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"Heh, Donato!", rief ich.

Ich wartete einige Augenblicke. Aber es kam keine Antwort.

"Sind Sie noch da, Donato?"

Keine Antwort.

Eine Reihe von Gedanken wirbelten in dieser Sekunde in mir durcheinander. Ich fragte mich, ob Lew inzwischen etwas erreicht hatte.

"Donato!", rief ich. "Ich bekomme gerade eine Nachricht, was Ihren Wagen betrifft..."

Ich wollte Joe ködern, denn auf einmal sagte mir mein Instinkt, dass irgendetwas nicht stimmte.

Keine Antwort.

Er ist längst weg, dachte ich. Der Gedanke war absurd. Dieser Keller war eine Falle, aus der es kein Entrinnen gab. Rund um das Blue Light standen Cops und warteten nur darauf, Joe Donato in die Finger zu bekommen.

Und doch...

Ich packte die P226 mit beiden Händen.

Obwohl es in dieser Sekunde jedweder logischen Überlegung widersprach, hatte ich auf einmal das Gefühl, dass ich jetzt schnell handeln musste, wenn ich verhindern wollte, dass Killer-Joe mir durch die Lappen ging.

So absurd der Gedanke auch erscheinen mochte.

Ein letztes Mal rief ich Donato.

Keine Erwiderung.

Vorsichtig tastete ich mich vor, bis zu jenem

Treppenabsatz, von dem aus man bereits in den dunklen Kellergang blicken konnte. Ich war gleichsam auf dem Präsentierteller. Ohne Deckung. Ohne meinen Gegner sehen zu können. Jede Sekunde erwartete ich, dass Joe seine Waffe aufblitzen ließ. Mein einziger Trost war, dass er sich bislang als ziemlich lausiger Schütze erwiesen hatte.

Ich tastete mich vorsichtig vorwärts, die P226 mit beiden Händen umfasst. Für den Fall, dass meine Handlungsweise dazu führte, dass der jungen Frau irgendetwas passierte, nahm ich mir vor, die FBI-Marke für immer zurückzugeben.

Ich erreichte den Eingang des Kellergangs.

Man konnte gerade ein paar Meter weit sehen, so dunkel war es hier.

Ich wartete einen Augenblick und lauschte.

Nicht das geringste Geräusch war zu hören.

Er ist nicht mehr hier, ging es mir durch den Kopf. Ich hatte es gewusst. Ich ging in die Dunkelheit hinein. An der Seite sah ich etwas Schwarzes an der Wand. Ich griff mit der Linken danach. Es war das, wofür ich es gehalten hatte: Ein Lichtschalter. Ich betätigte ihn. Flackernd gingen ein paar Neonröhren an, die hier unten normalerweise für Licht sorgten. Eine war defekt, sie sprang nicht an.

Bis zum Ende des Ganges konnte man alles gut überblicken. Von Killer-Joe war nichts zu sehen!

Ich schnellte den Gang entlang.

Am Ende befand sich eine Tür.

Eine feuerfeste Stahltür, wie sie in Heizungskellern üblich ist. Ich drückte die Klinke hinunter und riss sie auf. Ich riss den Lauf der P226 hoch und...

Ich war überrascht über das, was ich sah. Vor mir erstreckte sich ein gemütlich eingerichteter Salon. Mehrere runde Tische befanden sich darin. Die dazugehörigen Stühle waren ledergepolstert. Der Fußboden war mit dunkelgrauem Teppichboden bedeckt. Rechts befand sich eine Bar. Außerdem gab es einen Hinterausgang...

Es war ziemlich eindeutig, was hier im wahrsten Sinne des Wortes gespielt wurde.

Dies war ein illegaler Spielsalon, in dem sich bei Bedarf geschlossene Clubs von Zockern trafen. Wenn es Schwierigkeiten gab, konnte das über eine Gegensprechanlage rasch mitgeteilt werden und der erlauchte Kreis löste sich in Nichts auf. Die Spieler verschwanden über den Fluchtweg. Das war es also, was Joe im Sinn gehabt hatte!

