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Nach dem Erwachen aus der Trance fühlte sich Kanot Borglin zum ersten Mal erschöpft.

Durch den Gedankenkontakt mit den anderen wusste er, dass eine solche Séance niemals lange anhalten durfte. Eben weil sie die Mitglieder regelrecht auslaugte. Sie mussten sich danach erst einmal wieder davon erholen. Und außerdem hatte er ja gleich mehrere Séancen hintereinander überstehen müssen.

So dauerte es eine Weile, bis er zu der Frage fähig war:

„Was wollt ihr dort?“

Denn sie hatten verhindert, dass er es während der Séance schon erfahren hatte.

„Es ist das erklärte Ziel seit Jahren“, antwortete der Kommandant, ohne diesmal zu zögern. „All unsere Pläne sind darauf ausgerichtet. Wir hätten es längst schon getan, aber wie schon mehrfach erwähnt, ohne dich wären wir zum Scheitern verurteilt gewesen. Es war eine Sache, Phillis aus dem Hochsicherheitstrakt zu befreien, aber es ist eine völlig andere Sache, diesem Gefängnisplaneten auch nur nahe genug zu kommen. Und wir müssen schon sehr nah sein, um die Besatzung der Raumstation ausreichend beeinflussen zu können. Wobei wir noch nicht einmal wissen, inwiefern uns das überhaupt gelingen kann. Das geringste Versagen hat unsere totale Auslöschung zur Folge. Du weißt selbst, wie überlegen die Waffen dort sind.“

„Seid ihr eigentlich noch bei Trost?“, regte sich Kanot Borglin auf. „Das klingt ja gerade so, als wolltet ihr die Überwachungsstation überfallen. Um was zu erreichen? Vielleicht einen Gefangenen vom Gefängnisplaneten zu befreien? Wie ihr Phillis befreit habt?“

Der Kommandant nickte zögernd, wich dabei jedoch dem forschenden Blick Kanots aus.

Forsan knuffte Kanot mal wieder in die Seite.

„Du schaffst das schon. Wenn nicht du, dann keiner in diesem Universum.“

„Und warum sollte ich überhaupt?“, stellte Kanot die berechtigte Gegenfrage. „Oder wollt ihr mich dazu zwingen? Immerhin habt ihr ja alles getan, um aus einem Jäger wie mir einen Gejagten zu machen. Aber glaubt nur ja nicht, dass ich mich in irgendeiner Weise verpflichtet fühle euch gegenüber. Nur weil ihr dazu beigetragen habt, dass ich den Überfall meiner Exkameraden überleben konnte. Ich brauche ja nicht zu wiederholen, was davon zu halten ist. Und wenn ihr mich schon zwingen wollt: Wie soll das eigentlich aussehen? Ruft ihr ansonsten meine Exkameraden auf den Plan, damit sie mich auslöschen? Nachdem ich euch ausgelöscht habe oder wie?“

„Das siehst du alles völlig falsch!“, behauptete Forsan Kumir.

„So, meinst du? Nun, zwingen geht nicht, erpressen auch nicht. Ich lasse mich nicht dazu erpressen, gemeinsam mit euch einen Gefangen von dort unten zu befreien. Das sind die schlimmsten und gefährlichsten Lebewesen des Universums. Eine Befreiung würde bedeuten, nicht nur den Einflussbereich der Raumflotte zu gefährden, sondern eigentlich… das ganze Universum?“

„Du übertreibst jetzt ab. Schließlich weißt du noch nicht, wen wir überhaupt zu befreien gedenken.“

„Vergiss es, Forsan. Auch wenn du noch so freundlich und verständnisvoll tust: Ich bin doch kein Narr und ziehe in den Krieg gegen die eigenen Leute.“

„Die nicht mehr deine Leute sind!“

„Doch, sind sie nach wie vor. Ihr habt zwar dafür gesorgt, dass ich von den eigenen Leuten gejagt werde, aber ich fühle mich dennoch dem Ehrenkodex der Raumflotte verpflichtet, nach wie vor. Daran wird nichts und niemand etwas ändern können.“

Kanot Borglin stand vom Boden auf und suchte mal wieder einen der zerschlissenen Kommandosesseln auf, direkt neben Phillis diesmal.

