Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 69

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Er schaute zu den blinden Monitoren hinüber. Es gab nicht einmal die Möglichkeit, zu sehen, was draußen war. Er musste sich auf die Behauptung von Phillis verlassen:

„Gar nichts! Hoffentlich, sonst wäre es bei dieser Geschwindigkeit echt gefährlich. Denke an den Kieselstein!“

Dabei hatte er in den drei Wochen hier an Bord des Raumschiffs ohne Namen eigentlich nichts anderes getan, als herumzulungern und Algen zu essen, wobei allein schon beim Gedanken daran Übelkeit in ihm aufsteigen wollte. Das Zeug war ja angeblich total nahrhaft und gesund, aber vielleicht nicht für jeden? Ihm jedenfalls tat es absolut nicht gut. Er hoffte sogar, es mit der Zeit zu überleben oder zumindest nicht schwer zu erkranken.

Der Benzingenerator, der angeblich gar keiner war, sondern eher so etwas wie ein Alkoholgenerator, spuckte auf einmal.

„Oh“, machte Phillis, als hätte sie soeben ein Haar in der Suppe entdeckt, mehr nicht.

Das Wort Suppe ließ Kanot Borglin schwer schlucken.

Suppe? Ja, das wäre jetzt was, selbst mit ekligen Würmern und ungenießbaren Schnecken oder anderem Ungeziefer. Hauptsache eben Suppe und kein Algenschleim…

Er schaute zu, wie Phillis von den Sternen an dem Generator herum machte. Er selber war von technischem Verständnis noch weiter weg als Algenschleim von einem exzellenten Festmahl. Es kam ihm nur völlig bescheuert vor, eben einen Abgas spuckenden und dabei auch noch sehr altersschwachen Stromgenerator in der Zentrale eines Raumschiffs zu sehen, der darüber hinaus auch noch irgendwelche Funktionsstörungen aufzuweisen schien.

Er stand auf und lief unruhig hin und her.

Seit drei Wochen auf der Flucht. Und weswegen?

Ja, wenn er das bloß wüsste! Plötzlich hatten die eigenen Kollegen seine Unterkunft gestürmt, um ihn umzubringen. War er nicht ein angesehener Offizier der axaraboranischen Flotte? Er hatte sogar einer streng geheimen Spezialeinheit angehört, bestückt mit Supersoldaten, die eines der modernsten Raumschiffe besessen hatten. Sein Aufenthalt auf Dorbanamor war eigentlich nur als Zwischenstopp geplant gewesen. Sie waren in einem Hotel der Flotte untergebracht gewesen, wahrhaft fürstlich, wie es ihrer Sonderstellung gebührte. Jedem seine eigene Unterkunft, was in diesem Fall bedeutete, dass jeder sein eigenes Luxusapartment bewohnen durfte.

Die Mörder waren nachts gekommen. Die Wachautomatik hatte ihn nicht geweckt, weil man sie von außen manipuliert hatte. Er war von allein wach geworden. Besser gesagt: Sein Instinkt hatte ihn geweckt, und auf den hatte er sich bislang immer verlassen können. Ohne ihn hätte er schon lange nicht mehr gelebt.

Dieser Instinkt hatte ihn auch gewarnt, zur Waffe zu greifen. Er hatte sich auf einen Faustkampf eingelassen gegen die Männer, die gekommen waren, um ihn zu töten. Wozu sonst hatten sie mit ihren Desintegratoren sofort das Feuer auf ihn eröffnet?

An den genauen Ablauf konnte er sich nur noch vage erinnern. Seine Augmentierungen hatten ihn übermenschlich stark und vor allem übermenschlich schnell werden lassen. Schneller und stärker als die Angreifer, obwohl sie doch eigentlich dieselben Augmentierungen hatten.

Etwas, was ihn erst später zum Nachdenken gebracht hatte.

Für seine Mörder waren nur winzige Sekundenbruchteile vergangen, und ihm war es gelungen, diese Sekundenbruchteile nur für sich selbst zu Sekunden zu dehnen, die es ihm ermöglichten, einen nach dem anderen auszuschalten.

Ja, es waren langjährige Kameraden von ihm gewesen. Jeden einzelnen von ihnen hatte er trotz der Vermummung eindeutig erkannt. Und sie hatten Schutzschirme aktiviert gegen Energiewaffen. Also hätte er mit seiner Waffe nichts gegen sie ausrichten können. Deshalb hatte ihn sein Instinkt davor gewarnt, nach der Waffe zu greifen. Denn mit bloßen Fäusten wurde er von den Schutzschirmen nicht abgewehrt.

Bevor die Exkameraden noch begriffen hatten, wie ihnen geschah, hatten sie bewusstlos in seiner Unterkunft gelegen.