Er hatte gewusst, wie es hier unten aussah. Schließlich hatte er als einer von Arkiz' Leuten angefangen.

Vielleicht hatte er sogar selbst schon hier unten gezockt. Ich stürzte in Richtung des Hinterausgangs. Mochte der Teufel wissen, wohin der hinführte... Ich wollte gerade die Tür aufreißen, da hörte ich einen stöhnenden Laut und erstarrte.

Ich drehte mich in Richtung der Bar um.

Mit wenigen Schritten hatte ich die Theke erreicht. Dahinter lag die Blondine, die Joe als Geisel genommen hatte. Ihre Lage war äußerst unbequem. Joe hatte ihr Arme und Beine auf dem Rücken mit einem Gürtel zusammengeschnürt. Fachmännisch und brutal. Vorher hatte er sie die Nylonstrumpfhose ausziehen lassen und sie damit geknebelt. Hilfesuchend sah sie mich an.

Mit schnellen Handgriffen befreite ich sie von ihren Fesseln.

Sie rang nach Luft.

Und dann deutete sie in Richtung des Hinterausgangs. Ich verstand, auch ohne dass sie dafür etwas zu sagen brauchte. Sie stand noch unter Schock. Ihre großen dunklen Augen waren weit aufgerissen. Die Angst stand ihr noch im Gesicht geschrieben.

"Bleiben Sie hier", sagte ich. "Es wird sich gleich jemand um Sie kümmern..."

"Sind Sie ein Polizist?"

Ihre Stimme klang schwach. Sie war nicht mehr als ein Hauch.

"FBI", sagte ich.

Das schien sie zu beruhigen.

"Es war so schrecklich...", wimmerte sie, während ihr Tränen über das Gesicht rannen.

"Warten Sie hier", wiederholte ich.

Und dann wandte mich der Tür zu. Ich riss sie auf, die Waffe im Anschlag. Ein langer, kalter Gang lag vor mir. Es roch feucht. Ein Keller hinter dem Keller, so schien es. Ich rannte den Gang entlang, nachdem ich Licht gemacht hatte. Drei staubige Glühbirnen waren im Abstand von einigen Dutzend Metern angebracht. Der Gang machte eine Biegung. Und schließlich kam ich an eine Art Loch. Eine schmale Wendeltreppe führte hinab. Die Stufen waren aus Metallrosten und außerdem nicht richtig festgeschraubt. Es schepperte furchtbar, als ich hinunterlief. Der Krach hallte mehrfach wieder. Dieses Getöse musste meinen Gegner eindringlich gewarnt haben, wenn er überhaupt noch hier unten war.

Ich blickte mich um. Die Beleuchtung war spärlich. Der Gang, der sich jetzt vor mir erstreckte, war so niedrig, dass man sich bücken musste. Einige provisorisch wirkende Pfeiler und Stürze hatten offenbar die Aufgabe, diesen eigenartigen Stollen vor dem Einstürzen zu bewahren. Ich vergegenwärtigte mir die Lage des Blue Light. Wenn dieser Gang einen Sinn haben sollte, dann mussten sich der Ausgang an einer Stelle befinden, der nicht mehr im unmittelbaren Umkreis des Blue Light lag.

Während ich in geduckter Haltung den Stollen entlanghetzte, griff ich nach dem Handy. Vielleicht konnte ich unsere Leute erreichen, damit sie entsprechende Vorkehrungen treffen konnten...

Leider hatte ich hier unten keinen Empfang.

Ich unterdrückte einen Fluch und steckte den Apparat wieder ein.

Ich hetzte vorwärts.

Vielleicht kam ich viel zu spät. Aber ich musste es wenigstens versuchen.

Immer weiter vorwärts ging es. Die Beleuchtung wurde immer schlechter und schließlich konnte ich mich beinahe nur noch blind vorwärtsbewegen.

Und dann hörte ich ein Geräusch.

Ein Rauschen.

Wasser!

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

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