Sie schaute ihn nur grinsend an und sagte kein Wort.

Wieso grinste sie eigentlich so dreist?

Der Kommandant stellte sich vor Kanot hin und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß.

„Ja, du hast das völlig missverstanden“, behauptete auch er auf einmal. „Niemand verlangt von dir, dass du gegen deine eigenen Leute kämpfst. Die dort unten machen nur ihre Arbeit. Wir haben nicht vor, ihnen irgendwie Schaden zuzufügen oder sie sogar von dir töten zu lassen.“

„Und wie willst du ohne Kampf eine solche Station erobern? Glaube mir, mit diesen Psi-Tricks wie bei der Befreiung von Phillis habt ihr hier keinen Erfolg.“

„Aber da wissen wir doch alle. Haben wir es nicht schon betont? Weshalb glaubst du, sind wir dermaßen auf dich angewiesen? Du bist offiziell immer noch ein Angehöriger der Flotte.“

„Einer, den es offiziell überhaupt nicht gibt!“, trumpfte Kanot Borglin auf.

„Aber einer, der bereits mehrfach hier angedockt hat, um einen Gefangenen abzuliefern!“, erinnerte ihn der Kommandant jetzt. „Das heißt, wenn du dich ganz brav bei ihnen anmeldest, kommen wir so nah an die Station heran, dass wir im Idealfall sogar andocken können. Vielleicht schaffst du es darüber hinaus, an Bord der Station zu gelangen? Ich habe keine Ahnung, wie das bei einer solchen Übergabe normalerweise abläuft. Sage du es mir.“

Kanot Borglin ging nicht darauf ein.

„Dann hast du tatsächlich vor, die Besatzung der Überwachungsstation zu beeinflussen? Aber das wird nichts nutzen, solange die Automatiken aktiv sind. Im Grunde genommen braucht das Überwachungssystem überhaupt keine Besatzung, und deren Einfluss ist auch nur begrenzt. Das gesamte System ist autark. Selbst wenn sich niemand mehr an Bord der Station befindet, funktioniert das System auch weiterhin. Jeder einzelne Gefangene auf der Planetenoberfläche hat nur einen zugewiesenen Radius zu Verfügung, innerhalb dessen er sich bewegen kann. Die meisten Gefangenen sind gewissermaßen in Einzelhaft, sie dürfen also nicht in Kontakt treten mit anderen. Auf dem Planeten befinden sich abertausende von mehr oder weniger gefährlichen Terroristen, Aliens, Schwerbrecher und Monströsitäten wie aus einem besonders schlimmen Alptraum. Sie werden nicht nur einzeln überwacht, sondern ständig kontrolliert, so eingehend, dass geradezu jede Zelle in ihnen und an ihnen ständig Informationen liefert, aus denen Wissenschaftler neue Erkenntnisse ziehen wollen.“

„Wissen wir doch alles. Wir wollen ja auch nur einen einzigen Gefangenen befreien, und der ist zumindest äußerlich vollkommen menschlich.“

„Aha? Und wahrscheinlich so wie wir, also psifähig? Vermute ich richtig?“

„Genau!“, bestätigte der Kommandant. „Deshalb brauchen wir sie genauso dringend wie dich. Denn nur wenn es uns gelingt, sie in unsere Crew aufzunehmen, sind wir erst vollzählig.“

„Sie? Vollzählig?“

„Ja, es handelt sich um eine Frau. Nach Phillis von den Sternen die wohl schönste Frau des Universums.“

Phillis kicherte nur albern, womit klar wurde, dass der Kommandant absichtlich übertrieb.

„Aber was hat sie denn eigentlich ausgefressen?“

„Wer wüsste das besser als ausgerechnet… du, Kanot Borglin?“

„Ich?“, rief Kanot alarmiert. „Wie heißt sie?“

„Derwinia Tuamor!“

Wenn man Kanot Borglin mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen hätte, wäre die Wirkung nicht schlimmer gewesen.

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

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