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Mattes Huber stand mit seinem kleinen Koffer verloren vor dem Bahnhof der großen Stadt. Der Lärm der Großstadt verwirrte ihn. Er wagte es nicht, seinen Fuß auf die Straße zu setzen.

Ein Polizist hatte den jungen Burschen schon eine ganze Zeit amüsiert beobachtet. Nun setzte er sich langsam in Bewegung.

„Na, junger Mann, wohin wollen Sie denn?“

Mattes drehte sich erschreckt um.

„Was wollen S‘ denn von mir“, grollte er. „I hab nix gemacht.“

Der Polizist lachte dröhnend auf.

„Das hab ich auch nicht vermutet, junger Mann“, meinte er gemütlich. „Ich wollte Ihnen nur helfen. Ich glaube, Sie sind fremd hier.“

Immer noch misstrauisch musterte Mattes den Uniformierten. Im Bayerischen Wald hielt man nicht allzu viel von der Polizei. Dann aber überwog die Angst vor dem Verkehr sein angeborenes Misstrauen.

„Fremd bin ich schon“, knurrte er. „Und i möcht zum Elisabeth-Krankenhaus.“

Über das Gesicht des Polizisten lief ein freundliches Lächeln.

„Zu Dr. Schreiber vielleicht“, dröhnte er.

Mattes nickte verwundert. Diese Menschen im Norden sind mir unheimlich, dachte er. Kaum ist man da angekommen, da wissen die auch schon, wo man hin will. Da könnt sich der Gendarm in unserm Dorf aber mal eine Scheibe von abschneiden.

„Woher wissen S‘ denn das?“, fragte er kleinlaut. „I hab doch keinem nie nichts gesagt.“

Der Polizist legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.

„Nun machen Sie sich mal keine Sorgen, junger Mann. Ich werde Sie selbst zum Krankenhaus bringen.“

Immer noch verwirrt trottete Mattes hinter dem freundlichen Polizisten her. Als er ihn einlud, den Polizeiwagen zu besteigen, zögerte er doch. Dann aber folgte er. Krampfhaft hielt er sein Köfferchen an sich gepresst. Aus großen verwunderten Augen starrte er auf den brausenden Verkehr. Der Kopf schwirrte ihm schon von den vielen Eindrücken.

Der Polizist hatte inzwischen der Zentrale mitgeteilt, wohin seine Fahrt ging. Vor dem hohen Eingangsportal der Klinik verabschiedete er sich von Mattes.

„Vergessen Sie nicht, bei sich in Bayern zu erzählen, dass es in Preußen auch höfliche Polizisten gibt“, lachte der Beamte. Dann stieg er in seinen Wagen, winkte Mattes noch einmal zu und brauste davon.

Der junge Bursche war vor dem weiten Portal verschüchtert stehengeblieben. Schließlich fasste er allen Mut zusammen und betrat die hohe Eingangshalle. Er wusste nicht, an wen er sich wenden sollte. In diesem Augenblick ging ein Herr im weißen Kittel an ihm vorbei. Mattes fasste allen seinen Mut zusammen. Mit seiner klobigen Hand hielt er den weiß bekittelten Mann zurück.

„Entschuldigen S‘ bitte schön“, murmelte er. „Wo treff‘ ich hier den Dr. Schreiber.“

Der weißhaarige Mann sah den ungebetenen Gast ärgerlich an.

„Dr. Schreiber ist todkrank“, fauchte er. „Sie sind zu spät gekommen.“

„O mei, die arme Angelika!“

Der Professor war schon im Begriffe weiterzueilen. Mit halbem Ohr hatte er noch die letzte Bemerkung des Mattes mitbekommen.

„Was haben Sie da gerade gesagt, Mann?“, herrschte er den Burschen aus dem Bayerischen Wald an. „Haben Sie Angelika gesagt?“

„Desderwegen bin ich doch hier“, gestand er. „Weil doch die Angelika den Doktor Schreiber immer noch liebt und ich, wo ich doch ihr Freund bin, nicht mitansehen konnte, dass sie immer schmäler wird. So ein feines Madel wie die Angelika. Eine Schande ist es.“

Der Professor nahm Mattes beim Arm. „Kommen Sie, mein Freund. Wir werden uns in unserem Büro weiter unterhalten.“

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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