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Endlos schien sich das Band der Autobahn zu dehnen. Angelika war in ihrem Sitz etwas eingeschlafen. Jürgen hatte ihr rückhaltlos gebeichtet. Sie hatte ihm verziehen.

Als der Motor verstummte, wachte sie auf.

„Was ist, Jürgen?“, fragte sie besorgt. „Ist etwas nicht in Ordnung.“

Der junge Mann lächelte sie beruhigend an.

„Ich will nur Rast machen“, erläuterte er. „Ich brauche unbedingt eine Tasse Kaffee.“

Das Rasthaus an der Autobahn war um diese frühe Morgenstunde menschenleer. Hastig tranken Angelika und Jürgen das heiße Gebräu. Dann klemmte sich Jürgen wieder hinter das Steuer, der Motor brüllte auf, wie ein gefährliches Tier schnellte der Wagen vorwärts.

Angelika schaute auf das im grauen Licht daliegende Band der Straße.

„Warum hat der Professor nicht den Daumen amputiert?“, fragte sie leise. „War es dazu schon zu spät?“

„Jochen hat es verboten. Wann er immer aus seinen Fieberdelirien erwachte, hatte er es streng verboten.“

Angelika schluchzte auf. Für einen Moment sah sie den fieberkranken Jochen vor sich. Sie begriff ihn. Jochen war mit Leben und Seele Chirurg, der Gedanke, dass er nicht mehr würde operieren können, muss eine Qual für ihn gewesen sein.

In der Ferne tauchten die ersten Häuser der großen Stadt am grauen Strom auf. Der Verkehr wurde dichter.

An der Auffahrt Hamburg stoppte ein Polizeiwagen den schnellen Sportflitzer von Jürgen. Der junge Mann kurbelte das Fenster herunter. Aber bevor er etwas sagen konnte, meldete sich schon der Streifenführer.

„Haben Sie keine Angst, Herr Winter“, lächelte er, „wir warten schon seit einer halben Stunde auf Sie. Der Professor hat uns benachrichtigt. Sollen Sie zur Klinik bringen. Fahren Sie uns nach.“

Mit heulenden Sirenen und Blaulicht jagte der Polizeiwagen los, bahnte dem Auto von Jürgen einen Weg durch den dichten Morgenverkehr.

Als Jürgen sich vor dem Krankenhaus bei den Beamten bedanken wollte, winkte der ältere Polizist ab.

„Lassen Sie mal, Herr Winter“, sagte er mit rauer Stimme. „Wir alle wissen, was der Schreiber für einen von uns getan hat. Ist doch nur richtig, wenn wir auch mal eine Kleinigkeit für ihn tun können.“ Sein Gesicht war ernst. „Sagen Sie dem Doktor, dass wir ihm alle die Daumen drücken.“

Jürgen drückte dem Beamten fest die Hand. Dann drehte er sich zu Angelika um.

Die junge Frau hatte es nicht länger ausgehalten. Mit eiligen Schritten war sie die vertrauten Stufen hinaufgelaufen. In der Halle kam ihr Professor Winter entgegen.

Fest nahm er beide Hände Angelikas und drückte sie.

„Endlich, mein Kind“, atmete er auf. „Sie sind unsere letzte Hoffnung. Kommen Sie!“

Mit raschen Schritten führte er Angelika zum Zimmer von Jochen. Vor der Tür hielt er sie noch einmal zurück.

„Er ist bewusstlos“, flüsterte er. „Das Fieber steigt von Minute zu Minute. Sie dürfen nicht erschrecken.“

Angelika nickte tapfer. Das Herz schlug ihr bis zum Halse. In wenigen Sekunden würde sie ihn wiedersehen. Endlich.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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