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Im Haus des Bürgermeisters von Stolzing herrschte helle Aufregung. Mattes war verschwunden. Morgens hatte Mutter Huber nur einen Zettel auf seinem Zimmer gefunden.

Machts euch keine Sorgen. Bin bald zurück, Mattes.

Der alte Bauer tobte.

„So ein damischer Lackl, der Bua“, schimpfte er. „I möcht‘ nur wissen, wohin der verschwunden is.“

Aber alles Toben half nichts, Mattes war und blieb verschwunden. Das einzige, was der alte Huber in Erfahrung bringen konnte, war, dass Mattes mit dem späten Bus nach Hof gefahren war.

Auch Angelika wusste keinen Rat. Sie konnte sich auf das Verhalten des Mattes keinen Reim machen. So sehr sie sich auch den Kopf zerbrach, sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo der Mattes stecken mochte.

Der Tag verging, aber von Mattes kam keine Nachricht. Auch der nächste Tag verstrich, ohne dass man von dem jungen Huber etwas hörte. Mutter Huber war schon völlig verzweifelt. Sie war drauf und dran, die Polizei zu benachrichtigen, nur ihr Mann konnte sie davon abhalten.

Angelika saß allein in ihrem Zimmer. Ihre Gedanken weilten wie so oft an diesen einsamen langen Abenden bei Jochen.

Draußen auf dem Hof hörte sie eine Autotür klappen.

Da ist der Mattes also doch heimgekehrt, dachte sie. Sicherlich wird er sich München angeschaut haben. Er wollte ja schon immer einmal dorthin.

An ihrer Tür klopfte es. Erstaunt sah sie hoch.

„Herein!“

Ein Aufschrei entrang sich ihren Lippen, als sie den späten Besucher erkannte.

Jürgen Winter!

„Jürgen!“ Schneebleich war sie geworden. Ihre dunklen Augen sahen den jungen Mann anklagend an. Verlegen senkte der junge Mediziner seinen Kopf.

„Ja, Angelika. Ich bin‘s. Ich bin gekommen, um meine Schuld zu bekennen.“

Angelika hatte sich auf einen Stuhl gleiten lassen. Die Vergangenheit griff mit kalten Händen nach ihr. Deutlich stand die Stunde, in der sie so bitter enttäuscht worden war, vor ihr.

„Wie haben Sie mich gefunden, Jürgen?“

„Der Mattes hat es uns gesagt“, kam die Stimme von Jürgen. Das Wiedersehen mit Angelika hatte ihn erschüttert. „Sie müssen sofort mit mir kommen, Angelika. Es ist dringend!“

Schreckhaft weiteten sich ihre Augen.

„Nicht! Nicht, Jochen!“

Jürgen nickte dumpf.

„Er braucht Sie, Angelika“, sagte er still. „Seit Wochen kämpft er mit dem Tode. Eine schwere Sepsis. Bei einer Operation hat er sich durch die Unachtsamkeit einer jungen Schwester verletzt. Nur ein Wunder kann ihn noch retten.“

Das junge Mädchen schlug die Hände vors Gesicht.

Durch die offene Tür drängten sich die alten Hubers. Der Bauer sah seinen späten Besucher böse an.

„Was haben S‘ mit unserm Fräulein Angelika gemacht?“, herrschte er Jürgen an. „Warum weint sie?“

Angelika richtete sich auf.

„Ich muss fort, Vater Huber“, sagte sie ruhig. „Man braucht mich. Der Mann, den ich liebe, ringt mit dem Tode.“

„Woher wissen die Stadtleut eigentlich, wo Sie stecken“, grollte Franz Huber. „I hab‘s keinem Menschen nicht gesagt.“

„Der Mattes war es“, warf Jürgen ein. „Er ist nach Hamburg gefahren. Er konnte nicht mitansehen, wie Angelika litt.“

Unter Tränen musste Angelika lächeln.

„Einen feinen Sohn haben Sie, Vater Huber“, sagte sie warm. „Das ist ein wirklicher Freund.“

Jürgen beugte schamerfüllt sein Haupt. Ohne dass Angelika es beabsichtigt hatte, hatte sie ihn tief getroffen.

Das junge Mädchen hatte sich inzwischen gefasst. Eilig raffte sie die notwendigsten Dinge zusammen.

Jürgen Winter hockte in der Zwischenzeit in der Küche der Hubers und stärkte sich bei einem warmen Kaffee. Er musste erzählen, die alten Leutchen konnten nicht genug hören.

Endlich öffnete sich die Tür. Angelika erschien. Sie hatte ihre alte Schwesterntracht wieder angelegt.

„Wir können, Jürgen“, sagte sie ruhig.

Der Sohn des Professors sprang auf. Hilfreich nahm er Angelika den Koffer ab und verstaute ihn im Fond seines Sportwagens.

Mutter Huber hielt sich schluchzend die Schürze vor die Augen, als Angelika sich verabschiedete. Auch der alte Huber hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

„Schicken S‘ mir den Mattes zurück“, brummte er. „Der Bua kann was erleben.“

Angelika lächelte noch einmal den beiden Alten zu, dann nahm sie neben Jürgen Platz. Mit einem Satz sprang der Wagen vorwärts, der Motor brüllte auf. Die lange Fahrt nach Norden hatte begonnen.

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