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Hoch stand die Sonne am strahlend blauen Himmel. Der Schnee glitzerte und funkelte wie tausend Diamanten. Die Glocken der kleinen schmucken Barockkirche von Stolzing jubelten zum Himmel.

Von allen Gehöften waren die Bauern zusammengeeilt. Heute war ihr Fest. Sie hatten sich in ihre besten Anzüge geworfen. Die Frauen hatten die uralten Trachten aus den Schränken gekramt. Ein feierlicher Zug bewegte sich durchs Dorf auf den Hof des Bauern Huber zu.

Angelika stand in ihrem alten Zimmer. Ellen Klinger war eifrig damit beschäftigt, den langen weißen Schleier auf ihrem Kopf zu befestigen.

„Nun steh doch endlich einmal still, Angelika“, lachte sie. „Sonst werde ich nie fertig.“

Die junge Frau lächelte auf Ellen herunter.

„Bald bist du genauso nervös wie ich. Hoffentlich hält Jochen das aus. Immerhin ist er erst seit drei Wochen wieder auf den Beinen.“

Ellen Klinger sah ihre neue Freundin aus glänzenden Augen an.

„Mach dir um Jochen keine Sorgen“, lächelte sie. „Vater und Jürgen kümmern sich um ihn. Ich wette mit dir, dass die Männer jetzt im Gasthaus sitzen und noch mehr schwitzen als wir.“

Das helle Lachen der beiden jungen Frauen klang durch das ganze Haus.

Ganz so unrecht hatte Ellen mit ihrer Vermutung nicht. Tatsächlich saßen die Männer im Wirtshaus. Nur tranken sie nicht. Jürgen hatte mit seinem Vater kurz vor der Hochzeit ein langes Gespräch unter vier Augen gehabt. Der Professor hatte lange gezögert, schließlich hatte er dem Plan seines Sohnes zugestimmt.

Bauer Huber hockte vor seiner Maß Bier und schaute betrübt vor sich hin.

„Also, dass S‘ uns die Schwester Angelika entführn tun, Herr Doktor. I weiß net so recht.“

Jürgen beugte sich vor und legte dem Bauern die Hand auf den Arm.

„Wenn Sie sich noch etwas gedulden, Herr Huber. Ich glaube, ich weiß einen Ersatz für sie.“

Bürgermeister Huber sah erstaunt hoch.

„Haben S‘ eine neue Schwester für uns, Herr Doktor?“

Jürgen schüttelte lächelnd den Kopf.

„Das nicht gerade, Herr Huber“, sagte er herzlich. „Aber wie Sie wissen, habe ich mein Studium abgeschlossen. Sobald ich nun meine Assistentenzeit hinter mir habe, werde ich mich in Stolzing niederlassen. Als ordentlicher Doktor mit meiner Frau.“

Der alte Huber konnte es nicht fassen. Tränen standen in seinen Augen. Dann ergriff er die Hand des jungen Mannes und drückte sie fest.

„Das soll ein Wort sein, Herr Doktor“, lachte er. „Ich hab‘s ja immer gesagt, was das Fräulein Angelika ist, die war wirklich unser Engel. Jetzt hat‘s uns sogar einen echten Doktor beschert.“

Jubelnd brachen sich die Gesänge der Orgel an der Decke der kleinen Kirche. Jochen, begleitet von Mattes, stand am Eingang und wartete auf seine Braut.

Endlich hielt der feierlich aufgeputzte Schlitten vor dem Portal. Angelika hatte darauf bestanden, dass die treue Resi vor ihren Hochzeitsschlitten gespannt würde. Die brave Pferdedame hatte sie so oft durch Wind und Nacht geführt, jetzt sollte sie auch teilhaben an ihrem Glück.

Eine helle Stimme sang das Ave Maria. Langsam und gemessen schritt Angelika an der Seite von Jochen durch das Schiff der Kirche. Ihr Herz sang mit den Stimmen der Kinder das Jubellied.

Fest hielt Jochen ihre Hand. Er beugte sich vor, seine Stimme war voller Zärtlichkeit.

„Ich liebe dich, Angelika“, flüsterte er. „Nie mehr lasse ich dich allein.“

In diesem Augenblick traten die beiden Menschen aus dem Dunkel des Schiffes in das strahlende Licht, das durch die hohen Fenster des Chores fiel.

Für Angelika war die Irrfahrt beendet. Sie hatte den Weg zum Glück gefunden.

ENDE

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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