelöst hatte. Natürlich war das kein Beweis. Nicht einmal ein Indiz. Es war lediglich das, was mir ein aus Erfahrung gewachsener Instinkt nahelegte.

Er verzog das Gesicht.

"Wer bitte?"

"Cal Slater!", wiederholte ich.

Mein Blick schien ihm unangenehm zu werden, aber er wollte ihm um jeden Preis standhalten.

"Nie gehört, Mr. Abdul!", erklärte Arkiz dann mit einem Schulterzucken. Er hatte viel zu lange gezögert, um noch überzeugend zu wirken. "Wer soll das sein?"

"Nur ein Mann, der gerne BMW fuhr", sagte ich. "Er bekam am Ausgang des Lincoln Tunnels eine Kugel in den Kopf..."

"Waren das nicht diese KILLER ANGELS, von denen Sie glauben, ich hätte etwas mit Ihnen zu tun?"

Ich lächelte dünn.

"Für jemanden, der keine Zeitung liest, sind Sie dann aber doch verdammt gut informiert, Mr. Arkiz!"

Er zog an seinem Zigarillo und blies mir den Rauch ins Gesicht.

"Sie langweilen mich, G-man!"

Damit drehte er sich herum und zog zusammen mit seinem Gorilla davon.

"Ich bin überzeugt davon, dass wir ihn bald wiedersehen werden", meinte Lew indessen. "Aber vermutlich wird er dann einen derartigen Chor von Anwälten bei sich haben, dass von uns keiner auch nur ein Wort dazwischen kriegt!"

"Er muss weiterhin beschattet werden", sagte Belmonte. "Wir dürfen diesen Kerl keinen Augenblick aus den Augen verlieren..."

Lew zuckte die Achseln.

"Wenn er klug ist, wird er den Teufel tun, sich ausgerechnet jetzt eine Blöße zu geben..."

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

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