Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 85
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ОглавлениеDer Cryotank mit Derwinia, die unter der Glaskuppel undeutlich erkennbar war, wurde von ihm durch die gleiche Schleuse bugsiert, durch die Kanot die Station betreten hatte.
Er konnte sich vorstellen, wie es abgelaufen war, obwohl man es ihn nicht direkt hatte mit verfolgen lassen. Man hatte Derwinia erst betäubt und dann von Hilfsrobotern in den Tank schließen lassen. Der Tiefschlaf war erst auf dem Weg zur Station eingeleitet worden. Also war er jetzt erst völlig abgeschlossen.
Letztlich war es egal, wann das nächste Erwachen erfolgen würde. Ob in einer Stunde oder in tausend Jahren. Es machte für sie keinen Unterschied bei dieser Methode der Langzeitaufbewahrung.
Trotzdem betrat Kanot mit gemischten Gefühlen hinter dem schwebenden Cryotank das Schiff, das er immer noch Blechbüchse im Stillen nannte.
Hinter ihm schloss sich das Schleusenschott. Er dirigierte den Tank in den Raum, in dem schon die anderen vier Tanks standen. Jetzt besaßen sie also insgesamt fünf von der Sorte, wobei der letzte auch gleichzeitig der modernste und vor allem neueste war.
Dann ging er in die Zentrale, um sich offiziell noch einmal von der Station zu verabschieden.
Auch diesmal achteten sie akribisch darauf, dass nur er in der Bilderfassung erschien. Alle anderen Besatzungsmitglieder blieben für die Station nach wie vor uninteressant. Wichtig war eben nur seine Person als Nachweis dafür, dass er tatsächlich auf Anordnung des höchsten Oberkommandos handelte, das man in der Regel im Gewählten Hochadmiral selbst vermutete, ohne es natürlich genau wissen zu können.
Mittels Traktorstrahl wurden sie von der Station weggestoßen und konnten selbständig wieder Fahrt aufnehmen. Mit dem Ziel außerhalb der Massenballung des Sonnensystems, für ihren nächsten Sprung. Und erst dann, wenn dieser erfolgte, würden sie sich wieder in vollkommener Sicherheit befinden. Das war jedem an Bord klar.
„Lief doch besser als gedacht!“, meinte Kommandant Xirr Prromman, nachdem die Sichtverbindung gekappt war. „Und keiner hat gefragt, wie wir das überhaupt schaffen können, das Sonnensystem zu verlassen?“
„Wieso auch?“, meinte Kanot leichthin. „Die nehmen wohl an, dass es so etwas wie ein Mutterschiff gibt außerhalb der Massenballung. Auf die Entfernung hin kann sich dieses perfekt gegen jegliche Ortung tarnen. Und wenn wir dann plötzlich spurlos verschwinden, werden sie glauben, wir wären in diesen Ortungsschutz mit eingetaucht.“
„Was hätten wir nur ohne dich gemacht?“
„Gar nichts?“, vermutete Kanot Borglin und schürzte die Lippen. „Wie geht es jetzt weiter? Ich meine, wie geht es weiter mit Derwinia?“
„Erst einmal verlassen wir das Sonnensystem. Wir springen in ein anderes Sonnensystem, das von niemandem besiedelt wird. Dort wecken wir die Gefangene.“
„Und wenn wir das jetzt gleich machen würden? Ich meine, nichts und niemand hindert uns daran“, meinte Kanot.
„Im Ernst? Ich dachte eher, du würdest es doch lieber hinauszögern.“
„Nein, ganz im Gegenteil: Ich würde gern das Gesicht von ihr sehen, wenn sie merkt, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen ist. Zwar nicht das erwartet sie, was ich gegenüber Karmaik Zumir behauptet habe, aber sie wird unfreier sein denn je.“
„Unfreier?“
„Was bin denn ich anderes? Ihr habt mich zum Gejagten und somit zu eurem Gefangenen gemacht, um euch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.“ Er hob beschwichtigend beide Hände. „Nur keine weiteren Ausflüchte mehr. Ich will ja nur hier mal die Fakten aufzählen und gut, ich bin sogar damit einverstanden. Ich mache mit, ohne Vorbehalt. Nicht nur, weil mir sowieso nichts anderes übrig bleibt. Aber glaubt mir, für Derwinia wird das die Hölle pur sein. Vor allem, wenn eintrifft, was ihr versprochen habt, nämlich dass sie in unserer Gemeinschaft ihre psychopathische Grundkonditionierung verliert.“
„Einverstanden!“, sagte der Kommandant überraschend. „Kommt alle mit. Niemand sollte es versäumen, während das Schiff ja auch ohne uns auf Kurs bleibt.“
So fanden sie sich schließlich alle in dem Raum mit den Cryotanks ein. Phillis machte sich ans Werk, um Derwinia Tuamor schon Minuten später erwachen zu lassen.
Als erstes schaute sie überrascht umher. Bis sie Kanot Borglin erkannte. Der Anblick schockierte sie sichtlich.
Sogleich sahen sie, wie sie sich zu verändern versuchte, um jedem genau das Bild zu vermitteln von sich, das er als am sympathischsten empfinden musste. So sollte Xirr beispielsweise eine Schuppenfrau sehen, wie sie gar nicht mehr schöner und für seine Begriffe begehrenswerter hätte sein können.
Es funktionierte jedoch nur im Ansatz.
Kanot musste unwillkürlich lachen.
„Damit ist es bewiesen, dass du psifähig bist. Allerdings sind wir alle hier immun dagegen, wegen unserer eigenen Psifähigkeiten. Nur deshalb ist es mir zweimal gelungen, dich einzufangen, aber das scheint dir bis heute nicht klar zu sein.“
„Kanot, bitte“, säuselte sie, während sie sich langsam im Tank aufrichtete, nackt wie sie nun einmal war. „Ich verstehe ja deinen Groll auf mich, aber glaube mir, ich habe in den vergangenen hundert Jahren sehr viel Zeit gehabt, über alles, was ich dir und anderen angetan habe, nachzudenken. Das hat mich völlig verändert! Ehrlich, Kanot, es ist die reine Wahrheit. Ich bin nicht mehr die Derwinia, die du einmal gekannt hast! Ich bin vollkommen geläutert!“
Kanot Borglin musste jetzt schallend lachen. Er wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Bis er am Ende nur noch gluckste:
„Wie kommt es eigentlich, dass ihr Psychopathen meint, ein jeder müsste auf euch aufs Neue hereinfallen, wenn ihr einen solchen Quatsch von euch gebt?“
Sie gab sich fassungslos, vor allem, weil auch alle anderen lachten.
Nur Phillis sah sich gemüßigt, noch etwas hinzuzufügen:
„Ach ja, wenn du meinst, das mit der Sexbombe würde etwas nutzen, dann bedenke, es gibt schon eine Sexbombe an Bord, nämlich mich. Und dann rate mal, ob es mir auch nur das Geringste bis jetzt eingebracht hat.“
Das Gelächter verstärkte sich auch noch.
ENDE