Er war zur offen Tür geflohen. Draußen wartete auch noch ein Kampfrobot als Rückversicherung für das Mordkommando auf ihn. Voll gepanzert und bewaffnet wie eine Miniarmee wohlgemerkt.

Was hätte er anderes tun sollen, als ihm das Biogehirn aus der Brust zu reißen?

Auch das war ihm erst später in den Sinn gekommen: Wie hatte er fünf Exkameraden, die jeder einzeln so stark hätten sein müssen wie er und dann auch noch einen solchen Roboter ausschalten können, dies alles in Sekundenbruchteilen?

Überhaupt der Roboter: Als er ihm das Biogehirn aus der Brust gerissen hatte… Das war ihm vorgekommen, als würde er in eine weiche Masse greifen anstatt in die hoch wirksame Panzerung, wie sie bei solchen Kampfmaschinen üblich war.

Um danach so schnell davon zu eilen, dass kein normaler Mensch ihm auch nur mit den Augen hätte folgen können.

Erst auf der Straße war er wieder zu sich gekommen.

Kein Wunder, dass ihm jetzt im Nachhinein der ganze Vorgang wie ein Alptraum vorkam: Es war eben nichts anderes als ein Alptraum gewesen, einer jedoch, der Wirklichkeit geworden war! Den er nur deshalb bis heute überlebt hatte, weil er in der nächsten Kneipe Phillis von den Sternen entdeckt hatte.

Vor Jahren hatte er diese einmal dingfest machen müssen. Sie galt als technisches Genie, das allerdings viel zu oft eine nicht geringe Portion an krimineller Energie aufbrachte. Das hatte zu ihrer Festnahme geführt. Weil dazu die üblichen Angehörige der Raumflotte aus ungeklärten Gründen bislang nicht in der Lage gewesen waren, hatte die geheime Eliteeinheit von Supersoldaten auf den Plan treten müssen. Er selbst hatte sie anschließend dem Richter überstellt. Von daher kannten sie sich.

Nein, er hätte nie und nimmer sich auch nur ihr gegenüber zu erkennen gegeben, geschweige denn sie um Hilfe gebeten. Aber was war ihm noch anderes übrig geblieben? Wenn die eigenen Leute ihn begonnen hatten zu jagen. Ohne dass er auch nur den blassesten Schimmer hatte, warum die das plötzlich taten.

Immer wieder hatte er es in den letzten drei Wochen hier an Bord in Gedanken durchgespielt. Er war noch nicht einmal ansatzweise auf eine Erklärung gekommen.

Damals hatte Phillis ihn nur angegrinst und anschließend ihrer Crew vorgestellt. Sie waren normalerweise zu fünft hier an Bord. Ein Raumschiff, das eigentlich noch nicht einmal die Bezeichnung Raumschiff verdiente. Das einzige, was wirklich hier noch funktionierte, war, dass es luftdicht blieb, so dass keine Atmosphäre entweichen konnte. Sonst hätten sie keine Minute im Weltraum überlebt.

Immerhin war es in der Lage gewesen, den Orbit von Dorbanamor zu verlassen, nachdem ihm Phillis eine Tarnidentität besorgt hatte. Diese hatte zwar nur ausgereicht, ihn unerkannt mit der Raumfähre zum namenlosen Schiff der Crew fliegen zu lassen, aber mehr hatte er ja nicht mehr benötigt.

„Wieso hast du mir überhaupt geholfen?“, fragte er jetzt und blieb neben Phillis von den Sternen stehen.

Sie richtete sich auf und bewunderte ihr Werk: Der Stromgenerator brummelte vor sich hin, als wäre es völlig selbstverständlich. Die Abgase verbreiteten sich zunehmend in der Zentrale. Gottlob stand die Tür auf, so dass sich die Abgase im gesamten Höhlensystem verteilen konnten. Die Algen würden sich freuen. Sie bekamen damit neuen Nachschub an Kohlendioxyd und stinkenden Abgasen. Ob sie sich überhaupt freuen konnten?

Kanot Borglin hatte sich wiederholte Male gefragt, wie das Zeug überhaupt wachsen konnte ohne Sonnenlicht. Phillis hatte behauptet, das Licht des Leuchtschimmels würde dafür völlig ausreichen.

Schlimm waren besonders die ersten Minuten an Bord gewesen: Ein Raumschiff wie ein Höhlensystem mit dickem, leuchtendem Schimmel an den Wänden und Algenschlamm in den Tanks für die Luftversorgung… Nein, nicht der Anblick war das Schlimme gewesen, sondern dieser infernalische Gestank, der offensichtlich von diesem Leuchtschimmel herrührte und woran er sich erst noch hatte gewöhnen müssen.

Falls sich jemand jemals daran überhaupt gewöhnen konnte!

Zumindest war es immer hell an Bord. Wäre das Höhlensystem auch noch dunkel gewesen…

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

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